Familientreffen am Schwarzen Meer

 

Bereits um 8.00 Uhr saßen wir schon auf den Moppeds, denn heute hatten wir mehr als 500 KM zu fahren. Zum Abschied machten wir noch einmal ein Foto vom Schloss von der anderen Seite und natürlich ein Foto vom Vampire-Camping-Schild.

Vampire-Camping
Vampire Camping

Als wir die Stadt verließen, lagen wieder gähnend langweilige Straßen vor uns. Wir verhielten uns vorschriftsmäßig, was aber die anderen Verkehrsteilnehmer scheinbar massiv nervte. Nicht nur in der Stadt, sondern auch außerhalb wurden wir wieder von allem Fahrbaren überholt.

Standardüberholmanöver
Standardüberholmanöver

Wir quälten uns über 3 Stunden durch Staus, Baustellen und Hitze. Dann mussten wir Gott sei Dank tanken und füllten erst einmal alle Energiereserven auf. Die restlichen Lei gaben wir für Baguettes mit Pute, Eis, einzeln verpackte Mini-Biskuitrollen und Wasser aus. Bei 38 °C im Schatten konnte man das Eis gar nicht so schnell essen, wie es einem die Finger runterlief. Abgesehen davon, dass die Finger nun klebten, hatte ich mich damit auch noch ordentlich bekleckert.

Nachdem wir alles sorgfältig verstaut hatten, ging es über die Autobahn weiter. Unser nächster Stopp sollte erst wieder an der rumänisch-bulgarischen Grenze bei Călărași direkt an der Donau sein. Diesen erreichten wir dann auch gegen 13.30 Uhr. Ein Schild wies zur Fähre und dort waren auch die Gebühren aufgeführt. 2,- € pro Mopped...na, das war ja mal erfreulich, denn Axel hatte vorher im Internet höhere Kosten pro Mopped recherchiert. Plötzlich waren wir aber etwas unsicher, denn das "Ferry-Schild" zeigte weiter geradeaus, links jedoch erspähten wir eine kleine Fähre und bereits ein paar davor wartende Passagiere. Wir entschieden uns dann auch für links und stellten die Moppeds ab. Sofort wurden wir freundlichst begrüßt. "Gutt Bä äM Wä, säähr gutt" strahlten uns die Männer an. Während Axel im Kabuff verschwand um zu bezahlen, lungerten immer noch zwei scheinbar zum Personal gehörende Einheimische um die Moppeds und mich herum. Und immer wieder hörte ich "säähr gutt, säähr gutt, Deutschland säähr gutt, Bä äM Wä gutt" gepaart mit Daumen-Hoch-Gesten.

Zufahrt zur Fähre
Zufahrt zur Donaufähre

Dann legte die Fähre an und wir konnten auf die Plattform fahren, denn mehr war das eigentlich nicht. Ein Stück schwimmendes Eisen, das von einem Boot geschoben wurde. Sah nicht wirklich vertrauenserweckend aus. Als die Fähre ablegte, erwähnte Axel dann so nebenbei, dass er an der Kasse pro Mopped 5,- € bezahlen musste. Und nun wusste ich auch, warum die dort so überschwenglich freundlich waren.

klapprige Angelegenheit
ziemlich klapprige Angelegenheit

Nach etwa einer halben Stunde Überfahrt erreichten wir dann die bulgarische Grenze in Silistra. Der Grenzer wollte alle Papiere haben, konnte aber nicht wirklich etwas damit anfangen. Scheinbar ahnungslos überflog er die Dokumente und gab sie uns wortlos zurück. Sehr freundlich, vielen Dank. Dann waren wir in Bulgarien und näherten uns dem "Familientreffen am Schwarzen Meer".

Grenze zu Bulgarien
Grenze zu Bulgarien

Das erste vertraute Schild, das wir sahen, war Lidl. Ansonsten war irgendwie alles bedrückend. Es war brüllend heiß, die Luft staubig, die Straßen... welche Straßen überhaupt? Auch landschaftlich war jetzt außer Sonnenblumenfeldern nichts Spannendes mehr zu entdecken. Auch die wenigen Dörfer, durch die wir fuhren, wirkten verlassen. Hin und wieder sah man jemanden im Schatten sitzen. Ansonsten waren unsere Motorräder das Einzige, was man hören konnte.

