Tour durch die Norddeutschen Hansestädte
Als echter Hanseat fühlt man sich natürlich irgendwie mit der "Hanse" und deren Kultur verbunden. Und was liegt da näher, als die norddeutschen Hansestädte in einer schönen Motorradtour zu verbinden? Nichts....doch zunächst ein paar erklärende Worte zu den Hansestädten allgemein:
Bedeutung der norddeutschen Hansestädte
Als Hansestädte werden Städte bezeichnet, die im
Mittelalter im europäischen Kaufmanns- und Städtebund Hanse
organisiert waren und z. T. heute noch einem Verband angeschlossen
sind.
Dazu gehören viele deutsche Küstenstädte, aber auch zahlreiche
Städte im Landesinneren sowie Städte in den Ländern des Nord- und
Ostseeraums wie beispielsweise in den Niederlanden oder in Polen.
Aufgrund der regen Handelsbeziehungen und des dadurch erworbenen
Reichtums dieser Städte wurde deren Gestalt und Stadtentwicklung
über die Jahre nachhaltig geprägt.
Aus heutiger Sicht zeichnen sich die norddeutschen Hansestädte
zumeist durch ein maritimes Flair und den Bezug zum Wasser aus.
Typisch für sie sind beispielsweise Lagerhäuser in
Backsteinarchitektur mit direktem Wasserzugang bzw. Anlegestellen
für Boote oder auch restaurierte Flaschenzüge an den Häusergiebeln,
die früher für den Umschlag von Waren genutzt wurden.
Außerdem waren die Bereiche um die ehemaligen oder noch vorhandenen
Hafenanlagen traditionell wichtige Entwicklungsgebiete in diesen
Städten. Die Verbundenheit der Bevölkerung mit ihren Hansestädten
sowie die aktive Auseinandersetzung mit Tradition, Geschichte und
Europa sind weiterhin wichtige Motoren für eine positive Entwicklung
und die Wahrnehmung der norddeutschen Hansestädte als touristische
Ziele.
(Quelle:
www.zensus2011.de)
Irgendwann in den Wintermonaten fing Axel an, sich Infos zu den Städten zu besorgen und diese dann in einer schönen 3-tägigen Motorradtour zu verpacken. Bei der Planung beschränkte sich Axel tatsächlich nur auf die norddeutschen Hansestädte in Hamburg, Bremen, Schleswig-Holstein, Meck-Pomm, Brandenburg und Niedersachsen. Natürlich gibt es innerhalb und außerhalb Deutschlands noch eine Vielzahl mehr. Aber die Beschränkung war nötig, weil es eben keine ausgeprägte Urlaubsreise, sondern eine kleine verlängerte Wochenendtour werden sollte.
Übersicht der norddeutschen Hansestädte
Hansestadt Lübeck
Während unseres Urlaubes an der Ostsee und angesichts des nicht strandtauglichen Wetters stand bei uns kurzentschlossen fest, dass wir die "Hansetour" dann eben nicht an einem Wochenende, sondern mitten in unserem Urlaub fahren wollten. Und so schmissen wir am Montag erst um 10:00 Uhr unsere Maschinen an und pötterten vom Platz. Eigentlich wollten wir bereits mindestens eine Stunde eher los, schafften es aber aus "was-weiß-ich-denn"-Gründen nicht.
Die erste Etappe bis zur Hansestadt Lübeck ging von Lensahn ab ausschließlich über die Autobahn. Erst einmal Kilometer machen. Dann erreichten wir um 11:09 eines der ersten Ortsschilder, auf die wir es auf unserer Tour abgesehen hatten. Quasi als Beweise wollten wir jeweils das Ortsschild und das Rathaus der jeweiligen Hansestadt fotografieren. Alles kein Problem, dachten wir. Wie wir uns damit geirrt hatten, sollte sich schnell zeigen.
genervte Radfahrerinnen
Das Ortsschild Lübeck befand sich unmittelbar hinter der Autobahnausfahrt und es gab keinen Platz die Moppeds irgendwo sicher und richtig abzustellen, um DAS Foto zu machen. Also rollten wir kurzerhand auf den Fahrradweg und ich lichtete schnell das Ortsschild in meinem Kasten ab. Natürlich kamen genau in dem Moment 2 Radfahrerinnen und greinten rum. Ja, mein Gott....jedenfalls hatte ich das erste Foto unserer Tour im Kasten.
Der nächste Waypoint war nun das Rathaus in Lübeck. Die Strecke zur Innenstadt nervte etwas, denn es war an einem Werktag und der Verkehr gewaltig. Wir sahen das Rathaus unmittelbar vor uns, auf dem Navi jedenfalls. Doch dieses führte uns aufgrund der zahlreichen Einbahnstraßen links und rechts und wo wir links abbiegen sollten, durften wir nicht oder wo wir rechts einbiegen sollten, war eine Fußgängerzone. Das wiederholte sich ständig.
