Im Hintergrund die Gletscherzunge Nigardsbreen des
Jostedalsbreen
Irgendwann Anfang des
Jahres stellte sich uns die jährlich wiederkehrende Frage: "Wohin
wollen wir eigentlich dieses Jahr?" Und wieder wurden Zeitungen
gewälzt, Berichte gelesen und tief im Inneren nach verborgene
Wünschen gesucht. Norwegen war einer davon, doch irgendwie fanden
wir in den letzten 10 Jahren immer wieder erfolgreich Gründe, warum
wir nicht fahren sollten.
"Das ist da zu
teuer", "das ist doch sooo weit weg...", "da ist immer schlechtes
Wetter", waren gern genommene Ausreden. Allerdings kommt dann
doch irgendwann
im Laufe des voranschreitenden Alters und das damit verbundene
Mitsichziehen aller Arschgebrechen auch immer stärker der Wunsch
durch, Orte mit dem Motorrad zu befahren, an denen man noch nicht
gewesen ist. Bei der
Saisoneröffnung unseres Freundlichen lernten wir dann durch Zufall
ein Pärchen kennen, die im vergangenen Jahr Norwegen mit ihrer GS
bereist hatten. Sie erzählten von der Gegend und den landschaftlich
einmaligen Eindrücken, hätten aber aufgrund des erlebten 2-wöchigen
schlechten Wetters in den nächsten Jahren keinen Bock auf einen
weiteren Abstecher dorthin.
Bei uns begann die Saat
jedoch zu
keimen und nach gelesenen Reiseberichten anderer Motorradfahrer und
dem Durchackern des ADAC-Reisesets stand unser Reiseziel für 2009
fest: Norwegen - dieses Jahr oder nie...oder wenn nicht jetzt, wann
dann. Als Termin wählten wir die regenärmste Zeit im Juli. Die
Planungen begannen mit dem Festlegen der Routen (Axels Job) und dem
Checken der Reiseutensilien. Ein Besuch bei einem großen
Motorraddiscounter machte uns um einiges ärmer, da wir ja nun
schließlich in die Wallachei aufbrechen würden und zumindest einen
Reservekanister für Benzin bräuchten. Und natürlich gab es gerade
jetzt ein neues Zelt im Angebot, welches superschnell und einfach
aufzubauen sein sollte. Zwar hatten wir eine Übernachtung im
Zelt nur als Notlösung eingeplant (falls Hütten und Jugendherbergen
belegt wären), trotzdem mussten wir dieses natürlich haben. Dann kam
noch Ning und Nang dazu, ein neuer regendichter Tankrucksack, ein
neuer Packsack, neue Schlafsäcke, eine zusätzliche Regenjacke, neue
warme Strümpfe, noch schnell eine Universal-Freizeithose, ein Satz
neuer Reifen, eine Inspektion und so weiter und so fort...
Auch hatte Axel noch
einmal die komplette Route überarbeitet und die Tagesetappen von
über 400 Km auf 250 bis 300 Km reduziert, so dass sich die
Gesamtstrecke von ca. 4.500 Km auf 3.500 Km verkürzte. Jetzt stand
unserer Expedition nichts mehr im Wege.
Sonntag, 12. Juli 2009
Erfreulicherweise
hatte Micha von unserer geplanten Reise erfahren und sich kurzerhand
einfach eingeklingt. Und so starteten wir am Sonntagmorgen um 6.00
Uhr mit 3 vollbepackten Maschinen gen Norden. Wir wollten Dänemark
durchqueren und mit der Superspeed-Fähre von Hirtshals nach
Kristiansand übersetzen.
Start 6.00 Uhr am 12. Juli in Norderstedt
Nach etwa 2
gefahrenen Kilometern leuchtete dann aber Axels Bremslicht auf, ohne
dass er überhaupt Hand oder Fuß dort anlegte. "Bitte, nicht schon
wieder....", war mein erster Gedanke. War Axel nicht genau deshalb
ein paar Tage vorher in der Werkstatt gewesen, um
diesen Fehler beheben zu lassen? Was hat der Mechaniker denn bitte
schön eingestellt? Nach etwa 5 Kilometern und immer noch
Dauerbremslicht hielten wir vor der Auffahrt zur Autobahn an. Wir
fummelten und drückten und suchten, fanden jedoch den Fehler sowie
eine mögliche Stellschraube (Auskunft der Werkstatt) nicht. Das
Problem war, dass das Dauerbremslicht dem System beim Hochfahren des
Computers vorspielte, die Bremse sei gezogen. Das System führt
daraufhin keinen Check durch und Axel hätte dann die ganze Zeit ohne
ABS und Bremskraftverstärker fahren müssen. Tolle Aussichten bereits
zu Beginn der Reise.
Nachdem wir alle
nicht mehr weiter wussten, half nur noch ein letzter, verzweifelter
und brachialer Ruck am Bremshebel nach oben, und siehe da, für den
Moment war das Problem
gelöst, das
Bremslicht erlosch (warum auch immer) und wir konnten endlich
weiter. Bis Flensburg kamen
wir gut durch und lagen prima in der Zeit. Auch durch die angehobene
Geschwindigkeit von früher 110 Km/h auf jetzt 130 Km/h in Dänemark kamen
wir zügig voran. Wir hatten so früh am Morgen die Autobahn für uns,
und was viel wichtiger war: es schien sogar die Sonne. Nach einem
Tankstopp und weiteren 100 gefahrenen Kilometern machten wir um
10.00 Uhr Kaffeepause, natürlich mit selbst gekochtem leckeren
Pulverkaffee und ein paar Müsliriegeln. Wir hatten alles in meiner
Küche (Topcase) dabei....und sogar auf unser gutes altes deutsches
Wasser mussten wir nicht verzichten. Denn auch hier hatte Axel einen
neuen Wassersack besorgt und für den schnellen Zugriff direkt hinten
auf die Gepäckbrücke montiert.
schneller Zugriff auf das Wasser
alles für die Kaffeepause dabei
Dann ging es über die
doch sehr eintönige Autobahn weiter gen Norden. Bedingt durch
mangelndem Schlaf und frühem Aufstehen fehlten uns doch ein paar
Stunden Erholung und so langsam fielen uns die Augen zu. Zum Glück
war es bis Hirtshals nicht mehr weit. Schade nur, dass sich die
Sonne verzog und doch nun mehr oder weniger dicke graue Wolken am
Himmel hangen. Nach dem Einchecken wurden wir mit den Bikes in die
vorderste Reihe beordert. Es war 12.30 Uhr...wir hatten also noch 1
3/4 Stunden Zeit bis zum Ablegen und um den einen oder anderen
Schauer abzubekommen.
Dann, ab 13.30 Uhr
ging alles ziemlich schnell. Unsere Fähre legte an, die
transportierten Fahrzeugen quollen aus den verschiedenen Decks...es
nahm kein Ende, immer und immer mehr Fahrzeuge wuselten durch den
Anlegeplatz. Unglaublich, was so alles auf die Fähre passte. Und als
wir dachten, es ist vorbei und erste Fahrzeuge aus unserer Reihe
sich bereits auf Handzeichen des Personals in Bewegung setzten,
kamen immer noch fette LKWs und Wohnmobile aus dem Rumpf des
Schiffes. Echt beeindruckend....
Wir bekamen unseren
Stellplatz zugewiesen und nun sollte alles schnell gehen. Aber von
wegen...
Ich hatte keine Ahnung wie so ein scheiß Spanngurt funktionierte.
Zwar versuchte ich, mir den einen oder anderen Handgriff von anderen
Motorradfahrern abzugucken, doch irgendetwas schien einfach nicht zu
funktionieren. Ich konnte ratschen und ratschen, doch niemals
spannte sich der Gurt ansatzweise an. Menno...
Auch bei Axel schien dies nicht zu funktionieren, wir schauten uns
ratlos an, gerieten dann allerdings schon leicht in Hektik, als wir
merkten, dass sich das Schiff bereits in Bewegung setzte. Erst durch
Michas versierte Fähren-Festzurrgurt-Erfahrung konnten wir eine
Viertelstunde später endlich auch unsere nun gesicherten Moppeds
verlassen und uns einen Platz auf den oberen Decks suchen.
Deck 3 auf der Fähre Superspeed
Axel und Micha
Langsam kamen wir zur Ruhe,
und als wir bereits auf hoher See waren, fielen uns allen die Augen zu. Wir
machten es uns so bequem wie möglich, hatten aber nicht wirklich viel
Platz. Micha meinte zwar, dass ihn meine Schlaf-Haltung an Ice-Age-Sids
Ruheposition auf dem Stein erinnerte *lol*, das störte mich aber nicht
wirklich, da ich hundemüde war und nur noch schlafen wollte.
