Die Karpaten sind in Sicht

 

 Der heutige Tag fing noch heißer an als der gestrige und ich war froh, dass wir unsere Sommerkombis mitgenommen hatten. Überhaupt nicht froh war ich, dass sich das Netzteil einer meiner Kameras verabschiedet hatte und diese nun nur noch auf Akku-Betrieb laufen konnte. Schöne Bescherung, zumal nun ein dauerhafter Betrieb über den ganzen Tag ausgeschlossen war. Bereits vor 9.00 Uhr verließen wir Debrecen in Richtung rumänische Grenze, welche wir nach etwa 50 KM auch erreichten.

Rumänische Grenze
Rumänische Grenze

Von den Grenzern hörten wir dann ohne eine Miene verziehend nur das Wort "Passport". Zu zweit durchblätterten sie jeweils unsere Reisepässe, blieben kurz beim russischen Visum aus 2011 hängen und gaben sie uns wortlos zurück. Natürlich musste auch hier das "Beweisfoto" gemacht werden und wir freuten uns auf das Highlight, die Transfagarasan.

Nachdem wir auch hier gleich nach der Grenze erst einmal Geld getauscht haben, fanden wir in der nächsten großen Stadt Oradea dann überraschenderweise das Kaufhaus "real". Die Chance, nach einem Netzteil für meine Kamera zu suchen. Leider kam ich hier mit Englisch nicht weit und hatte auch keinen Erfolg bei der Suche. Beim Verlassen des Kaufhauses bemerkte ich dann aber eine junge Frau, die an einem externen Stand Handys und Zubehör verkaufte und sprach sie an und nach einem kurzen Augenblick hatte ich ein neues Netzteil und war glücklich.

Geldwechsel an der Grenze
Geldwechsel an der Grenze

Nach dem Verlassen der Stadt ging es auf der geplanten Route weiter gen Osten. Doch jetzt zeigte sich Rumänien von einer ganz anderen Seite. Die Straßen waren derartig schlecht, dass wir viele Etappen wirklich nur im Stehen fahren konnten. Ungesicherte Baustellen, Schlaglöcher, Schotterpisten, abgebrochene Straßenstücke, Kieshaufen auf der Straße und hohe Fahrbahnabsätze in der Mitte wechselten sich ab.

schlechter Straßenzustand
schlechter Straßenzustand
 

Es folgte ein Dorf auf das andere. Die maximale Entfernung dazwischen betrug vielleicht 400 Meter, und alle Häuser waren kilometerlang entlang der einzigen Straße gebaut. 50 Km/h wechselte sich vor Kurven und Schulen mit 30 Km/h ab. Auffällig war auch die enorme Polizeipräsenz und wir hielten uns peinlich genau an die Vorgaben. Den Einheimischen schienen die Tempolimits nicht zu stören. Innerorts wurden wir immer wieder locker mit 80 Km/h von Rumänen überholt, selbst von LKWs.

normale Überholmanöver
normales Überholmanöver

Irgendwie war die ganze Fahrerei ziemlich öde. Man schaffte durch die schlechten Straßen und die aneinander gereihten Orte nichts. Dazu kam die brütende Hitze. Nach den Beschreibungen anderer Motorradfahrer hatte ich mir Rumänien irgendwie auch spannender vorgestellt.

Trotz der Einkaufsarie lagen wir noch ganz gut in der Zeit und Axel entschied, dass wir noch zur "Peștera Urșilor" (zu deutsch "Bärenhöhle") fahren, eine der bekanntesten Touristenattraktionen in Rumänien. Je näher wir dem Ziel kamen, desto besser wurden die Straßen. Die finale Etappe zur Höhle war sogar neu geteert. Das waren wohl die einzigen 10 Kilometer in Rumänien, in denen wir nicht durchgeschüttelt wurden.

frisch geteerte Straßen
frisch geteerte Straßen und Souvenirshops

Am Ziel mitten im Nirgendwo war alles auf Tourismus ausgelegt. Souvenirstände, Cafés, Restaurants und sogar ein Hotel gab es hier. Wir schauten uns erst einmal alles an, erkannten aber dann, dass ein Besuch der Höhle für uns nicht in Frage kam. Wir hatten einfach keinen Platz, um Helme, Tankrucksäcke und Motorradjacken irgendwo sicher zu verstauen, und Schließfächer gab es hier nicht. Also gaben wir uns mit einem Kaffee und einem leckeren Eis im Schatten einer überdachten Terrasse zufrieden.

Pause an der Bärenhöhle
Pause an der Bärenhöhle

Nach der kleinen Stärkung sollte es wieder auf die Hauptstraße gehen. Laut Navi führte dort auch östlich eine Straße hin. Also sind wir der dann auch gefolgt. Es dauert nicht lange und wir befanden uns in einem kleinen Dorf ausschließlich bestehend aus Schotterpisten. Und auch der weitere Weg in Richtung Hauptstraße war unbefestigt. OK, wenn man mal 500m solche Strecken fahren müsste. Aber bitte nicht geschätzte 20 KM. Zudem wussten wir nicht, wie sich der Weg weiter entwickeln würde. Also drehten wir um und fuhren die ganze Strecke zurück bis zur Hauptstraße. Der ganze Spaß hat uns über eine Stunde Zeit gekostet.

Irgendwann bogen wir zum Glück links ab und nun lagen die ersten Ausläufer der Karpaten vor uns. Die weitere Tour führte uns über schöne Strecken, die in irgendeinem Skigebiet lagen. Ich filmte, was das Zeug hielt. Traumhafte Landschaft, abgelegen, man konnte mal richtig Gas geben. Auch das Gebiet um Roșia Montană durchfuhren wir, welches zu den ältesten und bedeutendsten Gold-Lagerstätten Europas zählt.

Ausläufer der Karpaten
Ausläufer der Karpaten

Der Ausflug zur Bärenhöhle und die Netzteil-Kaufaktion hatten nun aber doch empfindlich in unsere Zeitplanung reingehauen. Wir erreichten das "Hotel Transsilvanien" in Alba Iulia erst gegen 20.00 Uhr. Da waren die Schatten schon ein wenig länger. Beim genaueren Betrachten des Hotels von außen erkannten wir, dass dies (entgegen zu den vorherigen Bildern aus dem Internet) zu einem reinen schickimicki-Hotel umgebaut wurde. Drinnen gab es Marmor, eine offenen Galerie und gestylte Rezeptionisten. Och nö....wir wollten es da doch lieber ein wenig rustikaler.

Gegenverkehr
tierischer Gegenverkehr

Übernachtung in der Vila Dutu
Übernachtung in der Vila Dutu

Axel war bei der Ankunft in Alba Iulia die kleine Pension "Vila Dutu" aufgefallen, die eine tolle Terrasse hatte und urgemütlich aussah. Also nix wie da hin. Kurz eingecheckt, geduscht und dann schnell auf die Terrasse ein kühles Bierchen trinken. Dazu noch einen Salat und fertig war der perfekte Tagesausklang. Fast perfekt...kleines Wehrmutströpfchen: meine Fahrtkamera hatte sich mehrmals während der Fahrt einfach von alleine ausgeschaltet. Eine genauere Untersuchung ergab, dass sie einen Wackelkontakt an der Stromversorgung hatte. Also, aus die Maus mit tollen Fahrtvideos. Ich fasste es nicht...

Gefahrene Kilometer Debrecen - Alba Iulia: 392

-- weiter zu Tag 4 --

-- nach oben --