Wir starten in Thonon les Bains
Gegen 6 Uhr wachten wir von alleine auf. Komisch....zu Hause schafft man das nie! Auf dem Platz war noch alles still, als wir mit dem Zeltabbau begannen. Es ist schon merkwürdig, was für ein Krach ein paar Fiberglas-Stäbe und raschelndes Zeltgewebe machen, wenn sogar noch die Vögel ihre Schnäbel halten. Als ob es irgendwas nützen würde, flüsterten wir sogar. Das Stampfen des Packsackes auf den Untergrund zum Komprimieren des Inhaltes klang dann aber wie das Einschlagen eines Pfahls und erschütterte wohl den Boden im Umkreis von 10 Metern, denn kurz nachdem wir fertig waren, hörten wir die ersten Stimmen und aufzurrende Reißverschlüsse... dumdidum....
Mit unschuldigem Blick verzurrten wir das restliche Gepäck und machten es uns nun erst einmal beim Frühstück und einem schönen Becher heißen Kaffee gemütlich. Gerade rechtzeitig, denn die nun hinter den Hügeln aufsteigende Sonne verwandelte die angenehmen Morgentemperaturen innerhalb kürzester Zeit in eine Saunalandschaft.
Die letzte Sandale war verstaut und gegen 9 Uhr setzten wir uns in Bewegung, allerdings, um erst einmal die komplett leeren Tanks zu füllen. Kurz danach erreichten wir den Grenzübergang in die Schweiz. Da wir keinen Bock auf Autobahn, bzw. die horrenden Mautgebühren hatten, führte uns die komplette Route durch die Schweiz über Landstraßen.
Grenze zur Schweiz
Ab nun wechselte sich ein Kreisverkehr mit dem anderen ab. Es gab kein einfaches Links- oder Rechtsabbiegen mehr. Die Navi-Tante sabbelte sich bei jeder Ansage fast ´nen Wolf: "In 350m fahren Sie in den Kreisverkehr ein, dann nehmen Sie die 3. Ausfahrt rechts....". 10 Sekunden später: "Noch 150 Meter, dann fahren Sie in den Kreisverkehr ein und nehmen die 3. Ausfahrt rechts...". "Fahren Sie in den Kreisverkehr ein...." *kreiiisch*. Da fängt man an, langsam genervt die Augen zu verdrehen, zumal sich die Anzahl der Kreisverkehre in der Schweiz dem Abstand der bei uns an der Straße stehenden Postkästen ähnelt. Ich war drauf und dran, mein Navi auszuschalten.
Kreiselmanie
In einer größeren Stadt machten wir dann erst einmal Halt an einer Apotheke, um vom geschulten Personal für Axel ein Erste-Hilfe-Paket zusammenstellen zu lassen, dass seinen "Tropfen an der Nase" vertreiben würde. ;-) Ne, im Ernst...Axel hatte am Morgen bereits über Schluckbeschwerden und Naselaufen geklagt und sich nun erst einmal mit Medikamenten eingedeckt, in der Hoffnung, dass es nicht schlimmer werden würde.
Danach fuhren wir weiter, und es war alles nicht wirklich spannend. Eine Ortschaft wechselte sich mit der anderen ab, keine besonderen Highlights, keine tollen Bergpanoramen und außerorts maximal 80 Km/h. Manchmal wurden die Augen ganz schön schwer, die Hitze tat ihr Übriges dazu. Langsam näherten wir uns dann dem Genfer See und der französischen Grenze. Und auf einmal lag der See dann vor uns, als wir über eine der nächsten Kuppen fuhren, und dieser Anblick war nun wiederum einfach fantastisch. Vor uns der See, die Stadt Montreux, im Hintergrund schneebedeckte Berge und auf dem Wasser tummelten sich hunderte von weißen Booten. Schade nur, dass das Wetter zwar sonnig, aber ein wenig diesig war und somit die Sicht ein wenig trübte.
Blick auf den Genfer See
Wir fuhren durch die Stadt Evian (jetzt weiß ich auch, warum das Wasser so teuer ist) und erreichten schließlich Thonon les Bains, den offiziellen Startpunkt der Route des Grandes Alpes. Nun befanden wir uns schon auf der französischen Seite. Der Spaß begann auch sofort, nachdem wir die Stadt verlassen hatten und uns dem ersten Pass, dem Col de Corbier (1.230m) näherten. Zwar ist dieser Pass nicht direkt in der Wiki-Beschreibung der Route enthalten. Irgendwie sind wir ihn aber doch gefahren. Zum Warmfahren war der gerade richtig.
Einstieg in die Route des Grandes Alpes
Dann ging es auf direktem Wege weiter zum Col de la Colombière (1.603m). Die ersten 1.600 Höhenmetern lagen hinter uns und wir waren glücklich. Am Pass angekommen, schlug uns jede Menge Tourismus entgegen. Souvenirläden, Restaurants, halt das volle Touri-Programm. Klar, dass wir uns auch erst einmal einen Sticker vom Col du Colombière besorgen mussten. Dann erkannten wir, dass dieser Pass zur "Tour de France" gehört und bereits etliche Male in dessen Verlauf eingebaut wurde. Das erklärte natürlich auch die vielen Markierungen auf dem Asphalt und die Unmengen an Radsportlern, die sich hier die Kante gaben. Die Tour de France stand unmittelbar bevor und wir haben richtig Glück gehabt, dass wir unseren Urlaub um 2 Wochen nach vorne geschoben haben. Wenn wir wie geplant Anfang Juli gefahren wären, wäre das wohl unsere kürzeste Urlaubsfahrt gewesen, da mit Sicherheit einige der von uns angestrebten Pässe aufgrund der Veranstaltung nicht befahrbar gewesen wären.
Auf dem Col de la Colombière
Nach der erfolgreichen Befahrung des Col de la Colombière ging es dann zu unserem heutigen Etappenziel, einem "Hostel de la Jeunesse" in Clusaz. Wir waren zusammen mit 3 anderen Motorradfahrern und 2 älteren Damen die einzigen Gäste. Wir bekamen ein großes Zimmer mit eigenem Bad zugewiesen und ließen dann den Abend mit einem leckeren Menü und einem Gläschen Wein, bzw. Bier ausklingen. Mit insgesamt 69,- € für Übernachtung/Frühstück und Abendessen (ohne Getränke) war dies aber unserer Meinung nach schon in der oberen Preisklasse angesiedelt...jedenfalls für Jugendherbergsstandard. Allerdings war das Menü tatsächlich eine Art 3-Gänge-Menü, bei dem zum Abschluss noch typisch französisch eine leckere Käseplatte rumgereicht wurde.
Ankunft in der JuHe La Clusaz
Heute gefahren von Waldshut bis Clusaz: 360,5 KM
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