Die Stunde Erholung tat
gut. Als ich aufwachte, sah ich, dass auch Micha und Axel eingeschlafen
waren oder zumindest dösten. Der Blick zur Uhr verriet mir, dass wir immer
noch 1 1/2 Stunde Fahrt bis nach Kristiansand hatten. Wir nutzen die Zeit
für eine lappige Portion teurer Pommes, einen genießbaren Kaffee, einen
kleinen Einkauf Grundnahrungsmittel (Bier, Erdnüsse und Schokolade) und dem
Umtausch von Euros in Norwegische Kronen. An die Preise musste man sich
tatsächlich erst einmal gewöhnen. Umgerechnet 2,- € für eine Dose Bier 0,3
L war schon heftig. Aber auf unser Etappen-Feierabendbierchen wollten wir
nicht verzichten.
Endlich kam Land in Sicht
und damit auch die vollkommen andere Landschaft. Die kleinen Inseln vor
dem Festland waren karg, schroff und besaßen so gut wie keine Vegetation.
Es müssen bestimmt hundert gewesen sein, die den Weg des Schiffes während
der Einfahrt zum Hafen säumten. Ein tolles Naturschauspiel, nicht nur für
uns. Denn nun hatten mittlerweile die meisten der Passagiere sich einen
Platz auf dem Außenschiff gesucht, um hier, genau wie wir, Bilder zu
schießen und diese einzigartige Landschaft auf sich einwirken zu lassen.
Norwegen, wir sind da...und ein leichter Schauer der Freunde durchfuhr
mich. Auch Axels und Michas Augen leuchteten...
Eine Woche vor der Abreise
hatten wir versucht, in der JuHe in Kristiansand ein Zimmer zu buchen.
Nach nicht zustellbaren E-Mails und Faxen erkannten wir, dass es die JuHe
scheinbar nicht mehr gab. Wie gut, dass wir ein Zelt dabei hatten...und so
konnten wir unser komplettes Camping-Equipment auch gleich nach der
Ankunft auf dem Campingplatz in Kristiansand testen. Der Campingplatz war
einfach nur ein großes Areal Rasenfläche mit schroffen Steinen und
Waldabschnitten. Es gab keine Parzellierung und vor allem keine
Gartenzwerge wie in Deutschland. Klasse, also suchten wir uns irgendwo
einen für uns geeigneten Platz. Nach kurzem Suchen fanden wir auch
einen...schön zwischen Bäumen etwas höher gelegen mit dicht angrenzendem
Waschhaus. Und das Beste war: Die Sonne schien wieder und begleitete uns
beim Aufbau mit wärmenden Strahlen. Schön war´s, zumal uns nette Nachbarn
auch noch einen Tisch mit 3 Stühlen zur Verfügung stellten.
Kristiansand, 19.00 Uhr, das Zelt
steht...
lecker Frühstück nach hauseigenem Rezept
Nachdem wir uns
häuslich eingerichtet hatten, stärkten wir uns erst einmal
mit einer Tütenmahlzeit, die wir vorsichtshalber von zu Hause
mitgenommen hatten. Irgendwie konnte ich es immer noch nicht richtig
glauben, dass wir nun in Norwegen waren. Das frühere Unbehagen
schlug in Neugier und freudiges Erwarten auf die schönen
ausgearbeiteten Routen und die damit verbundenen Highlights wie den Preikestolen, die Trollstigen und die Atlantikstraße um.
Wir saßen noch lange
vor unserem Zelt, da hier die Sonne noch bis fast 23.00 Uhr schien. War zwar ungewohnt für uns, aber nicht
unangenehm. Kaum in der Horizontalen schliefen wir dann aber sofort ein.
heute gefahren (ohne Fähre nach
Kristiansand)
Tag 1 Norderstedt - Kristiansand
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Montag,
13. Juli 2009
In der Nacht wurden
wir durch teils heftigen Regen geweckt. Wir hofften nur, dass das
Zelt dichthielt. Erfreulicherweise gab es während unseres ganzen
Urlaubs damit keine Probleme. Als wir am nächsten Morgen aufstanden,
hörte der Regen auf und die Sonne kam teilweise heraus. Wir
frühstückten ausgiebig mit Kaffee und unseren importierten deutschen
Lebensmitteln wie Scheibletten, Bifi und Brot. Dann ging´s ans
Einpacken und Verstauen, wofür wir allerdings immer noch über eine
Stunde brauchten. Viel zu lange...das musste das nächste Mal
schneller gehen. Meinte wohl auch der Wettergott, denn nachdem wir
den letzten Gurt verzurrt hatten, öffnete der Himmel die Schleusen.
Wir schafften es nicht einmal mehr, unsere eigenen Klamotten samt
Regenzeug über zu ziehen, da brach der absolute Platzregen über uns
herein. Aha, das war wohl das berühmt-berüchtigte Norwegen-Wetter.
Im strömenden Regen
verließen wir Kristiansand in Richtung Stavanger, entlang der Küste. Da
Axel mir versprochen hatte, die Routen so zu planen, dass wir durch
möglichst wenig Tunnel fahren müssen, verließen wir die Hauptstraße
auch schon gleich nach ein paar Kilometern. Die Umgehungsstraße um
einen vor uns liegenden Tunnel war die Härte. Sand, Geröll und
Schotter wechselten sich ab...hinzu kam natürlich die schön
matschige Oberfläche durch den zuvor niedergegangenen Starkregen. Ich überlegte kurz, wann
meine Phobien am stärksten sein könnten...bei Tunneldurchfahrten
oder Fahren auf lockerem, matschigen Boden? Ich entschied mich für
den Tunnel, dankte Axel in Gedanken für die Umfahrung und ließ
dies hier einfach geschehen. Mehr, als sich mit der Fuhre auf die
Seite legen, konnte ja eigentlich nicht passieren.
Nach ´zig Kilometern
erreichten wir wieder die Hauptstraße E39. Langsam ließ auch der Regen
nach. Allerdings schoben sich hier nun Auto an Auto und Wohnmobil an
Wohnmobil mit max. 80 Km/h die Straße entlang. Es gab keine
Chance zum Überholen...man befand sich einfach mittendrin und musste
mit dem dahin kriechenden Fluss mitziehen. Gefühlte Stunden später
konnten wir dann aber das erste Mal einen richtig schönen Blick auf
Wasser und Berge erhaschen. Wir mussten anhalten und dieses schöne
Bild einfach im Knipskasten festhalten. Ja, genauso hatten wir uns
Norwegen vorgestellt. Allerdings muss man dazu sagen, dass der reale
Anblick viel schöner war als auf dem Foto.
Erster richtig schöner Blick auf
Wasser und Berge
Nach einem Tankstopp
und immer noch Nieselregen verließen wir irgendwann bei Algard die Hauptstraße
und fuhren weiter auf wesentlich kleineren Wegen gen
Lysefjord.
Jetzt begann auch die Fahrerei Spaß zu machen. Die Straßen waren
zwar schmal, dafür aber kurvig und wenig befahren.
Verständlich...denn die Wohnmobil- und Wohnwagenfahrer zogen eher
die breiteren Strecken vor. Die Straße gehörte uns alleine.
Jippiiiiieee....
Langsam wurden wir
wieder wach und genossen nicht nur Landschaft, sondern auch die
Sonne, die sich mittlerweile wieder zeigte. Jetzt war der richtige
Zeitpunkt für eine Kaffeepause. Irgendwo an einem kleinen See
machten wir halt und brühten uns dank mitgenommenem Wasser und
Equipment unseren eigenen auf. Danach ging es weiter...die schönen
Strecken nahmen kein Ende und ich beschloss, am nächsten Tag meine
Fahrtkamera auf dem Mopped zu installieren. Solche tollen Eindrücke
musste man einfach während der Fahrt festhalten. Dann nahmen
wir unsere erste Fähre. Und selbst dieses Erlebnis war irgendwie
richtig aufregend...ich weiß auch nicht, wieso. Schließlich ist man
in seinem Bikerleben schon x-mal Fähre gefahren, aber über einen
ca. 1.000 m tiefen Fjord zu tuckern, war eben etwas ganz anderes. :-)
Unser heutiges
Etappenziel sollte die JuHe am
Preikestolen sein. Gegen 16.30 Uhr
rollten wir auf den Parkplatz, fragten an und bekamen gleich eine
Abfuhr. Alle Betten bis auf eines waren komplett belegt. Jetzt
stellte sich die Frage, ob wir bis zur nächsten JuHe (ca. 120 Km
entfernt) weiterfahren oder uns auf dem 4 Kilometer entfernten
Campingplatz einquartieren wollten. Wir entschieden uns für
Letzteres, da nicht sichergestellt war, dass wir in der nächsten JuHe auch ein Zimmer bekommen würden. Und wieder schien die Sonne
während unseres Zelt-Aufbaus und trocknete noch schnell unsere nass
gewordenen Klamotten. Wie schön, dass wir ein Zelt mitgenommen hatten,
so konnten wir ganz entspannt den restlichen Abend bei einem
Bierchen, Tee und heimischer Erbsensuppe genießen. Irgendwie hatten
wir später noch Bierdurst, doch bei einem Preis von umgerechnet 6,-
€ pro 0,5L Bier hier im internen Campingplatz-Shop verging uns
dieser auch schnell wieder und wir blieben doch lieber bei unserem
Tee.
