Bäume, Seen und Loppis

 

 

Um 4:15 Uhr machten wir uns etwas frisch und zogen uns noch ein paar Müsliriegel und Multivitaminsaft zum Frühstück rein, ehe dann um 4:45 Uhr die Fähre anlegte und wir etwa eine Viertelstunde später diese verlassen konnten. Obwohl wir wenig geschlafen hatten, waren wir einigermaßen wach. Schön war, dass es bereits hell war.

Stellplatz auf der Fähre
Stellplatz auf der Fähre

Unsere Tour führte uns nun Richtung Vänernsee. Wir mussten durch Göteborg, was sich schwieriger erwies als vorher angenommen. Ein paar unvorhergesehene Baustellen und schwupp, ist die geplante Route verkackt. Immer wieder wollte uns das Navi ins Stadtinnere führen und immer wieder brach Axel genervt die Routenführung ab. Wir waren gerade mal 75 Kilometer unterwegs gewesen (von etwa 5.500 !!!), da flippte Axel schon das erste Mal aus. Huch...das war dann doch schneller als vermutet. ;-)

Wir fuhren dreimal hin und her, dann cancelte Axel die Navigation und gab manuell als Ziel die nächstgrößere Stadt auf der geplanten Tour ein. Und endlich konnten wir dann Göteborg verlassen. Dass das Navi uns nur zu einem von Axel geplanten Fotostopp in Göteborg führen wollte, hatte er gänzlich vergessen und erst beim Nachbearbeiten nach dem Urlaub am PC festgestellt. Kaputtlachen

Nun begann es zu nieseln. Landschaftlich war dadurch nicht mehr allzu viel zu sehen. Die Straße entpuppte sich auch nicht gerade als Kurveneldorado und hinzu kam jetzt doch die Müdigkeit. Um 7:30 Uhr entschieden wir uns, jetzt erst einmal richtig zu frühstücken. Wie gewohnt auf einem Parkplatz und natürlich mit frischem Kaffee und Bifi-Sandwich...und 13 °C.

Erst einmal frühstücken
Erst einmal frühstücken

Bifi muss mit
Bifi muss mit

Das Dalsland

Obwohl es immer noch nieselte, befestigte ich ab hier meine Fahrtkameras in der Hoffnung, dass sich das Wetter bessern und die Landschaft interessanter werden würde, denn das Dalsland soll ja eine der schönsten Gegenden in Schweden sein. Meine Kamera blieb aber leider aus. Lag wohl am Wetter, dass alles irgendwie nur grau in grau wirkte.

In der Nähe des Vänernsees erreichten wir dann die erste auf der Tour geplante Sehenswürdigkeit, den Dalslandkanal bei Håverud, eine künstliche Wasserstraße, die den Vänernsee mit einer Reihe von Seen der historischen Provinz Dalsland und dem westlichen Värmland verbindet. Wir hielten, bestaunten das einmalige Bauwerk und schossen zahlreiche Fotos. Klasse war, dass sich genau in dem Moment ein Schiff in der Blechrinne des Kanals befand und man einen guten Eindruck vom Größenverhältnis bekam.

Dalsland-Kanal
der Dalslandkanal bei Håverud

Zum Glück hatte es aufgehört zu regnen und man konnte langsam die doch schöne Landschaft genießen. Wir befanden uns westlich der E45 und kurz nach dem Dalslandkanal führte uns dann die Route weiter über eine 9 Km lange Nebenstrecke. Warum die für Automobile mit Anhänger gesperrt war (Hinweisschild am Straßenrand), hatte ich anfangs nicht verstanden. Als wir jedoch die ersten Kilometer hinter uns hatten, war mir klar, warum.

Es ging in kurzen Abständen auf- und abwärts, gespickt mit S-Kurven, ich kam mir vor wie in der Achterbahn. Und ich rede hier nicht von kleinen Hügeln, sondern von 20%-Steigungen mit integrierten Steilwand-Kurven. Der Hammer! Auch Axel erwachte aus seiner Klappstuhl-Haltung und nahm nun ordentlich Fahrt auf. Boah, was für ein Spaß. Die Müdigkeit verflog, wir hatten nun eindeutig mehr Adrenalin als Melatonin im Blut.

hoch und runter
hoch und runter

In der Nähe von Tösse, südlich von Åmål gelegen, kamen wir wieder auf die eintönige E45 und weiter ging es Richtung Karlstad. Um 10:20 Uhr irgendwo nordwestlich des Vänernsees brauchte ich dringend eine Pause. Nach zweimaligem Sekundenschlaf ging bei mir gar nichts mehr. Axel hielt auf dem Parkplatz eines Imbisses, der noch geschlossen hatte und ich packte mich sofort mit meinem Tankrucksack als Kopfkissen auf eine der davor stehenden Bänke.

Die 20 Minuten überdösen taten gut und als der Imbiss langsam zum Leben erwachte, machte wir uns weiter auf den Weg. Gegen 11:45 Uhr erreichen wir Skoghall südlich von Karlstad und hatten einen fantastischen Blick auf den Vänernsee, mit einer Fläche von 5.519,1 km² der größte See Schwedens und der drittgrößte See Europas. Natürlich machten wir auch hier zahlreiche Fotos.

