Kult(o)ur der Rolande 

 

Suche nach den Roland-Statuen in Norddeutschland vom 25. bis 28. März 2010

Donnerstag, 25. März 2010

Bedingt durch private Veränderungen und aufgrund des monatelangem andauernden Winters brauchten wir nun dringend eine Auszeit. Hinzu kamen unsere neuen Moppeds, die ausgiebig auf einer längeren Tour getestet werden mussten, und schwups...nahmen wir kurzerhand 4 Tage Urlaub.
Axel hatte bereits einmal vor Jahren eine Tour durch alle Rolandstädte Deutschlands geplant, aber irgendwie hatten wir nie genug Zeit gehabt, diese Tour einmal in die Realität umzusetzen. Doch jetzt stand der Durchführung nichts mehr im Wege und wir starteten bei herrlichstem Wetter und warmen Temperaturen um die 20°.

Eine kurze Erklärung zu den Rolanden:
Der Roland ist ein überlebensgroßes Standbild eines Ritters mit Schwert. Die Rolandstandbilder befinden sich in vielen norddeutschen Städten, die meisten im heutigen Sachsen-Anhalt, im Raum der mittleren Elbe (Rolandstädte). Die Vorgänger der steinernen Riesen waren meist aus Holz. Die Rolandfigur soll ein Symbol für eigenständige Städte mit Marktrecht, Handels- und Zollprivilegien sein. Der Name Roland stammt wahrscheinlich von einem Sagenheld des 8. Jhd., der König Karl dem Großen diente und als Volksheld verehrt wurde. Die Figur des heldenhaften Roland erlangte durch das Rolandslied hohe Bekanntheit im Mittelalter.

Wer sich für die Kultur der Rolande interessiert, kann sich Axel´s Bericht "auf den Spuren des Roland..." gerne einmal durchlesen. Hier hat Axel mühsam viele Details und Infos zu vorhandenen oder bereits vergangenen Rolanden zusammengetragen.

Der erste Roland, den wir uns anschauen wollten, erwartete uns in Bad Bramstedt. Hier hatte Axel ein paar Jahre gewohnt und wusste daher, wo er sich befand (was bei den anderen Rolanden nicht immer der Fall war).

Roland in Bad Bramstedt
Roland in Bad Bramstedt

Weiter ging es bis nach Wedel, ebenfalls Rolandstadt. Auch hier fanden wir den Roland sofort.

Roland in Wedel
Roland in Wedel

Der nächste Roland sollte in Bederkesa stehen. Wo, bitte schön, liegt Bederkesa? Nie davon gehört...aber da ja Reisen bekanntlich bildet, würde sich nun bald bei mir diese Bildungslücke schließen.

Wir fuhren bei strahlendem Sonnenschein bis nach Glückstadt, um hier mit der Fähre nach Wischhafen überzusetzen. Gerade, als wir die Einflugschneise zur Fähre erreichten, legte dies aber gerade ab. Tja, da hatten wir Pech...allerdings nun Zeit genug, um über unsere neuen Maschinen zu fachsimpeln und unsere neuen Eindrücke auszutauschen.

Von Wischhafen dann fuhren wir weiter nach Bederkesa und anschließend über die Autobahn weiter nach Bremen. Das Erreichen der Rolande war nicht immer einfach...mal mussten wir über knüppeldicken Kopfsteinpflaster fahren, mal uns dezent durch eine Fußgängerzone mogeln. Manchmal blieb uns aber auch nichts anderes übrig, als die Moppeds stehen zu lassen und den jeweiligen Roland zu Fuß zu suchen.

Roland in Bederkesa
Roland in Bederkesa

Roland in Bremen
Roland in Bremen

Von Bremen aus machten wir uns weiter auf den Weg. Eigentlich wollten wir gerne noch zur JuHe in Hameln kommen, hatten aber angesichts der vorgerückten Stunde schon einige Bedenken, ob wir dies schaffen würden. Der nächste Roland, den wir knipsen wollten, stand in Rinteln. Ein Neuzeit-Roland, zwar aus Stein, aber keine klassische Figur, sondern eher etwas Abstraktes.

Der Blick zur Uhr verriet uns, dass für heute hier Schluss sein musste und wir steuerten die nahe gelegene Jugendherberge hier in Rinteln an. Sah irgendwie "tod" und verlassen aus, kein Licht, keine Bewegung. Trotzdem schwang sich Axel vom Mopped und untersuchte die Lage...und siehe da, die Tür öffnete sich, wir bekamen ein Zimmer und freuten uns, dass bis hierher alles so reibungslos verlaufen ist.