Zwar fing es später
noch an zu regnen, das störte jedoch nicht, da der Platz eine sehr
schöne Terrasse hatte, auf der wir es uns gemütlich machen konnten.
Von hier aus starteten dann auch etliche Rundflüge per Helikopter
zum nahe gelegenen Predigerstuhl-Felsen oder auch Preikestolen
genannt. Gerne hätten wir den Felsen selber einmal live gesehen.
Aber für einen Fußmarsch dorthin war es zu spät, wir hatten keine
geeigneten Klamotten dabei und der Hubschrauberflug war uns zu teuer
(45,- € pro Person).
für
Tag 2 Kristiansand - Preikestolen
... für eine größere Ansicht auf´s Bild klicken
Dienstag,
14. Juli 2009
Wir hatten prima
geschlafen und wachten durch die wärmenden Sonnenstrahlen der
norwegischen Sommersonne auf. Nach dem ausgiebigen Frühstück mit
Scheibletten, Bifi und Brot, packten wir ein und machten uns um
10.00 Uhr (wieder zu spät) auf zu unserer nächsten Etappe. Es
versprach ein schöner Tag zu werden. Und optimistisch und
zuversichtlich verstauten wir unsere Regenklamotten ganz unten im
Gepäck.
Bifi muss mit....auf einem Tisch aus
Louis-Hocker und Becks-Tablett :-)))
Biker Union Stammtisch Plöner See in
Norwegen
Im nächsten Ort
entdeckten wir einen Supermarkt und wollten nun erst einmal unsere
fast leere Verpflegungstasche auffüllen. War schon irgendwie
schwierig, denn so etwas wie Dosensuppen oder ähnliches schienen die
Norweger nicht zu kennen. Das Einzige, was nach Konserve aussah,
waren Spaghetti in Tomatensoße. Nun gut...da wir laaaange keine
Nudeln hatten, sackten wir 2 Dosen ein. Außerdem fanden wir noch
einheimisches Bier zu günstigen Konditionen, lecker Brot, eine
frische Gurke, Salami und Käse und natürlich Schokolade. Alles
zusammen für...*schluck*....300 NOKs, fast 36,- €. Zum Vergleich:
Beim Aldi hätten wir dafür max. 12,- Euronen abgedrückt. Aber es war
uns ja vorher schon klar gewesen, dass Norwegen eben teuer
ist...also bitte nicht meckern.
Bei über 20° ging es
dann bei herrlichstem Wetter weiter über kleine Straßen. Zwar
durften wir nur 80 Km/h fahren, für die Kurvenfolgen hier war das
aber völlig ausreichend. Und so schwangen wir und schwangen und
schwangen...bis uns ein Auto wild mit der Lichthupe anblinkte. Axel
reduzierte sofort die Geschwindigkeit. Wie schnell durfte man auf
diesem Abschnitt eigentlich fahren? Keine Ahnung, also
sicherheitshalber runter auf 40 Km/h...hmm....nix zu sehen....weder
Blitzer, noch Polizei, noch irgendwas. Aber die Straße war neu
geteert....vielleicht hätten wir auch nur 30 Km/h fahren dürfen? Wir
waren unsicher. Und dann hinter der nächsten Kurve entdeckten wir das
weiße Auto mit dem freundlich winkenden Polizisten, der uns durch
kraftvolle Bewegungen mit seiner Kelle zum Rechtranfahren ermutigte.
Tausend Gedanken schossen uns durch den Kopf...waren wir zu schnell
gewesen? Hatten wir was übersehen? Innerhalb von Sekundenbruchteilen
kamen mir die Warnhinweise des ADAC bei
Geschwindigkeitsüberschreitungen ins Bewusstsein. Wie war das
nochmal? Bei mehr als 10 Km/h kann es sogar bis zu 3 Tage Knast
geben? *schluck*
Auch Axel fing an
hektisch zu werden und brüllte mit geschwollenen Adern an Schläfe
und Hals zu mir rüber: "Was will der? Hab ich was übersehen?".
Leichte Panik spiegelte sich in seinen Augen wider. Und dann
kam der Polizist wie in Zeitlupe auf Axel zu...keine Miene
verziehend, mit einem leichten Zucken am Unterlid und sagte mit
dumpfer Stimme: "øgø løgø høge dø". Da Axel scheinbar in diesem
Moment zuviel Adrenalin durch die Adern schoss, kam von ihm nur ein
wie aus der Pistole geschossenes, lautstarkes und unfreundliches "WASSISS?".
Ich erstarrte....und hörte schon in Gedanken die Handschellen
klicken...
"Ah...you´re German",
strahlte der Polizist plötzlich. "Your driver-licence, please",
klang freundlich aus seinem Mund. Axel war immer noch auf Alarm und
hatte ihn so schnell nicht verstanden. Ich sagte noch einmal zu
Axel, dass der Polizist nur den Führerschein sehen wollte. Langsam
löste sich bei uns die Verkrampfung und wir kramten unsere Ausweise
und Führerscheine hervor. Der Polizist hingegen lächelte nur,
fragte, wo wir hinwollten und gab uns noch nette Tipps, da es letzte
Nacht ziemlich geregnet hatte und wir nun mit dicken Felsen (rocks)
in Kurven rechnen müssten. Und er wollte auf keinen Fall morgen in
der Zeitung lesen, dass 3 Motorradfahrer verunglückt sind. Dann
wünschte er uns mit einem letzten verstohlenen Blick auf den
eingebauten db-Killer noch eine gute Weiterfahrt und viel Spaß auf unserer
Reise. Was soll man hierzu noch sagen...da hatte man innerhalb der
letzten 30 Jahre nur 2x eine Fahrzeugkontrolle....kaum ist man im Ausland, dauert´s nur einen Tag.
Danach lagen etliche Kilometer der
schönsten Strecken, die man sich vorstellen konnte, vor uns. Die
Sonne schien warm und zauberte die Landschaft in malerische Farben.
Es ging links rum, es ging rechts rum...immer am Wasser
vorbei....einfach nur traumhaft.
immer am Wasser entlang
Anfahrt zur Fähre Hjelmeland
Gegen 13.00 Uhr
machten wir unsere Mittagspause auf einem hoch gelegenen
Aussichtspunkt direkt aufs Wasser. Micha nutzte dieses einmalig
schöne Panorama gleich für ein Foto mit seiner MZ im Vordergrund.
Wer weiß, mit diesem Foto hätte sie bestimmt gute Aussichten "Miss
Juli" im MZ-Kalender 2010 zu werden. :-)))
Rastplatz mit Blick auf den
Nedstrandfjord
Leatherman und Jagdmesser zum Brot- und
Gurkenschneiden
Unsere nächste Fähre
nahmen wir bei Suldal über den Hylsfjord. Ab hier erwartete uns dann
ca. 60 Kilometer Hochebene durch das Skigebiet von Sauda. Karge und
immer noch schneereiche Landschaft, wo außer Moos nichts mehr wuchs,
war das eindeutige Merkmal dieser bizarren Landschaft; die Straßen
äußerst schmal, freilaufende Schafe und Ziegen und
kaum ein anderes Fahrzeug. Es war schon beeindruckend, wie sich die
Landschaft hier von einem Moment zum anderen schlagartig änderte. In
der Mitte der Strecke machten wir Rast und lieferten uns erst einmal
eine ordentlich Schneeballschlacht. Erst jetzt bemerkte ich, dass
die Temperaturen doch um einiges gefallen waren und sich gerade noch
so im zweistelligen Bereich befanden.
Hochebene bei Sauda
Schneeballschlacht im Sommer
Stausee bei Sauda
ziemlich gewöhnungsbedürftiger
Straßenbelag
Dann erreichten wir
Røldal. Unser Ziel hier war eine der legendären norwegischen
Stabkirchen. Kurzer Blick von außen, ein Foto geschossen und schon
ging es weiter, denn wir hatten schon ordentlich Zeit verloren. Ab Røldal fuhren wir dann wieder auf eine der gefürchteten Hauptstraßen
(E13) und somit auch gleich auf einen kilometerlangen Tunnel zu. Ich
holte tief Luft... Als Axel etwa 100 Meter vor der
Tunneleinfahrt dann aber rechts in eine Seitenstraße abbog,
entspannte ich mich zuerst wieder leicht. Als ich dann jedoch den
weiteren Straßenbelag sah, weigerte ich mich konsequent mit einer
Vollbremsung, der ausgearbeiteten Route zu folgen und mein Puls
stieg erneut auf 130. Der Weg sah aus wie äußerst grober Schotter,
mit Spitzkehren und ohne Fahrbahnbegrenzung. "Nix da...", greinte
ich. "Da fahr ich nicht mit." Ich kam mir in diesem Moment zwar wie
ein störrisches Kind vor, und es war mir auch irgendwie peinlich, da
ich auch Michas leichtes Augenverdrehen bemerkte, aber das traute
ich mir einfach heute nicht mehr zu.
