langsam wird es wieder flach

 

Wir hatten aufs Frühstück verzichtet und uns selber ein paar Schnitten auf dem Zimmer gemacht. Zum Glück gab es dort einen Wasserkocher und so konnten wir uns ebenfalls auch noch einen Kaffee mit unserem übrig gebliebenen Pulver kochen. Das sollte fürs erste reichen. Um 8.00 Uhr saßen wir bereits auf dem Bock und machten uns vom Acker.

Von hier hatten wir nun erst einmal eine Tour bis Freiburg ohne Mautstraßen ins Navi eingegeben. Die Fahrerei war aber mehr als anstrengend und auch langweilig. Immer nur maximal 90 Km/h, keine besonderen Highlights. Mir fielen schon nach einer Stunde die Augen zu. Axel ging es ähnlich und bereits nach 2 Stunden (für uns eher untypisch) machten wir unsere erste Pause.

Der Kaffee tat gut, aber das Wissen, dass wir noch etliche hundert Kilometer bis zur Grenze hatten, ließ uns kurz aufstöhnen. Irgendwann fuhren wir wie im Trance und meine Lider waren schwer wie Blei. Ich wollte Axel noch einmal bitten anzuhalten, doch meine Sprachsteuerung des Scala funktionierte nicht richtig und baute keine Verbindung auf. Also versuchte ich es manuell durch Drücken diverser Tastenkombinationen.

Und dann brüllte mir plötzlich Scooter mit gefühlten 130dB "Fiiiiireee....!" ins Ohr. Ich wusste in dem Moment vor Schreck nicht ansatzweise, was gerade abging und drückte reflexartig und panisch auf alle Schalter... Allerdings nicht vom Scala, sondern vom Mopped. So wechselten sich kurzzeitig Blinker, Heizgriffe und Fernlicht in ihrer Funktion ab, bis ich begriff, dass dies nichts mit dem Mopped zu tun hatte. Mittlerweile hämmerte mir ein Sound mit 160 beats per minutes ins Ohr. Weitere Versuche, das Gebrülle abzustellen, scheiterten. Irgendwann gelang es mir dann doch. Das Adrenalin in meinem Körper sorgte aber für einen ziemlich erhöhten Puls. Meine Fresse....jedenfalls war ich jetzt wach. Und nun wusste ich auch, dass ich mit Drücken irgendeiner Tastenkombination meinen Musikplayer im Garmin zum Laufen bringen konnte. ;-)

Gegen 13.00 Uhr erreichten wir Freiburg. Deutschland hatte uns wieder und wir konnten nun wieder ganz entspannt Autobahn fahren. Wir gaben ins Navi ein: Grube an der Ostsee und das Navi spuckte 900km aus. Ok, also schauen wir mal, wie weit wir heute kommen. Um 13.30 Uhr setzten wir uns in Bewegung.

Navigationsanweisungen
letzte Navigationsanweisungen

Irgendwo bei Karlsruhe fuhren wir gemütlich mit 150 Km/h, als uns etwas schneller ein anderer GS ADV-Fahrer überholte. Ich zögerte nicht lange, da mir eh schon wieder die Augen zufielen und schloss mich einfach an den nun vor uns fahrenden GS-Fahrer an. Zwar  lag das Tempo jetzt so bei 180 Km/h, aber ich war wieder wach und es machte Spaß mit 3 Dickschiffen über die Autobahn zu fliegen. Auch Axel spielte mit und klemmte sich sofort an mein Heck. Es dauerte ungefähr 5 Minuten, bis der andere GS-Fahrer begriffen hatte, dass wir uns einfach anschließen wollten, aber dann gaben wir eine richtig geile Gruppe ab, jedenfalls von der Optik. Schade, dass ich kein Bild davon habe, aber ich hatte in Freiburg die Kameras abgebaut, da mir dies auf der Autobahn zu "windig" war.

Es machte echten Spaß, einige Autofahrer begriffen gar nicht, was sie denn da überholte, denn wir waren wie eine Einheit, obwohl wir vorher noch nie zusammen gefahren waren. Einfach toll...
Ich weiß nicht, wie viele Kilometer wir zusammen gefahren sind... es müssen aber weit über Hundert gewesen sein! Bei Frankfurt klinkte sich der GS-Fahrer dann aus und wir zogen wild winkend, genau wie er, an ihm vorbei. Jo, das hatte Spaß gemacht.

Leider fing es kurz nach Frankfurt an zu regnen. Kein kräftiger Regen, sondern eher so ein Pieselregen, und es wurde kälter. Irgendwo zwischen Frankfurt und Kassel fuhren wir einen Rasthof an und wechselten erst einmal T-Shirt gegen Fleecepulli und wasserdichte Goretexhandschuhe.

Pause bei Frankfurt
Pause bei Frankfurt

Nach einem Kaffee, den ich der Bedienung beinahe ins Gesicht geschüttet hätte, weil sie mir erklärte, dass der Preis in Höhe von 3,75 € völlig gerechtfertigt sei, fuhren wir weiter... und es regnete und regnete.

Bei Hannover gingen dann so richtig die Schleusen auf, da half dann auch kein Goretex mehr. Langsam merkten wir, wie sich die Nässe ihren Weg auf den Körper bahnte. Hinter Hamburg steigerte sich der Regen noch einmal in eine Sintflut und gegen 22.30 Uhr erreichten wir pitschenass unser Domizil an der Ostsee. Wir mussten den illegalen Weg über Dahme nehmen, da wir uns dort an der Schranke vorbeimogeln konnten, denn die Hauptzufahrt war bereits um 22.00 Uhr geschlossen. Es hörte sich gewaltig an, wenn 2 Moppeds bei Totenstille über den Platz pötterten. Aber das war uns egal. Wir froren, waren erschöpft und freuten uns, dass wir die 900 KM ab Freiburg noch einigermaßen "im Hellen" geschafft hatten.

Beim Absteigen vom Mopped bin ich dann runtergefallen...einfach so, und lag mit einem großen Fragezeichen auf der Stirn auf dem Rasen. Meine Beine sind mir einfach wie Streichhölzer weggeknickt. Zum Glück hatte ich aber schon den Seitenständer raus, so dass wenigstens die Maschine stehen blieb. Axel kriegte sich vor Lachen kaum ein.... Zuerst fand ich es alles andere als witzig, wenn man wie ein Käfer auf dem Rücken liegt, aber dann musste auch ich schmunzeln.

Dann hieß es nur noch Klamotten aus, in eine warme Decke kuscheln, Heizung an und die heute gefahrenen 1.214 km und die letzten schönen Tage bei einem heißen Grog noch einmal Revue passieren lassen.

Heute gefahren von Bourg bis an die Ostsee: 1.214 KM

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