Nach dem Einchecken machten wir uns auf den Weg in die Innenstadt, kauften noch ein wenig Proviant für unterwegs ein und ließen den Abend nach einer leckeren Pizza vom Dönerladen (!) vor der JuHe bei immer noch 17° ausklingen. Wir waren wohlig erschöpft und fielen bereits um 22.00 Uhr müde ins Bett.

Roland in Rinteln
Roland in Rinteln

Freitag, 26. März 2010 

Die Wettervorhersage für den heutigen Tag war eigentlich nicht so prickelnd gewesen, um so mehr freuten wir uns, dass auch dieser Tag mit Sonne und warmen Temperaturen begann. Nach dem Frühstück setzten wir uns dann auch schon um 8.45 Uhr in Bewegung. Wir hatten heute wieder einige Kilometer vor uns und mussten zudem die Kilometer aufholen, die wir gestern nicht mehr geschafft hatten, um im Zeitplan zu bleiben.

Zunächst ging es erst einmal über 100 Kilometern gen Südosten zum Harz. Alles war absolut perfekt...die Maschinen liefen einwandfrei, die Straßen waren klasse, die Sonne lachte. Dann erreichten wir den nächsten Roland in Nordhausen. Auch hier mussten wir die Moppeds vor dem Platz stehen lassen, da das Befahren mit Kraftfahrzeugen nicht erlaubt war.

Der Roland in Nordhausen war nur eine Kopie, wie uns ein Schild verriet. Dem Hinweis aber folgend fanden wir das Original schließlich doch. Zwar war die Tür zum Rathaus bereits verschlossen, ich konnte aber trotzdem ganz gut ein Bild davon durch die Scheibe machen.

Roland Nordhausen
Roland in Nordhausen

Ab Nordhausen ging es einige Kilometer weiter nach Neustadt zum Roland Nr.7. Bei 'Netzkater' legten wir eine kurze Pause ein, da Axel noch ein paar wichtige Telefonate führen musste. Aus der geplanten kurzen Pause wurde jedoch über eine Stunde, da Axel beim 3-maligen Eingeben einer verkehrten Telefon-Pin nun seine letzte Chance verkackt hatte und sein Handy gesperrt war. Erst ein Anruf bei unserem Sohn, der glücklicherweise schon zu Hause war und Axel die dringend benötigte PUK-Nummer zum Freischalten des Telefons übermitteln konnte, brachte alles wieder ins Lot und wir konnten weiter.

Es ging weiter quer durch den Harz nach Quedlinburg und nach Halberstadt. In Halberstadt selber wusste Axel zwar, wo der Roland stand, ein großer Polizeieinsatz mit abgesperrten Straßen und Hubschraubereinsätzen erschwerte uns jedoch die Suche gewaltig, da genau die Straße, die wir fahren sollten, halt gesperrt war. Solche Manöver nehmen natürlich immer viel Zeit in Anspruch und wir hatten hier bereits Zweifel, ob wir unsere heutige geplante Etappe schaffen würden.

Roland Neustadt
Roland in Neustadt - Pause in Netzkater

Rolande in Qudelinburg und Halberstadt
Rolande in Quedlinburg und Halberstadt

Nun musste es hurtig weitergehen. Also auf nach Magdeburg zum nächsten Roland, und weiter nach Haldensleben. Ab Magdeburg ändert sich dann das Wetter ein wenig. Es wurde kühler und die Sonne verzog sich. In Haldensleben kauften wir noch ein wenig Proviant ein und überlegten, wie weit wir noch fahren wollten. Es gab eine JuHe hier in Haldensleben und der Himmel sah nicht wirklich vielversprechend aus. Zwei Blicke...ein Gedanke und wir entschlossen uns, die nächstgelegene JuHe hier im Ort aufzusuchen.

Nachdem wir jedoch die vermeintliche Adresse erreicht hatten und außer einer großen Baustelle nichts weiter fanden (die JuHe befand sich im Umbau), wurde uns unsere Entscheidung abgenommen. Wir mussten also weiter und uns privat irgendwo etwas suchen, da die nächste zu erreichende Jugendherberge viel zu weit weg war. Also ging es erst einmal weiter zum nächsten Roland in Stendal...noch einmal schlappe 70 Km, und die Uhr zeigte bereits nach 18.00 Uhr.