Nach einigen
Diskussionen und Erkennen, dass der Schotterweg gar kein Schotterweg
war, konnten wir endlich unsere Tour fortsetzen. Und hier kann ich
nur sagen...Gott sei Dank, denn hier befuhren wir eine der für uns
schönsten und beeindruckendsten Straßen in Norwegen überhaupt. Es
wäre ein Jammer gewesen, wenn wir diese verpasst hätten. Etwas
verwundert waren wir allerdings, als uns ein einsamer Sattelzug mit
Anhänger entgegenkam. Wo wollte der denn hin? Auf der Straße, die
wir gerade gekommen waren, hatte er in manchen Serpentinen und
kleinen Brücken auf jeden Fall nicht ausreichend Platz, und Wenden
war auch nicht möglich. Ob der versehentlich hierher gefahren ist?
Keine Ahnung, und wir werden es wohl auch nie erfahren...
schöne enge Serpentinen, für LKWs
absolut ungeeignet
kaum ein Fahrzeug kam uns entgegen
enge Kehren und...
...einmalig schöne Landschaft
Nach der
Tunnelumgehung befanden wir uns wieder auf der E13. Jetzt hatte der
Fahrspaß ein Ende. Als Highlight hielten wir dann noch einmal am
Latefossen, einem Wasserfall, der den westlichen Abfluss aus der
Hardangervidda bildet. Auf jeden Fall war es höllisch laut, aber
dennoch die reinste Augenweide.
Latefoss Wasserfall - höllisch laut...
aber dennoch eine Augenweide
Nach der Weiterfahrt
wechselten sich dann Wohnmobil an Wohnmobil und LKW an LKW in der endlos dahinziehenden Schlange ab. Schon von Weitem
erkannten wir die nächste Fähre, die uns bei Brimnes über den
Eidfjord setzen sollte. "Schei...", dachte ich, "das schaffen wir
nie." Der vor uns kriechende LKW ließ uns keine Möglichkeit ihn zu
überholen und dann kam auch noch eine Baustelle. Total genervt erreichten wir
die Fähre. Während Axel schnell für uns alle am Wärterhäuschen
bezahlte, fuhr ich schon bis fast auf die Fähre, um der Crew zu
signalisieren, dass hier noch Mitfahrer kommen. Sie verstanden auch
und öffneten noch einmal die bereits fast schon geschlossene
Schranke. Puh...nochmal Glück gehabt, denn die nächste Fähre wäre
erst mehr als eine halbe Stunde später gefahren und es war eh schon
ziemlich spät.
Wir verließen die
Fähre, bogen links ab Richtung Voss und steuerten schnurstracks auf
den gähnenden Schlund eines mörderlangen Tunnels zu. Anfangs war ich
noch entspannt, da Axel ja versprochen hatte, alle in den Karten
eingezeichneten Tunnel zu umfahren. Als uns dann aber das tiefe
Schwarz der Tunneleinfahrt verschluckt hatte und ich gerade noch das
Schild "Tunnelen 7296m" erkennen konnte, meldete sich langsam aber
stetig mein Solar Plexus mit Informationen an Blutdruck, Atmung,
Magen und Darm. Das Blut wich mir aus den Beinen, meine Atmung wurde
schneller und es hämmerte in meinem Kopf "7 Km, 7 Km, 7 Km....". Es
bildete sich gerade eine Panikattacke vom Feinsten und ich befand
mich kurz vor einem drohenden Schwindelanfall, ausgelöst durch falsche
Atmung.
Jetzt nicht durchdrehen...wie
war das Wort mit 6 Us?.....ruuuuuuhig!!!!
Ich versuche mich abzulenken...will an etwas anderes denken, es
gelingt mir aber nicht. Wie ein Kaninchen vor der Schlange starre
ich aufs Micha Rücklicht, sehe eigentlich rechts und links nichts
mehr. Dann nehme ich aber doch das erste Schild mit dem Hinweis wahr:
"6 - 1" (6 Kilometer Resttunnel, 1 Kilometer bereits geschafft).
Mein Helm beschlägt von innen.... Wie macht man noch Frikadellen? Ich kaufe Hack, dann
weiche ich Brötchen ein....und dann? UND DANN? Mir fällt nicht ein,
was ich noch dazu brauchte. Mein Darm grummelt..Das nächste Schild kommt..."5 - 2". Los,
du Memme, streng Dich an. Hack und Brötchen hast Du...was fehlt
noch? Ein Ei, ja genau... "4 - 3"....
Bei "2 - 5" beginne
ich mich langsam zu entspannen. Zwar habe ich in meinem
Frikadellenrezept auch Tomaten als Zutat aufgeführt (warum, weiß ich
nicht mehr), aber es hilft mir, die Panik zu besiegen. Als uns der
Tunnel dann ins gleißende Licht der Abendsonne ausspuckt, ist mein
Rezept fertig und ich bin 3 Jahre gealtert.
naturbelassene Tunnel...
...ohne Beleuchtung
und mit Beleuchtung
hier ein sehr schön ausgebautes Exemplar
Gegen 20.00 Uhr
erreichten wir die
JuHe in Voss und damit unser nächstes Etappenziel. Es sah
eigentlich nicht wie eine Jugendherberge aus, hatte eher etwas von
einem "Bed-and-Breakfast-Hotel". Und beim anschließenden
Verhandlungsgespräch auf englisch wurde uns dann auch ein Zimmer für
umgerechnet 80,- € pro Person angeboten. *Schluck*...das war dann doch
etwas zuviel für unsere Vorstellung. Wir überlegten, ob wir dann
lieber zelten wollten, hatten aber angesichts der vorgerückten
Stunde eigentlich keine richtige Lust mehr dazu. Erneut fragte Axel
nach, ob es denn noch andere Möglichkeiten geben würde. Als das
Mädel am Empfang dann mitbekam, dass wir alle 3 Mitglieder im
Jugendherbergswerk waren, bot sie uns eine Übernachtung im
Schlafsaal (Dorm) an. Mit umgerechnet 18,- € für Übernachtung und
Frühstück pro Person kam das unserer Vorstellung doch schon ein
gewaltiges Stück näher. Wir schlugen ein, richteten uns häuslich in
einer Ecke des Raumes ein und ließen den Abend bei Spaghetti aus der
Dose gemütlich auf der Terrasse ausklingen.
Matratzenlager
"Gourmet-Platte Spaghetti mit Weißbrot"
heute gefahren...
Tag 3 Preikestolen - Voss
... für eine größere Ansicht auf´s Bild klicken
Mittwoch,
15. Juli 2009
Wir hatten prima
geschlafen und machten uns ausgeruht und nach einem leckeren und
reichhaltigem Frühstück kurz nach 9.00 Uhr vom Hof. Heute sollte es
von Voss über schöne Strecken nach
Søgndal gehen. Unsere Route
führte uns allerdings erst einmal zu einer weiteren
Stabkirche
in Kaupanger, die
wir besichtigen wollten. Weiter ging es anschließend über zahlreiche
Passstraßen. Unterwegs schossen wir schnell ein Foto
von einem Rentier, bevor unsere Fahrt erneut über einen weiteren
Pass führte. Zeit für eine Mittagspause...Bei lecker belegtem Brot
und heißem Kaffee ließ es sich hier oben sehr gut in der warmen
Sonne aushalten. Viele andere Auto-, Wohnmobil- und Zweiradfahrer
nutzten ebenfalls wie wir diesen herrlichen Aussichtspunkt für eine
kurze Pause.
Rentier
Passstraße
Wir sind hier...
Mittagspause
Weiter ging´s. Und
bereits nach ca. 200 Metern fuhren wir dann gleich hinter einer
Bergkuppe in dicke Wolken, die auch sogleich ihre
Schleusen öffneten. Da es nicht nur nach einem Schauer aussah,
musste die Kamera also wieder im Tankrucksack verschwinden und die
Regenklamotten übergezogen werden. Es folgten weitere Schauer, an
Wasser vorbeiführende enge Straßen und wieder Schauer. Auch die
Qualität der Straßen ließ zu wünschen übrig und verwandelte den
Fahrspaß der letzten Tage in leichtes nerviges Geeiere.
Dann wurde das Wetter
besser und wir kamen wieder an einer dieser unsagbar einzigartigen
Aussichten auf Norwegens schöner Landschaft vorbei. Im Hintergrund
lag das türkisfarbene Wasser des Fjærlandsfjord umsäumt von 2.000er
Gipfeln, vor uns mein nächster Horrortrip in Form eines 8 Km langen
Tunnels...aber daran mochte ich in diesem Moment nicht denken,
sondern genoss einfach nur diesen wunderschönen Augenblick.
Die Tunneldurchfahrt
begann, ich atmete tief durch und fixierte Michas Rücklicht. Dieses
Mal hielt sich meine Panik in Grenzen, denn eigentlich gab es
nichts, worüber ich in Panik hätte geraten müssen. Die Straße war
breit und einigermaßen gut beleuchtet (wenn man denn seine
Sonnenbrille abgenommen hätte, was ich natürlich vergaß). Sehr
hilfreich waren für mich dabei die Hinweisschilder, die in
gleichmäßigen Abständen die noch zu fahrende Entfernung bis zum Ein- und
Ausgang des Tunnels aufzeigten.