Ok, erster Anlauf verkackt, also noch einmal. Axel gab jetzt direkt als Ziel das Rathaus ein. Dieses Mal kamen wir aus einer anderen Richtung, nun sollte es klappen. Nach 10 Minuten und 3 Ehrenrunden sind wir dann aber wieder knapp am Rathaus vorbei geschrammt und befanden uns nun auf der anderen Seite der Trave. Langsam nervte es. Ok, noch ein Versuch. Doch auch der letzte führte uns zu einer Fußgängerzone und an den Rand der Verzweiflung. Lübeck hatte uns bisher bestimmt schon locker eine Stunde Zeit gekostet. Mittlerweile hatten wir auch wieder unseren traditionellen Ehekrach per Funk ausgetragen, ich Axel an einer Ampel verloren, wir auch wieder telefoniert, um den anderen wieder zu finden und standen zu guter Letzt an einer Ampel vor dem Holstentor. 26 °C, Frust und Unlust reichten dann, um diese "verkehrsfreundliche" Stadt ohne Foto vom Rathaus zu verlassen. Normalerweise geben wir nicht auf. Aber jetzt hatten wir keinen Bock mehr, auch noch Hunderte von Metern zu laufen. Also, Tschüß Lübeck...du kannst uns mal.
Irrfahrt durch Lübeck (klick für groß)
Hansestadt Wismar
Endlich raus aus der Stadt, endlich wieder durchatmen und endlich wieder die Maschinen etwas Laufen lassen. Die Hansestadt Wismar erreichten wir gegen 13:00 Uhr. Das eigentlich angepeilte Ortsschild befand sich aber unmittelbar auf der viel befahrenen Bundesstraße, auf der ein abruptes Halten wegen eines Fotos sicherlich verboten und auch lebensgefährlich war. Ein kurzer Blick zwischen Axel und mir reichte, um hier einvernehmlich das Weiterfahren abzunicken. Ok, dann musste das Foto eben beim Verlassen der Stadt gemacht werden.
Marktplatz in Wismar
Den alten Marktplatz mit den historischen Gebäuden und dem Rathaus erreichten wir kurz nach 13.00 Uhr. Die Sonne knallte nicht schlecht und wir kamen mittlerweile trotz Sommerkombis leicht ins Schwitzen. Die Cafés und Restaurants waren gut besucht. Insgesamt wirkten die ganze Atmosphäre und die Leute hier entspannt. Wir machten unser Foto vom Rathaus, nahmen noch einen tiefen Schluck aus der Wasserpulle und verließen anschließend das idyllische Wismar gen Osten. Das noch fehlende Ortsschild fanden wir auch...allerdings wieder auf einer Bundesstraße und schnelles Abbremsen und Fotografieren war nicht möglich. Beim Sondieren der Lage fanden wir eine Hof-Einfahrt, auf der wir wendeten und wieder gen Wismar fuhren. Zwischen zwei Pulks von Autos nutzen wir die Chance, doch noch schnell unser Foto des Ortsschildes zu machen. Die Kamera in den Tankrucksack werfend, fuhren wir auch schon wieder los. Der nächste Tross Autos näherte sich und wir konnten gerade noch rechtzeitig die Moppeds in Bewegung setzen.
Ortsschild und Rathaus in Wismar
Hansestadt Rostock
Um 13:30 hatten wir während der Fahrt gen Rostock einen wunderschönen Blick auf das Salzhaff. Die Gegend und die Straßen hier war einfach nur schön. Wenig befahren, teilweise kurvenreich mit herrlichen Blicken auf die Ostsee. Aufgrund der verlorenen Zeit in Lübeck und überhaupt des späten Losfahrens vom Campingplatz entschieden wir uns, den Abstecher über Bad Doberan zu canceln. Machte auch nichts, denn wir kannten dies bereits aus vergangenen Touren.
Salzhaff
Die
Hansestadt Rostock erreichten wir kurz nach 15:00 Uhr. Auch hier
konnten wir das Ortsschild nicht fotografieren, da es sich auf einer
2-spurigen vielbefahrenen Bundesstraße befand. Ok, dann also beim
Rausfahren nicht vergessen und nun erst einmal zum Rathaus.
Jesses....was jetzt kam, war fast wie in Lübeck. Das Navi machte
Ansagen, die wir aber nicht fahren durften. Und noch ne Runde....