Stendal war die Hölle. Einbahnstraßen und Baustellen wechselten sich ab. Wir konnten den Roland schon fast sehen, erreichten ihn aber auch nach der dritten Stadtumrundung nicht. Fragten wir Einwohner, hieß es immer nur: "Ja, hier gleich um die Ecke...". Ich hatte die Schnauze voll, stellte mein Motorrad ab und machte mich zu Fuß auf den Weg zum Roland. Mittlerweile war es schon dunkel, es hatte angefangen zu regnen und zu donnern und es wurde stürmisch. Endlich fand ich das Objekt der Begierde, machte ein paar Fotos, die aber viel zu dunkel waren und eilte zurück zu den Moppeds. Axel wartete dort und hatte sich zwischenzeitlich bei Passanten nach Übernachtungsmöglichkeiten erkundigt. Die erste Pension, die wir erreichten, war ausgebucht, die zweite geschlossen. Es war bereits 20.30 Uhr, als uns ein freundliches Paar noch auf eine Pension ein paar Hundert Meter weiter aufmerksam machte, und hier hatten wir Glück. Wir bekamen ein Doppelzimmer und machten es uns gemütlich. Auch an diesem Abend wurden wir nicht alt und löschten bereits um 22.00 Uhr wohlig erschöpft das Licht.

Roland in Madgeburg
Roland in Magdeburg

Rolande in Haldensleben und Stendal
Rolande in Haldensleben und Stendal

Samstag, 27. März 2010

Am nächsten Morgen war Schluss mit Sonne und schönem Wetter. Die Temperatur pendelte sich im einstelligen Bereich ein und wir entschlossen uns, doch lieber die langen Unterhosen unterzuziehen. Nachdem wir noch einmal kurz den Roland in Stendal bei Tageslicht besichtigt und fotografiert hatten, ging es weiter zum nächsten Roland in Buch. Buch war ein kleines Dorf, aber trotzdem sollte sich hier irgendwo ein Roland befinden. Nachdem wir die Hauptstraße bestehend aus Kopfsteinpflaster wieder zum Ortseingang zurück fuhren, entdeckte Axel ein Hinweisschild und einen riesigen Holzkasten. Das musste der Roland sein...aber er verbarg sich wie gesagt in einem riesigen Holzverschlag. Schade, und es gab keine Möglichkeit irgendein Foto davon zu machen.

Roland in Buch
Roland in Buch im Holzverschlag

Von hier aus sollte es dann weiter nach Burg gehen, da uns hier der nächste Roland erwartete. Allerdings hatten wir Hochwasser und "Nicht-fahrende-Elbfähren" nicht eingeplant. Trotz Hinweise, dass der Fährbetrieb eingestellt sei, fuhren wir bis zum Fähranleger und landeten tatsächlich im Hochwasser. Ach menno, hier konnten wir die Elbe tatsächlich nicht überqueren. Im nahegelegenen Dorf fragten wir nach der nächsten Möglichkeit, um über die Elbe zu kommen. Richtig unbefriedigend war dann die Aussage, dass wir wieder bis fast nach Stendal zurückfahren mussten, da sich hier die nächst gelegene Brücke über die Elbe befand.

Nun gut, ließ sich nicht ändern und wir mussten bis kurz vor Stendal dieselbe Strecke zurückfahren. Hier überquerten wir dann die Elbe und fuhren weiter auf der anderen Seite der Elbe bis Burg, unserem nächsten Roland.

Roland in Burg
Roland in Burg

Von Burg ging es weiter nach Plötzky und Zerbst. Und von hier aus hätte die Tour weiter bis nach Calbe geführt. Doch auch hinter Zerbst gab es Hinweisschilder, dass die Elbfähren allesamt wegen Hochwassers gesperrt waren. Unser Blick auf die Karte suchte nach einer schnellen Möglichkeit die Elbe woanders zu überqueren. Nach langem Suchen und Abgleichen bot sich uns nur eine Möglichkeit: wieder zurück nach Magdeburg und dort über die Elbe rüber. Ich war begeistert....