Im weiteren Verlauf
der Route passierten wir noch eine Mautstraße (75,- NOKs pro Bike),
einen weiteren Tunnel (6.900m), bevor wir satt vom Fahren gegen
16.30 Uhr die
Jugendherberge in Søgndal erreichten. Allerdings
mussten wir hier noch knapp eine halbe Stunde warten, da die JuHe
erst um 17.00 Uhr öffnete. Nach dem Einchecken bezogen wir hier
unser 4-Bett-Dorm. Die Männer machten sich auf den Weg, um noch
etwas Essbares aus dem nahe gelegenen Supermarkt zu besorgen, ich
hingegen stürzte mich auf unsere Schmutzwäsche und versuchte, diese
mit etwas heißem Wasser und Rei in der Tube wieder für uns tragbar
zu machen.
Als Abendessen gab es
Fischstäbchen mit Bratkartoffeln, eigenhändig von Micha zubereitet
in der Küche der JuHe. Nach der ganzen Spaghettipampe war dies für
uns wie eine Gourmetplatte mit 3 Gängen. Den krönenden Abschluss
machte ein Heidelbeerjoghurt, den wir alle liebevoll bis zum letzten
Tropfen auslöffelten und penibel darauf achteten, dass nichts im
Becher zurückblieb. :-)))
5-Sternekoch Micha
auf der Terrasse vor unserem 'Dorm'
heute gefahren...
Tag 4 Voss - Sogndal
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Donnerstag, 16. Juli 2009
An diesem Morgen
begleitete uns der Regen schon während des Aufstehens und des
Frühstücks, ließ aber bereits etwas nach, als wir uns gegen 9.30 Uhr
in Bewegung setzten. Unser erstes Ziel heute sollte die
Gletscherzunge
Nigardsbreen des
Jostedals-Gletschers sein. Gemäß GPS
sollte die Anfahrt dorthin von der Hauptstraße aus nur etwa 6
Kilometer betragen, entwickelte sich aber tatsächlich locker zu
knapp 30 Kilometern. Hoffentlich würde sich der Anblick wenigstens
lohnen...
Und wie er sich
lohnte. Der Regen hatte mittlerweile aufgehört und die nun
scheinende Sonne die Straßen großflächig abgetrocknet. Und selbst
wenn der Anblick des Gletschers keine Augenweide gewesen wäre, so
hätte doch zumindest die wunderschöne Strecke dorthin für alles
entschädigt. Und dann erreichten wir dieses Naturschauspiel. Blau
schimmernd und gewaltig schob sich diese riesige Gletscherzunge
zwischen den Bergen hindurch. Gewaltig, eindrucksvoll, Millionen von
Jahren alt...Wer mag wirklich erahnen, was sich alles unter
dieser Masse aus ewigem Eis befinden würde...
Nigardsbreen aus der Entfernung
blauschillerndes Naturschauspiel
Dann kam das
eigentliche Fahr-Highlight unseres heutigen Tages...die etwa 100
Kilometer lange Strecke des
Sognefjellvegen bis nach Lom.
Landschaftlich als besonders schön auf den Landkarten
gekennzeichnet. Manchmal sagen Bilder einfach mehr als Tausend
Worte...
In Lom erwartete uns
die nächste
Stabkirche und unser nächstes Picknick. Auf dem
Parkplatz vor der Kirche machten wir uns an einem Tisch mit zwei
Bänken breit. Keiner nahm irgendwie Notiz von uns...bis zu dem
Augenblick, als ein Bus mit Touris aus Japan anhielt. Das schien für
sie die absolute Sensation zu sein. Emsiges Geschnatter zusammen mit
fleißig geschossenen Fotos begleitete uns bei unserem Imbiss. Sogar,
als sie wieder in den Bus stiegen und ihre Plätze einnahmen, wurden
immer noch zahlreiche Aufnahmen von uns gemacht.
Mittagspause in Lom
Stabkirche in Lom
Nach unserer kleinen
Stärkung besichtigten wir die Kirche (allerdings nicht von innen)
und kauften noch schnell einen Elch im Souvenirshop, der nun fortan
Axels Cockpit schmückt. Von Lom ging es dann weiter über immer
eintöniger werdende Strecken auf einem Hochplateau gen Westen. Je
höher wir kamen, desto kühler und feuchter wurde es. Irgendwo auf
einem Parkplatz auf der E15 hielt Axel an, damit wir uns wärmere
Klamotten anziehenden konnten. Teilweise hatten wir hier oben nur
noch 8°. Mich schauderte, hoffte aber jeden Moment, dass wir wieder
abwärts fahren würden und in wärmeres Gebiet kommen würden. Weit
gefehlt...
Aus den Augenwinkel
heraus entdeckte Axel eine Gruppe Biker, die die Hauptstraße kurz
vor diesem Parkplatz verließ, um weiter über eine Straße zu fahren,
die sich "Gamle Strynefjellsvegen" nannte. Kurze Frage
an alle: "Wollen wir auch?" Freudiges Nicken von Michas Seite,
Achselzucken von meiner Seite. Also, gut, dann hinterher. Alles, was
jetzt noch kommen konnte, musste auf jeden Fall spannender sein, als
diese breite ausgebaute eintönige mit 90 Km/h zu befahrende Straße.
Und wie spannend es war...
Bereits nach dem
ersten Kilometer baumelten meine Füße kurz über dem Boden und meine
Geschwindigkeit sank weit unter 50 Km/h. Die Landschaft war hier
zwar eindrucksvoll und toll, jedoch bekam ich irgendwann davon
nichts mehr mit. Ich konzentrierte mich nur noch auf den vor mir
liegenden Schotter und darauf, nicht in den Seitengraben zu
rutschen. Trotz 8° Außentemperatur war mir höllisch warm. Die Männer
waren schon lange nicht mehr zu sehen. Irgendwie fehlte mir der Spaß
und ich überlegte kurz, ob ich umdrehen sollte. Die Adresse der JuHe
hatte ich ja...ich würde dann Axel eine SMS schreiben und ganz
entspannt über "normale" Straßen weiterfahren. Doch irgendetwas in
mir weigerte sich, jetzt diesem Schweinehund nachzugeben und so
kroch ich weiter im Schneckentempo über Geröll, Schlaglöcher und
Wasserpfützen.
Nach etlichen
Kilometern fiel den Männern dann wohl auf, dass ich fehlte, denn sie
warteten artig am Straßenrand. Ich hatte mit Sicherheit den
Hass-Blick, und das merkte Axel. Und nur durch Gutzureden meisterte
ich dann auch noch die letzten Kilometer...nebenbei erwähnt: die
Schotterpiste war ca. 27 Km lang. Da war auf jeden Fall zu
einem späteren Zeitpunkt ein Einzelgespräch mit Axel fällig...
Beim Schreiben dieses
Berichtes und rekonstruieren der gefahrenen Strecke erkannte ich,
dass der "Gamle Strynefjellsvegen" sogar als landschaftlich schöne
Strecke auf den Karten ausgewiesen war. Schade nur, dass ich davon
nichts mitbekommen habe. ;-)
Gerümpel und Schotter...
...Schotter und Gerümpel
Als wir den
"Gamle Strynefjellsvegen" endlich bezwungen hatten, mussten wir natürlich
irgendwie wieder auf unsere ursprüngliche Route zurückkommen. Kein
Problem...dank Navi. Allerdings nahmen wir nun auf den kommenden 30
Kilometern so ziemlich alle Tunnel mit, die irgendwie hier in der
Nähe des
Geirangerfjord zu finden waren. Es war erstaunlich...aber
die Crash-Kurse der letzten Tage zeigten ihre Wirkung und meine
Panik hielt sich tatsächlich beim Durchfahren in erträglichen
Grenzen.
Schade nur, dass
jetzt das Wetter gänzlich umschlug und uns dicken Dauerregen um die
Ohren haute. Der Blick war durch hohe Luftfeuchtigkeit und
aufwirbelndes Wasser vorherfahrender Autos absolut beeinträchtigt.
So schoben wir mehr als wir fuhren. Dann aber überqueren wir eine
Art Kuppe und hatten frontal den einzigartigen Blick auf den
Geirangerfjord. Blauschimmernd mit grün gesäumter Natur... so lag er
vor uns. Trotz Schmuddelwetters liefen mir Schauer über den
Rücken...nicht vor Kälte oder Nässe, sondern geprägt durch das
Gesehene. Einfach nur toll....
der Geirangerfjord
Postschiff der Hurtigrouten
Wir erreichen die
Stadt Geiranger mit fast dem letzten Tropfen Sprit in Michas Tank.
Hier gab es laut GPS keine Tanke und die nächste war 6 Kilometer
entfernt auf der anderen Seite des Fjords. Gut, dann mussten wir
eben mit der Fähre rüber. Ein Blick auf die Tafel mit den
Abfahrtszeiten ließ uns aber erkennen, dass jetzt um 18.30 Uhr die
letzte Fähre gerade abgelegt hatte. Na toll...dann mussten wir halt
hier übernachten. Das eigentliche Ziel (die JuHe) hätten wir auch
nur mit der Fähre erreicht, so blieb dann nur der nahe gelegene
Campingplatz in der Hoffnung, eine der begehrten Hütten zu bekommen.