So langsam fielen mir vom eintönigen Fahren die Augen zu. Ich gähnte und versuchte krampfhaft die Augen aufzubehalten. Es nützte nix, wir brauchten eine Pause.

aufmerksamer Beobachter
aufmerksamer Beobachter

Hier war außer lautes Zirpen nichts zu hören. Ein Hund saß in ein paar Metern Entfernung und verfolgte genau, was wir machten. Unsere zuvor auf der letzten Tanke gekauften und einzeln verpackten Biskuitröllchen sahen irgendwie auch nicht mehr so gut aus. Die dünne Kunststoffhülle stand kurz vor der Explosion; wahrscheinlich durch die hohen Temperaturen im Koffer. Nach dem Öffnen erkannten wir dann, dass sich die Füllung der Biskuitröllchen verflüssigt hatte und alles nur noch ein aufgeschäumter Brei war. Auch das Wasser hatte mindestens 50 °C Trinktemperatur. Aber egal, Hauptsache Flüssigkeit.

Am liebsten hätte ich mich eine halbe Stunde zum Schlafen in den Schatten gelegt. Aber wir mussten weiter, da wir heute noch Sveti Vlas erreichen wollten. Axel fiel dann ein, dass er ja noch auf seinem Navi Musik gespeichert hatte. Prima, da wir die Navis wegen der fehlenden Karten getauscht hatten, kam ich nun in den Genuss und konnte mir fetzige Bikermucke reinziehen. Das hielt wach. :-)

Mittlerweile war es halb 4, das Navi zeigte als Ankunftszeit 18.15 Uhr und noch etwa 180 KM an. Also fuhren wir weiter. Immer noch öde Straßen und karge Landschaften. Per WhatsApp hatten wir uns mit den Kindern schon ausgetauscht, wann wir etwa ankommen werden und dass sie uns schon mal ein Bierchen kaltstellen sollten.

Varna erreichten wir um 16.30 Uhr und hatten damit unseren ersten richtigen Blick aufs Schwarze Meer. Ansonsten war Varna mit allen anderen Städte vergleichbar. Viel Verkehr, genervte Autofahrer und auch hier Gehupe, Gehupe und nochmals Gehupe..

Das Navi führte uns weiter entlang der Küstenstraße, leider aber ohne Blicke aufs Meer. Wir näherten uns endlich dem Ziel... als dann Axel den Blinker setzte und an einer Abzweigung die Hauptstraße verließ. Hä? Ich verstand nichts mehr. Auf meinem Navi war ja nichts zu sehen, also musste ich darauf vertrauen, dass alles seine Richtigkeit hatte.

Die schmale Straße hieß Djulinskipass und entwickelte sich zu einem reinen Knüppeldamm. Tiefe Schlaglöcher, unbefestigte Seiten, Aufbrüche. Zudem fuhren wir jetzt fast nur noch westwärts, was mich wunderte, denn Sveti Vlas lag direkt an der Küste zwischen Varna und Burgas. Durch die bereits tiefer stehende Sonne sah ich in einer leichten Kurve das tiefe Schlagloch zu spät und als mir ein entgegenkommender PKW auch noch die Gelegenheit zum Ausweichen nahm, knallte ich voll hinein, was sich auch gleich mit einem fiesen Schmerz im Lendenwirbelbereich rächte. Mir standen die Tränen in den Augen und ich verfluchte alles und jeden.

Djulinskipass
Djulinskipass

Am höchsten Punkt der Strecke hielten wir an und sondierten erst einmal die Lage. Wir befanden uns also auf einer Passstraße, die uns um irgendeinen Bergzug herum- und letztendlich auch wieder an die Küste führte. Warum uns das Navi so lotste, wussten wir nicht, denn mittlerweile war die Ankunftszeit von 18.15 auf 18.26 Uhr gerutscht.

Aufgrund des Schlages in den Rücken und der damit verbundenen Schmerzen hatte ich schwerste Bedenken, dass ich den Rest des Urlaubes auf dem Mopped fortsetzen konnte. Also fuhr ich danach fast nur noch im Stehen, um noch einmal ähnlich aufkommende  Situationen mit den Beinen abfedern zu können.

Dann erreichten wir endlich den "Sonnenstrand" und spontan befanden wir uns in einem reinen Urlaubsgebiet. Protzige Hotels, einwandfrei geteerte Straßen und jede Menge Touris waren übergangslos zu sehen. Gutgelaunte Urlauber, dicke Sportwagen, halt das ganze Klischee eines Touristenortes.

Ankunft Sveti Vlas
Ankunft Sveti Vlas

Nach ein paar Kilometern erreichten wir dann auch die Wohnung der Kinder und stellten um 18.33 Uhr die Motoren aus. Wir freuten uns auf die Kinder, auf einen Tag Erholung und nach gefahrenen 563,9 Kilometern auf ein schönes kaltes Bier. :-)

Gefahrene Kilometer Bran - Sveti Vlas: 563,9

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