Blick auf den Vänernsee
Blick auf den Vänernsee

Eigentlich wollten wir nach Plan hier unsere heutige Etappe enden lassen. Es war jedoch erst kurz nach 12:00 Uhr. Wir konnten also noch locker 5 Stunden fahren, was wir dann auch in die Tat umsetzen wollten. Außerdem brauchten wir noch Schwedische und Norwegische Kronen. Bislang hatten wir irgendwie keine Wechselmöglichkeit gefunden.

Da wir nun schon in Karlsstad waren, suchte Axel hier im Navi nach einer Bank, die er auch fand. Ich wartete derweilen bei den Moppeds, da wir in einer gebührenpflichtigen Parkzone standen und nichts in den Automaten werfen konnten, weil wir ja eben noch keine Kronen hatten.

In der Bank wechselte man aber kein Bargeld und Axel wurde an eine Bank auf der gegenüberliegenden Straßenseite verwiesen. Hier ging es dann zu wie beim Einwohnermeldeamt. Nummer ziehen und warten, warten, warten...Nach etwa 25 Minuten kam Axel zurück, erklärte mir kurz die Situation und das jetzt "nur" noch 7 Kunden vor ihm seien und er schnell zurück müsse.

Ich fragte nicht weiter, als ich Axels genervten Gesichtsausdruck bei seiner Rückkehr sah. Jedenfalls hatte uns die Aktion nun locker 1 Stunde gekostet. Axels Vorschlag, erst einmal weiterzufahren und dann zu schauen, bis wann wir Lust haben, klang gut. Weiter ging´s...

Ab hier fiel mir dann irgendwie auf, dass auf den Straßen vor jedem Blitzer ein Hinweisschild stand. Das ist ja nett, dachte ich. Wir kamen kurz in Verführung, mal ordentlich am Hahn zu drehen, wenn man schon gewarnt wird. Allerdings erkannten wir dann auch, dass es sich nicht lohnte, da die Blitzer zu tausenden auf den Straßen in ganz Schweden gesät waren. Also blieben wir (nicht die Einheimischen) bei den zulässigen Geschwindigkeiten.

Blitzerhinweise
Hinweisschild Blitzer...

Blitzer
...und realer Blitzer

Und wenn man so durch die Gegend dümpelt, hinterher fährt und hierhin schaut und dahin schaut, dann entdeckt man manchmal auch etwas, was man nicht erklären kann. "Loppis"..., was zum Teufel ist das???? Immer wieder sahen wir am Straßenrand Schilder mit der Aufschrift und einer Entfernungsangabe. Mal gedruckt, mal mit der Hand geschrieben. Nach der auf dem Schild genannten Entfernung sahen wir aber nichts Auffälliges. Bei der nächsten Pause auf einem Rastplatz an einem kleinen See, mit einem Kaffee, der das Gehirn wieder richtig durchbluten ließ, rätselten wir rum. Axel dachte an Pilze oder Blaubeeren, ich eher an privat vermietete Zimmer oder so. Die Lösung fanden wir erst später.

Kilometerstand
609 Kilometer gefahren, 61 Kilometer Restreichweite

Nach 609 mit einer Tankfüllung gefahrenen Kilometern (und 61 KM Rest-Range) erreichten wir gegen 17:00 Uhr die Stadt Mora. Hier gab es eine Jugendherberge, die aber leider außer zwei obere Betten in einem 4-er Dorm nichts mehr frei hatte. Gegenüber der sehr freundlichen Herbergsmutter lehnten wir dann dankend mit den Worten "we are too old to climb up" ab, was sie auch lächelnd nachvollziehen konnte.

Die nächste auf unserer Route gelegene Jugendherberge befand sich in Orsa. Nur ein paar Kilometer von Mora entfernt und um 18:00 Uhr konnten wir glücklicherweise nach gefühlten 28 Stunden Fahrt dort einchecken. Etwas verwundert waren wir, als uns die Herbergsmutter nach möglichen Allergien gegen Hunde und Katzen fragte, da sie nur noch das "Hunde-Zimmer" frei hätte. Bevor wir zusagten, schauten wir es uns erst einmal an. Entgegen böser Erwartungen fanden wir hier aber ein absolut sauberes, haarfreies und geruchsneutrales Zimmer vor. Positiv war auch, dass wir quasi einen eigenen Ausgang hatten und so schnell an unsere Moppeds kamen, die wir freundlicherweise unter einen Carport stellen konnten, unter dem auch noch weitere Moppeds parkten.

Blick auf den See Orsasjön
Blick auf den See Orsasjön

Weniger erfeulich war der Preis. Mit 650 SEK (umgerechnet 69 EUR) für die Übernachtung ohne Frühstück und ohne Bettwäsche (dank eigener Hüttenschlafsäcke) schlug dies doch ganz schön zu Buche.

Nach einer selbstzubereiteten Nudelspezialität aus der Tüte und einem Absacker in Form einer kleinen Mische Cola/Rum fielen wir erschöpft um 21:30 Uhr ins Bett. Morgen sollte der Wecker um 6:00 Uhr klingeln.

Gesehene Rentiere: 0
Gesehene Elche: 0
Gesehenes sonstiges Spring-Gedöns: 2

Gefahrene Kilometer Varberg - Orsa: 615,9 

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