Kurze Nachfrage wegen
einer Hütte beim 'Chef de Platz' und....Kopfschütteln. Na toll. Es
goss immer noch wie aus Eimern und auf Zelten hatte ich NULL Bock.
Und als sich herausstellte, dass die hier nicht mal einen
Aufenthaltsraum hatten, hatte ich nuller als Nullbock hier unser
Zelt aufzubauen. Dank weiterer Konversation erfuhren wir dann aber,
dass sich im Ort doch eine Tanke befinden sollte. Nach kurzer
Beschreibung machten wir uns auf den Weg und fanden sie auch. Es
waren einfach nur 2 Zapfsäulen, die mitten vor einem Souvenirladen
standen. Also-so-was...(kopfschüttel)...die hatten wir vorher wirklich
nicht gesehen, obwohl wir da bestimmt 2x dran vorbei gefahren sind.
Erleichterung machte sich breit. Wenigstens konnten wir jetzt tanken
und unsere Fahrt auf der Suche nach einer Hütte für die Nacht
fortsetzen. Erwähnenswert wäre vielleicht noch die defekte und
undichte Zapfsäule, die beim Betanken mehr Benzin über Tankrucksack
und Mopped versprühte, als in den Tank füllte. Nun gut, dafür gab es
ja auch ein Warnschild "Attention - leaking". Trotzdem
unfassbar...wir standen nach dem Tanken in einer riesigen
Benzinlache. Bei uns würde so etwas sofort stillgelegt werden. Und
als ob das nicht genug gewesen wäre, legte der Regen dann hier noch
einmal ordentlich zu.
Bei 12° und
Dauerregen setzten wir unsere Fahrt vom Geirangerfjord weg über die
Adlerstraße (Ørnevegen) fort. Bei Sonnenschein und trockener Straße wäre dieser
sicherlich ein Traum gewesen. Bei Dauerregen und Kälte waren wir
einfach nur froh, dass wir heil oben ankamen. Nach weiteren 10
Kilometern erspähten wir einen Campingplatz. Kurze Frage nach einer
Hütte....Kopfschütteln und weiter. Und weitere 10 Kilometer später
fanden wir ein Schild mit dem Hinweis "lediger Hytter".
Endlich...hier musste also etwas frei sein. Wir checkten ein, waren
angenehm von dem Standard überrascht und richteten uns ein. Wir
hatten einen Vorraum für unsere nassen Klamotten und Tankrucksäcke,
die nach Sprit stanken, hatten einen schönen Aufenthaltsraum mit
Küchenzeile, einen Schlafraum für 4 Personen und Dusche und WC. Was
will Mann/Frau mehr. Der Preis in Höhe von umgerechnet 55,- € war
aus unserer Sicht völlig ok. Wir waren zufrieden und ließen den Abend in
lockerer Stimmung und vor allem im Warmen und Trockenen bei lecker
Nudeln (!!!) ausklingen.
Abschlussbierchen im Warmen und
Trockenen
heute gefahren...
Tag 5 Sogndal - Eidsdal
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Freitag,
17. Juli 2009
Nach dem Aufwachen
der Blick aus dem Fenster: es war diesig und dicke graue Wolken
lagen auf den um uns hochragenden Bergen. Zum Glück hatte es aber
aufgehört zu regnen. Das Frühstück war nicht der Hammer, da wir am
gestrigen Abend nur noch vom Platzwart ein wahrscheinlich altes,
eingefrorenes Brot kaufen konnten. Die geschnittenen Scheiben
fühlten sich wie Zwieback an, und auch der Versuch, das Brot auf der
heißen Herdplatte etwas wohlschmeckender zu machen, scheiterte
kläglich. Kurz nach 10.00 Uhr hatten wir unsere Sachen verstaut und
setzten uns in Bewegung. Bereits nach 3 Kilometern erreichten wir
die nächste Fähre über den Norddalsfjord, und mit unserer Ankunft
dort ließ sich dann auch wieder die Sonne blicken.
Fähre über den Norddalsfjord
Axel ist "der König der Welt"...allerdings
nicht auf der Titanic ;-)
Wie schön, zumal wir heute die
Trollstigen bezwingen wollten, was bei sonnigem Wetter und
trockenen Straßen natürlich 4x so viel Spaß machen würde. Die
Anfahrt zu den Trollstigen war von dieser Seite aus eher unauffällig.
Langsam wurden die Straßen etwas kurviger und führten uns in höhere
Gefilde, trotzdem waren wir mit einem Mal doch ziemlich überrascht,
dass wir den höchsten Punkt bereits erreicht hatten. Hier empfingen
uns Autos, Busse, Menschen und zahlreiche Souvenirläden, die zum
Einkaufen einluden. Natürlich hielten auch wir hier an und suchten
in den Läden nach einem geeigneten Stofftroll. Dies war schwieriger
als zuerst angenommen. Alle Trolle waren entweder aus hartem
Material oder zu niedlich. Nach langem Suchen fanden wir schließlich einen...schön aus Stoff, geeignet um ihn mit einem Kabelbinder am
Mopped zu befestigen und dazu auch noch schön hässlich. Jepp, den
wollten wir...
Parkplatz auf den Trollstigen
Unser neuer Begleiter
Jetzt sollte es an die Abfahrt gehen.
Angesichts der Hunderten von Bussen, Autos, Wohnmobile etc. ahnten
wir schon vorher, dass der Spaß auf der Strecke bleiben würde. Und
richtig. In jeder Kehre hatten wir große Mühe, um nicht aufgrund
mangelnder Geschwindigkeit umzufallen. Wohnmobile schoben sich in
Zeitlupe aneinander vorbei, Wohnwagen warteten in Ausweichbuchten,
bis die entgegenkommenden Reisebusse vorbei waren...und wir immer
dahinter. Es machte keinen Spaß, aber es war ja auch verständlich.
Denn nicht nur wir wollten die Trollstigen einmal befahren haben,
sondern wahrscheinlich jeder Touri, der sich gerade im Lande
Norwegen befand. Und so rollten wir nach der Abfahrt etwas
enttäuschend auf einen Parkplatz, um noch einmal ein letztes Foto zu
machen.
Reisebusse und Wohnmobile satt..
Blick von oben
Auto an Auto...
1 = Unser Standort
Abschlussfoto mit legendärem
Verkehrsschild...
...das einzige seiner Art
Und weiter ging es zu unserem nächsten
Tages-Highlight: der
Atlantikstraße, die meist befahrene Touristenstraße nach den
Trollstigen. Wir wurden auf sie durch Reiseberichte anderer
Moppedfahrer und natürlich durch die Werbung eines bekannten
Fahrzeugherstellers im Fernsehen aufmerksam. Und wenn man
schon mal in Norwegen ist, dann muss man halt auch mal hier hinüber
gefahren sein. Von Molde aus führt sie über etliche Kilometer bis
nach Kristiansund, wobei die Strecke über einige und spektakulär
gebaute Bogenbrücken geht. Insgesamt gesehen hatten wir uns die Tour
und Aussicht aber ein wenig aufregender vorgestellt und waren
ziemlich überrascht, als wir das Ende dann bereits erreicht hatten.
Da es eh Zeit für eine Pause war, drehten wir noch einmal um und
machten auf einem der hinter den Brücken liegenden Parkplätze einen
Stopp. Nach dem Studieren der Infotafel und dem Schießen einiger
Fotos ließen wir uns dann erst einmal unseren Kaffee schmecken..
erste Brücke kurz hinter Molde
und es geht wieder abwärts
Bogenbrücke im Hintergrund
Parkplatz mit Infotafel
Unser nächstes Ziel war nun
Kristiansund, unser nördlichster Punkt, den wir in Norwegen befahren
wollten. Zuvor hatte ich im Internet durch Zufall erfahren, dass
dorthin der Bau eines 250m tiefen und fast 6 Kilometer langen
Tunnels (Atlanterhavstunnelen)
vom Bremsnes geplant war und im Sommer 2009 fertiggestellt werden
sollte. Der Gedanke daran trieb mir wieder leichtes Unbehagen in den
Magen und ich war umsomehr erleichtert, als wir Bremsnes erreichten
und der Tunnel noch nicht fertiggestellt war. Gott sei Dank...also
setzten wir mit der Fähre über.
Von Kristiansund aus ging es dann über
breite ausgebaute Straßen weiter und sollte uns bis nach Sunndalsøra
führen, unserem geplanten Etappenziel für heute. Irgendwann sahen
wir ein Hinweisschild u.a. mit den Worten "Sunndalsøra" und "stengt".