Axel hatte vor über 20 Jahren hier eine zeitlang gearbeitet und
kannte jedenfalls das Rathaus und seine Lage. Dass sich mittlerweile
die Verkehrssituation geändert hatte, ließ ihn aber auch bald
verzweifeln. Beim 3. Versuch trennten uns dann nur noch etwa 100
Meter und eine Fußgängerzone vom Rathaus. Wir waren
entschlossen....doch ein vorbei kommender Passant erkannte sehr
schnell unser im Kopf geplantes Vorhaben und riet uns davon ab. Sein
Tipp, das Navi zu ignorieren und weiter unten einfach 2x links
abzubiegen, befolgten wir und befanden uns dann tatsächlich
unmittelbar (oder jedenfalls fast) vor dem Marktplatz mit dem
Rathaus. Das genügte uns. Wir konnten ein paar Fotos schießen und
waren zufrieden.
Blick auf den Marktplatz in Rostock
Beim Verlassen von Rostock befanden wir uns wieder auf dieser zweispurigen Straße. Ich sah das Ortsschild schon von Weiten, hatte aber keine Gelegenheit zum Halten oder wenden. Von unserer Seite aus zu fotografieren hätte ja auch keinen Sinn gemacht. Wer will schon ein Ortsschild mit rotem Querbalken sehen. Dann war mir alles egal, ich hielt auf dem rechten "Panne-Streifen", holte meine Kamera raus und fotografierte "rückwärts" das Ortsschild. Ist zwar keine tolle Qualität geworden, aber zumindest der Beweis, dass wir dort waren.
Axel war nicht mehr zu sehen, doch dank der Funke, die erstaunlich gut und weit sendete, konnten wir uns verständigen und beim Losfahren abstimmen.
Ortsschild
und Rathaus in Rostock
Hansestadt Stralsund
Das Fotografieren des Ortsschildes der Hansestadt Stralsund war einfacher. Zwar befand es sich ebenfalls auf einer viel befahrenen Bundesstraße, kurz dahinter gab es aber eine Rechtabbiegerspur, auf der wir kurzentschlossen hielten. Den Marktplatz mit Rathaus erreichten wir auch mühelos, allerdings zeigte sich uns dann das Rathaus ziemlich verhüllt. Aufgrund von Restaurierungs- oder Baumaßnahmen war es rundum eingerüstet. Schade, sehr schade...denn wir hätten gerne ein "ordentliches" Foto für unsere Sammlung gehabt.
Ortsschild und Rathaus Stralsund
(Foto
rechts: User
Softeis on de.wikipedia)
Hansestadt Greifswald
Gegen 17:00 Uhr ging es weiter in Richtung Hansestadt Greifswald, welche wir 17:30 Uhr erreichten. Wie in Rostock konnten wir auch hier nicht auf der Bundesstraße halten, um das Ortsschild zu fotografieren, holten dies aber umgehend in einer Seitenstraße nach, in welche wir einbogen und unmittelbar nach dem Ortsausgangsschild wieder umkehrten. Die Straße war kaum befahren und wir konnten in aller Ruhe das Schild ablichten.
Fotoshooting in der Seitenstraße
Bereits 10 Minuten später erreichten wir dann den Marktplatz. Welches das Rathaus war, war auf den ersten Blick nicht zu erkennen. Wunderschöne alte Häuser mit prächtigen Giebeln standen ringsum. Anhand der großen Uhr an einer Fassade gingen wir dann aber davon aus, dass es sich um das Rathaus handeln würde, womit wir auch richtig lagen. Knipskiste raus und Foto gemacht.
Rathaus Greifswald
(hier
klick für ein schöneres Foto in Wikipedia)
Etappenende in Murchin
Das Ende unserer heutigen Etappe erreichten wir dann kurz vor der Hansestadt Anklam in einer Jugendherberge mit Campingplatz in Murchin direkt am kleinen Murchiner See. Sehr idyllisch gelegen und rustikal bikerfreundlich. Bei unserer Ankunft war es bereits nach 18:30 Uhr und wir die letzten, die noch ein warmes Essen bekamen. Erst danach checkten wir in unser großzügiges 4-Bett-Zimmer ein, machten uns frisch und ließen den Abend noch bei ein paar sehr günstigen Bierchen, mit Lagerfeuer, weiteren Gästen und weiteren Mückenstichen ausklingen. Die Herbergseltern waren sehr nett und aufgeschlossen und wir fanden, dass sich dieser Ort auch prima für eine Motorrad-Wochenendausfahrt mit dem Stammtisch eignen würde. Zumal auch die Preise hier in einem absolut klasse Preis-/Leistungsverhältnis standen. Einzige Einschränkung: die für einige doch weite Anfahrt...
Heute hatten wir bei schönstem Wetter 368 Kilometer abgespult. Das gemeinsame Touren als eingespieltes Team tat mal wieder richtig gut, das synchrone Laufenlassen machte richtig Spaß. Und die Gegend ist im Ossi-Land eh immer eine Reise wert...also, alles richtig gemacht. :-)
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