Rolande in Plötzky und Zerbst
Rolande in Plötzky und Zerbst

Nachdem wir den mörderlangen Umweg über Magdeburg gewuppt hatten, erreicht wir dann irgendwann Calbe. Ein schönes idyllisches Dorf , und trotzdem irgendwie enttäuschend, da zwar der Roland dort als Statue zu finden war, aber sonst nichts anderes, was auf seine Anwesenheit hindeutete. Nicht einmal die nahegelegene Kneipe oder Apotheke hieß wenigsten "Zum Roland" oder so. Es gab einfach nur langweilige Namen wie "Gasthof zum braunen Hirsch" oder so...

Rolande in Calbe und Halle
Rolande in Calbe und Halle

Egal, sollte nicht unser Problem sein. Der nächste Roland wartete in Halle auf uns. Ebenso wie in Stendal war dieser sehr schwer zu erreichen. Entweder lagen Einbahnstraßen oder Fußgängerzonen vor uns....und so blieb uns auch hier nichts anderes übrig, als die Moppeds stehen zu lassen und zu Fuß den Roland zu besuchen und zu knipsen.

Danach mussten wir uns entscheiden...weiterfahren oder in Halle eine Bleibe suchen. Wir entschieden uns für´s Weiterfahren, da es "doch" erst kurz vor 17.00 Uhr war und wir noch einige Kilometer gutmachen konnten.

Der nächste Roland lauerte in Belgern auf uns. Auf der Karte sah es gar nicht so weit entfernt von Halle aus...die Realität zeigte uns aber anderes auf. Wir erreichten erst kurz nach 18.00 Uhr Belgern. Die Temperaturen waren mittlerweile noch einmal gefallen und es fröstelte uns. Ein umhergehender Blick...eine schnelle Entscheidung und das gegenüber gelegene Hotel auf dem Marktplatz war unser. Wir konnten unsere Moppeds sogar in einer Garage abstellen und ließen diesen tollen Tag bei einem leckeren Essen, einem Bierchen und schönen Gedanken an das Erlebte ausklingen.

Roland in Belgern
Roland und Marktplatz in Belgern

Sonntag 28. März 2010

Wieder starteten wir sehr früh...doch diesmal bereits im Regen. Es ging über ziemlich kleine Straßen gen Norden Richtung Brandenburg. Die Straßen waren teilweise unter aller Sau, die Kälte kroch durch alle Ritzen. Trotzdem packte uns der Ehrgeiz, die geplante restlichen Rolande anzufahren. Allerdings holte uns dann auch irgendwann die Realität ein, als wir Brandenburg erreichten und die Uhr bereits 11.30 Uhr zeigte.

Nach einem kurzen Stopp und ein paar Bildern des Roland entschieden wir uns für den einigermaßen geraden Weg nach Hause. Dass uns dieser durch Perleberg führte und damit zu einem unser nächsten Rolande war mehr oder weniger geplanter Zufall ;-), aber auch sehr schön.

Danach ging es dann endgültig weiter gen Heimat. Wir erwischten zwar den einen oder anderen Schauer, kamen aber glücklich und zufrieden nach über 1.700 KM zu Hause an.

Roland in Perleberg
Roland in Perleberg

Fazit:
Eine absolut klasse Strecke, die gleichermaßen Fahrspaß und Kultur miteinander verbindet. Schade, dass es uns nicht gelungen ist, alle Rolande zu besuchen. Wer die Tour nachfahren möchte, sollte auf jeden Fall erst ab April/Mai unterwegs sein, da Umleitungen durch "Nicht-fahrende-Fähren" doch jede Menge Zeit verschlucken.

Tolle Tour, mit kulturellen Highlight...jederzeit gerne wieder !

Bine
März 2010

Nachtrag vom Mai 2010:

Während unserer Fahrt erkannten wir auf einem Plakat beim Roland in Plötzky, dass es noch 2 weitere Rolande gab, und zwar in Gardelegen und in Oebisfelde. Auf unser diesjährigen Himmelfahrttour führte uns glücklicherweise die geplante Route schnurstracks durch Gardelegen, wo wir nun zumindest einen der noch fehlenden Rolande fotografieren konnten und nun hier in diesen Bericht einfügen können.

Roland in Gardelegen
Roland in Gardelegen

Nachtrag II. vom Juli 2011

Auf unserer Reise durch Russland und das Baltikum führte uns die Tour natürlich auch nach Riga. Ehrensache, dass wir eine Stadtrundfahrt in Kauf nahmen, um den Roland zu finden, zu fotografieren und in diesen Bericht einzufügen. :-)

Roland in Riga
Roland in Riga

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