Was, bitte schön, hieß "stengt"? Keine Ahnung, und so scherten wir
uns nicht weiter drum und setzten die Tour fort. Kilometer später
entdeckten wir das Schild erneut, dieses Mal allerdings mit einem
zusätzlichen Hinweis in DIN A4 auf Englisch "this road is closed"
(was wir im Vorbeifahren kaum wahrgenommen hatten). Wie jetzt....road
closed? Geht´s noch? Vom ersten Hinweisschild bis hier waren wir
bereits etwa 15 Km gefahren, und Sunndalsöra lag unmittelbar vor
uns, vielleicht noch 3 Kilometer entfernt. Wir wollten es nicht
wahrhaben und fuhren weiter, kamen dann aber bereits nach etwa 1
Kilometer zum Stehen, da die Straße voll gesperrt war. Ein Blick in
den vor uns liegenden Tunnel mit seitlich abgegangenen
Gesteinsbrocken sagte uns dann auch gänzlich, dass wir hier nicht
durchkommen würden. Also, wieder zurück.
Wir waren genervt. Der Blick auf die
Karte war auch nicht gerade ermutigend, da es keine einfache
Umleitung nach Sunndalsøra gab. Entweder hätten wir ganz bis nach
Kristiansund zurück gemusst, dann unten um den Tingvollfjord herum
wieder nach Sunndalsøra fahren müssen oder wir hätten den oberen Weg
in Richtung Trondheim nehmen müssen...beides hätte uns locker einen Umweg
von schlapp 100 Kilometern beschert. Für heute hatten wir aber
keinen Bock mehr weiterzufahren. Ein Blick zur Uhr, eine schnelle
Entscheidung und der nächste Campingplatz war unser. Und diesen
fanden wir direkt am
Ålvundfjord gelegen. Schön idyllisch, direkt am Wasser. Während
die Männer unser Nachtlager herrichteten, besorgte ich noch im ca.
15 Kilometer entfernten Meisingset etwas zu Essen. Hier gab es nur
noch eine Tanke mit einem internen Shop, das war aber
egal...Hauptsache irgendetwas in den Magen bekommen.
Als ich gegen 21.00 Uhr wieder den
Campingplatz erreichte, standen die Zelte. Jetzt noch schnell
duschen, einen Happen essen und den Abend gemütlich ausklingen
lassen. Wir saßen noch bis nach 23.30 Uhr draußen. Die Sonne war
gerade hinter den Bergen unter gegangen und es war immer noch so
hell, dass man keine Lampe brauchte.
Erwähnenswert war noch, dass Axels
Bremslicht die letzten beiden Tage erneut massive Fehlsteuerungen
aufwies, wir hier versucht hatten, nochmals daran zu rütteln, zu
drücken, zu fummeln, um den Fehler zu lokalisieren und erst ein
leises aber eindeutiges 'Knack' uns nun sagte, dass die Sucherei ab
nun ein Ende hatte....denn was kaputt ist, ist kaputt. Ab hier
durfte Axel nun den Rest der Reise ohne Bremskraftverstärker und ABS
fahren. Hut ab...aber ich hätte mit so einer schweren Fuhre dies
nicht auf mich genommen, sondern die ADAC-Pannenhilfe in Anspruch
genommen. Aber Axel wäre nicht 'Der Extreme', wenn er sich von so
etwas beeinträchtigen lassen würde.
erstmal ein schönes Bierchen...
das Nachtlager ist fertig
Campingplatz am Alvundfjord
nach 23.30 Uhr...und immer noch hell
heute gefahren...
Tag 6 Eidsdal - Alvundsfjord
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Samstag,
18. Juli 2009
Da die Straße nach Sunndalsøra ja nun
gesperrt war, stellte sich die Frage, wie wir denn nun fahren
wollten. Eine nette deutsche Urlauberfamilie gab uns den Tipp, die
Umleitung über den oberen Weg Richtung Trondheim zu machen. Diese
sei etwa nur 50 Km länger als unsere geplante Route und außerdem
landschaftlich schön.
Nach dem
Start setzten wir gleich 4 Kilometer später bei Kvanne mit der Fähre
über. Was uns nun erwartete, waren zwar schöne Gegenden, aber
absolut eintönig zu fahren. Jede Straße sah gleich aus, kaum noch
kurvig und der Blick durch hohe Bäume, die die Straßen säumten,
versperrt. Wir quälten uns kilometerlang von einem Tankstopp zum
nächsten. Auf den letzten 200 Kilometern hatte ich dann auch diverse
Male einen Sekundenschlaf gehabt. Es wurde Zeit, dass ich eine Pause
bekam. Auf der dann kommenden Tankstelle legte mich für eine halbe
Stunde in den Schatten. Das tat richtig gut und ich fühlte mich
wieder frischer.
Bei Alvdal verließen wir dann Gott
sei Dank die eintönige Hauptstraße und überquerten ein einsames,
kaum befahrenes Hochplateau. Ja, jetzt machte die Fahrerei
wenigstens wieder Spaß.
Tankstopp und Pause
eintönige Straßen
Auf den Weg nach Lillehammer versorgten
wir uns in irgendeiner Kleinstadt noch mit Lebensmitteln. Es war
bereits kurz nach 18.00 Uhr und nicht jeder Laden hatte mehr am
Samstag um diese Zeit geöffnet. Wir fanden aber zum Glück einen
größeren Supermarkt und konnten nun entspannt weiterfahren.
Gegen 19.30 Uhr erreichten wir
Lillehammer bedingt durch die Umleitung nach 420 gefahrenen
Kilometern. Hammer...wir waren ziemlich platt. Die
JuHe war ein schwarzer Glaskasten und befand sich direkt am
Bahnhof von Lillehammer. Wir checkten ein, mussten unsere Klamotten
in den 2. Stock schleppen, dann die Bikes auf einem Parkplatz hinter
dem Bahnhof abstellen und zu Fuß wieder in die JuHe zurückgehen.
Alles in allem gesehen war es nicht gerade das, was wir uns unter
"den Abend gemütlich ausklingen lassen" vorgestellt hatten, wobei die
Betonung auf 'gemütlich' lag. Aber was sollte es...wir waren nunmal
hier und hatten auch keine Alternative, also mussten wir das Beste
daraus machen.
Mit Gemüsesuppe und Reis stillten wir
in der Küche erst einmal unseren Hunger. Den "gemütlichen" Teil des
Abends verbrachten wir dann wie die Penner mit Plastiktüten auf
einer Metallbank des Busbahnhofs, da der Aufenthaltsraum der JuHe
bereits ab 22.00 Uhr geschlossen war.
In der Küche der Jugendherberge...
auf dem Busbahnhof...
heute gefahren...
Tag 7 Alvundfjord - Lillehammer
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Sonntag, 19. Juli 2009
Der nächste Morgen
begrüßte uns mit Dauerregen und Null Aussicht auf Besserung. Nach
den leckeren Frühstück packten wir unsere Klamotten und schleppten
erst einmal alles wieder nach unten. Dann holten Micha und ich die
Moppeds, während Axel auf unsere Sachen aufpasste. Als wir zurück
waren, tapperte dann Axel los, um seine Maschine vom hinteren
Bahnhofsparkplatz zu holen. Im Schutze des Überdaches verzurrten wir
alles fest. Ein Blick nach oben genügte, um zu erkennen, dass wir
heute definitiv nicht ohne Regenzeug auskommen würden. Also
Klamotten an...
Blick aus dem Fenster der JuHe in
Lillehammer
Schutz unter dem Überdach
Dann setzten wir die
Fahrt im Dauerregen Richtung Oslo fort. Es goss wie aus Eimern. Man
sah nicht viel. Selbst, als wir Oslo Stunden später erreichten,
schüttete es immer noch von oben. Axel versuchte, irgendwo in Oslo
einen geschützten Parkplatz zu finden, leider vergebens. Daher wird
der Reisebericht über diesen Tag wohl der kürzeste der ganzen Tour
werden. Es gab keine Highlight und keine Bilder, da wir mit
hochgezogenen Schultern Kilometer für Kilometer warteten, dass der
Regen aufhören würde.
Schade, aber das war
ein absolut unspektakulärer Abgang aus Norwegen. Ich hatte gehofft,
noch ein paar Bilder vom Grenzübergang nach Schweden zu schießen,
aber dieser war nur fließend und mitten auf der Autobahn. Also, nix
mit Norwegen-Abschlussfoto.
Langsam beruhigte
sich das Wetter. Irgendwo kurz hinter der Grenze verließen wir die
Autobahn und suchten in einem am Sonntag geöffneten Einkaufszentrum
nach einer Möglichkeit, ein paar Euros in Schwedische Kronen zu
tauschen. Das schwedische Einkaufszentrum war gerammelt voll,
allerdings fast ausschließlich mit Norwegern. Scheinbar war es in
Schweden immer noch um einiges günstiger als in Norwegen, denn warum
hätten sonst die Norweger hier ihren Sonntagnachmittag verbringen
sollen? ;-)
Wir fuhren meisten
abseits aber doch parallel zur Autobahn und waren auf der Suche nach
einer geeigneten Rastmöglichkeit. Anders als in Norwegen, waren hier
Rastplätze jedoch äußerst karg und auch nicht ausgewiesen. Aus der
Not heraus hielt Axel dann an irgendeinem Arbeiterdenkmal an...und
es war uns zu diesem Zeitpunkt egal, ob dies verboten war oder
nicht. Wir hatten Hunger und freuten uns auf eine leckere Scheibe
Brot.
