Tour de Trance

 

 

Aufstehen 7:00 Uhr, frühstücken, packen, Start um 9:15 Uhr. Wir lagen wieder gut in der Zeit, obwohl wir doch langsam die Anstrengungen der vergangenen Tage spürten. Auch unsere Nerven lagen irgendwie schon ein bisschen blank. Trotzdem freuten wir uns auf die restliche Tour. Und die führte uns dann ab Töre immer entlang der Ostsee. Toll, dachte ich. Doch die Realität war eine andere. Anstatt der erwarteten schönen Aussicht auf die Ostsee, sahen wir nur Wälder und Bäume. Nix mit Ostseeblick...

Start in Töre
Start in Töre um kurz nach 9:00 Uhr

Nach 2 Stunden Fahrt und etwa 100 Kilometern mussten wir tanken. Obwohl dies an dem Automat auch nur mit EC- oder Kreditkarte erlaubt war, funktionierte hier alles reibungslos. Ein Blick im Vorbeigehen auf die Schaugläser des Ölstands ließen dann aber bei Axel die Alarmglocken läuten. Nuller als null im Schauglas zu sehen. Zum Glück hatte ich noch einen Restbestand Öl dabei und wir rollten erst einmal zum Auffüllen in den Schatten.

Der Ölstutzen ist weg

Axel goss sich etwa 500 ml rein, ich die restlichen 100 ml. Dann der Aufschrei von Axel: "So ein Mist...ich fass es nicht...darf doch nicht wahr sein..." usw. Auf Nachfrage hörte ich nur Gemoser von Axel. Also kurzum, der Ölstutzen ist Axel beim Schließen abgerutscht und zwischen Zylinder und Zylinderschutz gerutscht. Klar war sofort, dass der Stutzen in dieser Position nicht mal eben mit den Fingern erreichbar war. Also erst einmal Klamotten aus, da die morgendlichen Temperaturen schon die 20-Grad-Grenze erreicht hatten. Zum Abschrauben des Zylinderschutzes brauchte man aber die Torx-Schlüssel. Wohl ahnend, dass diese immer erreichbar sein müssen, hatte Axel die vor dem Urlaub in der Touratech-Alubox neben dem rechten Koffer gepackt. Eine weise Entscheidung, denn sonst hätten wir den ganzen Packsack abrödeln müssen, um an das Werkzeugfach unter der Sitzbank zu kommen.

Basteleinlage
Basteleinlage am Morgen

Trotzdem dauerte das alles eine Weile. Andere Biker, die ebenfalls dort tankten, bekamen unsere Aktion mit und boten freundlicherweise spontan ihre Hilfe an...für mich überraschend waren es Harley-Fahrer. Da habe ich aber schon andere Harley-Owner erlebt, gerade als BMW-Fahrer.

Irgendwann war dann auch das wieder in Ordnung und wir konnten weiter.

Gähnend langweilig verliefen dann die nächsten Stunden auf der E10 und E4. Links und rechts nichts zu sehen außer Bäume, keine fahrtechnischen Highlights, einfach nichts. Na gut, hin und wieder blinzelte die Ostsee dann doch mal durch die Bäume und es gab sogar baumfreie Passagen.

Blick auf die Ostsee
Blick auf die Ostsee

Nach stundenlanger Fahrt brauchten wir eine Pause. Wir fanden einen Rastplatz bei Sävar, kurz vor Umeå. Bekannt wohl dafür, dass es hier 1809 einen Kampf zwischen Russen und Schweden gegeben hat. Egal...Hauptsache, es gab Sitzmöglichkeiten, Toiletten und Schatten. Nach einem kurzen Imbiss legte ich mich für eine Viertelstunde zum Dösen hin. Wieso eigentlich immer ich und nie Axel???

Hier hatten wir auch noch ein nettes Gespräch mit einem Pärchen aus Bamberg mit Wohnmobil, die genau wie wir auf der Rückreise vom Nordkap waren. Dann ging es auch schon weiter.

Tour den Trance

Rastplatz bei Umea
Rastplatz bei Umea

So langsam verschwimmen die Eindrücke nun. Die Tour war, wie vorher schon erwähnt, gähnend langweilig. Nach gefühlten weiteren 2 Stunden erreichten wir die Stadt Örnsköldsvik. Was hier an Eindrücken hängen geblieben ist, war ein merkwürdig gebautes Haus mit überstehenden, quasi frei schwebenden Balkonen, eine Skischanze mitten in der Stadt und ein weiterer Elch. Allerdings tot, auf der Straße liegend, riesengroß, fast mannshoch, von einem LKW erfasst, dessen Front auch nicht mehr so gut aussah.

Irgendwie fuhren wir jetzt nur noch wie in Trance. Kilometer um Kilometer, kein wirkliches Ziel mehr vor Augen. Wir wollten so weit fahren, wie wir Lust hatten. In Sundsvall verließ uns diese dann aber gänzlich. Hier sollte es eine JuHe geben. Die war aber einfach nicht da, wo sie sein sollte. Unsere anschließende Anfrage beim Scandic Hotel mit 1.200 SEK (125,- EUR) als Antwort motivierte uns aber noch einmal, doch noch weiterzufahren. Axel gab als Ziel die nächstgelegene JuHe ein. Das Navi spuckte 5 Kilometer aus. Hä? Ok, dann mal nix wie los.

Und wir haben sie tatsächlich gefunden. War natürlich die JuHe, die wir vorher schon gesucht hatten. War aber irgendwie unter einer anderen Adresse abgelegt. Wir checkten ein, kauften noch in einem Supermarkt ein, in dem uns ein Kunde (ebenfalls Biker) vor den horrenden Preisen hier warnte, durften bei unserer Rückkehr unsere Moppeds sogar direkt vor der Tür abstellen, duschten schnell, machten uns in der komplett ausgestatteten Küche etwas zu essen und fielen gegen 22:00 Uhr nach einem Bierchen im Freien mit viel Mücken in die Heia.

Jugendherberge in Sundsvall
Jugendherberge in Sundsvall

Gesehene Rentiere: 0
Gesehene Elche: 1 toter
Gesehenes sonstiges Spring-Gedöns: 0

Gefahrene Kilometer Töre - Sundsvall: 586,6

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