Pause auf Betonbänken
Hier entschieden wir
auch, dass wir nicht weiter bis zu unserem eigentlichen Etappenziel,
der JuHe in Gustafsberg, fahren wollten, sondern bis zur nächsten zu
erreichende Jugendherberge, und die befand sich in Strömstad. Gegen
18.00 Uhr erreichten wir dann Strömstad und die JuHe und bekamen die
Info, dass alles besetzt sei. Auch die umliegenden Juhen waren auf
Anfrage durch das freundliche Mädel vom Empfang allesamt belegt.
Alternativ blieb jetzt nur noch die Möglichkeit, sich hier irgendwo
privat einzuquartieren oder weiterzufahren. Wir entschieden uns
für´s Letztere.
Auf nach Gustafsberg,
in der Hoffnung, dort ein Zimmer zu bekommen. Und noch einmal mehr
als eine Stunde Fahrzeit wartete auf uns. Wir erreichten Gustafsberg
gegen 20.00 Uhr...gerade noch rechtzeitig, um Einzuchecken, denn
hier war ab 20.00 Uhr Schluss, aber erfreulicherweise noch ein
Zimmer für uns frei. Trotz fortgeschrittener Stunde ließen wir uns
erst einmal unser Etappenziel-Abschlussbierchen schmecken, und dann
machten wir uns unser Essen...Hackbällchen in schwerer, brauner
Soße, angereicht an Nudeln al dente. Lecker....
Abschlussbierchen
Jugendherberge Gustavsberg
Die
JuHe in Gustafsberg war ein altes umgebautes Bootshaus mit einem
gewissen Flair, dass man nicht beschreiben kann, sondern einfach
erleben muss. Romantisch, unmittelbar am Wasser gelegen, in
einzigartiger architektonischer Bauweise. Dieses Gebäude hatte
was...es hatte sich auf jeden Fall gelohnt, hier einzukehren.
heute gefahren...
Tag
Tag 8 Lillehammer - Gustafsberg
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Montag, 20. Juli 2009
Wir wollten heute
bereits um 7.00 Uhr aufstehen, da wir möglicherweise die Rückfahrt
in einem Rutsch machen wollten. Micha stellte also sein Handy...
Es klingelte, Axel
und ich standen auf. Seltsam war, dass noch absolut kein Leben weder
in der Dusche noch auf dem Flur zu spüren war. Egal, so hatten wir
wenigstens die Duschen für uns. Gegen 7.45 Uhr waren wir fertig und
warteten darauf, dass der Raum zum Frühstücksbuffet geöffnet wurde.
Beim Verlassen unseres Zimmers fiel Axels Blick auf seine
Armbanduhr....und Schock: es war erst 6.45 Uhr anstatt 7.45 Uhr. Da
hatte Micha wohl vergessen, die Uhrzeit seines Handys auf die
tatsächliche Uhrzeit anzupassen.
Axels Blick sprach
zwar mehr als tausend Worte, aber was sollte man nun machen. Also
packen wir
erst einmal unsere Taschen und verstauten sie auf dem Mopped.
Scheiße...immer noch 50 Minuten Zeit, denn nun war es erst 7.10 Uhr.
Zu diesem Zeitpunkt war es besser, Axel erst einmal nicht
anzusprechen, denn seine Wortkargheit war nicht unbedingt ein gutes
Zeichen. Ich hingegen beschloss, mich noch einmal für ein paar
Minuten aufs Ohr zu hauen. Gegen 7.50 Uhr wachte ich wieder auf und
freute mich nun aufs Frühstück. Wir machten uns auf zum
Frühstücksraum, wunderten uns, dass dieser immer noch geschlossen
war, erkundigten uns bei einem Mitarbeiter und erfuhren, dass das
Frühstück im angrenzenden Café stattfinden würde. ????? Wir waren
beim Anblick erstaunt, denn das Frühstück war ein super reichhaltiges Buffet.
Doch kurz bevor Axel sich den ersten Kaffee in die Tasse gießen
konnte, wollte die freundliche Bedienung gerne unsere "gelbe Karte"
sehen. Welche gelbe Karte? MICHAAAA, AXELLLLLL....welche gelbe
Karte, bitteschön? Achselzucken auf allen Seiten. Ein kurzes
Gespräch auf englisch mit der Bedienung klärte die Situation: wir
hätten also gestern beim Einchecken gleich ein Frühstück mitbuchen
und bezahlen müssen. Aha...na toll, also nix mit Frühstück hier vom
Buffet.
Nachdem wir nun quasi
1 1/2 Stunden bis zum vermeintlichen Frühstück rumgegammelt hatten,
nahmen wir nun um 8.15 Uhr endlich unser eigenes mitgebrachtes Brot
zu uns. Das hätten wir auch schon um 6.45 Uhr haben können. Tja, so
ist es nun mal, wenn viele Missverständnisse aufeinander treffen.
startbereit in Gustafsberg
letzte Pause in Schweden, kurz vor Malmö
Gegen 9.00 Uhr
verließen wir Gustafsberg und machten uns auf den Weg gen Heimat.
Autobahnen, Regenschauer und Sturm machten uns den Rückweg nicht
leicht. Größtenteils fuhren wir nun auf Autobahnen. Bei Malmö
machten wir noch einmal eine kurze Pause. Danach ging es weiter über
die legendäre
Öresundbrücke von Malmö nach Kopenhagen. Bei den herrschenden
Windverhältnissen war es uns nicht einmal möglich, die maximale
Höchstgeschwindigkeit von 110 Km/h zu erreichen...im Gegenteil, wir
dümpelten eher mit 50 Km/h über die Brücke und waren ziemlich
verkrampft, damit uns nicht eine Boe von der Straße drückte. Schade,
dass es hier keinen Parkplatz gab, von dem man das Bauwerk einmal
hätte fotografieren können, denn eine architektonische Leistung war
es allemal.
Danach ging´s weiter
quer durch Dänemark. Irgendwann erreichten wir Rødbyhavn und damit
die Fähre gen Heimat nach Puttgarden. Wir hatten Glück, die Fähre
hatte noch nicht abgelegt und wir konnten noch einchecken. Das
Personal winkte uns ins Schiff, wir fuhren nach vorne...doch leider
waren hier die Abspanngurte für unsere Moppeds durch Wohnmobile
blockiert. Toll...und nun?
an Bord der Fähre Rødbyhavn - Puttgarden
Fähre auf der Vogelfluglinie
Nach kurzem Check
wendeten wir, fuhren zum Heck des Schiffes zurück und fanden hier
noch 3 Plätze zum sicheren Festgurten unserer Moppeds. Nach einer
3/4 Stunde absolut stürmischer Überfahrt erreichten wir dann Puttgarden. Deutschland
hatte uns wieder. Auf der ARAL-Tanke hinter Fehmarn machten wir noch
einmal einen letzten Tankstopp. Axel klinkte sich kurze Zeit später
bei Heiligenhafen aus und fuhr direkt zu unserem Campingplatzplatz am
Rosenfelder Strand. Micha und ich mussten noch bis nach Norderstedt,
das hieß also noch einmal 120 Kilometer zusätzlich.
Gegen 21.00 Uhr nach
724 gefahrenen Kilometern erreichten wir Norderstedt...völlig fertig
und glücklich zu Hause zu sein. Aber gleichzeitig traurig, dass nun
schon wieder alles vorbei war.
Gesamtroute
Fazit:
Keine Reue,
diese Reise gemacht zu haben. Allerdings ist zu empfehlen, dass die
Tagesetappen auf keinen Fall länger als 250 Kilometer sein sollten.
Und bei der Planung der Route sollte man auf jeden Fall kleine
Straßen vorziehen, damit der Fahrspaß nicht auf der Strecke bleibt.
Ansonsten passte aber alles wunderbar. Die
Übernachtungsmöglichkeiten in JuHe, Hütte oder Zelt waren für uns
völlig ok und zeigten, dass man auch auf diese Art günstig in
Norwegen übernachten kann. Leute mit Tunnelphobie sollte auf jeden
Fall einmal Norwegen besuchen, denn danach ist man gänzlich davon
geheilt. ;-)
Und ein megadickes Danke an
Axel für die Ausarbeitung der Routen. Das waren größtenteils
perfekte motorradtaugliche Straßen und wunderschöne Gegenden, durch
die wir gekommen sind und die man so (ohne Lesen anderer Berichte)
wahrscheinlich nie gefunden hätte.
Ebenfalls ein dickes
Dankeschön geht an Micha,
der meine mitunter nicht einfachen Stimmungen ohne
Meckern oder Kommentare einfach so ertragen hat. Mit Dir, Micha,
jederzeit gerne wieder....
Bine
Juli 2009
heute gefahren...
Gesamtstrecke: 3.565 Km
Eine kleine Diashow
von der Rundreise findet ihr hier...
Bei der Diashow
rechts unten den "Vollbildmodus" anklicken für vollen Bildgenuss
(fullscreen), 'ESC' zum Beenden der Diashow