Es kann nur einen geben...
Nach einer fantastisch erholsamen Nacht sitzen wir um 8:00 Uhr beim selbstgebastelten Frühstück. Der Duft des frisch mit kochendem Wasser übergossenen Pulverkaffees macht gute Laune, das Brot mit Käse und Gurke schmeckt wie immer gut.
Frühstück im Bunkhouse
Beim Verstauen unserer Klamotten am Mopped hänge ich meinen Helm über den rechten Rückspiegel und bleibe natürlich bei einer unüberlegten Drehung mit dem Arm dran hängen. Wäre ja nicht weiter schlimm, wenn sich nicht der komplette Spiegel gelöst hätte.
Frei schwingend dümpelt mein Helm samt Spiegelarm nun hin und her. Zum Glück haben wir zwei Maulschlüssel in den passenden Größen dabei. Diese sich entgegengesetzt drehenden Muttern machen mich wahnsinnig und mir gelingt es nur unter Mühen und mit erheblichem Zeitaufwand, den Spiegelarm auszurichten und notdürftig wieder zu befestigen. Entweder steht der Arm zu weit nach hinten oder nach vorne. Das goldene Mittelmaß finde ich leider nicht und dadurch ist die Dreheinstellung über den Spiegel-Kugelkopf am Ende der Möglichkeit angelangt. Ich sehe jetzt mehr Wiese im Rückspiegel als Straße.
Nach 20 minütiger Basteleinlage können wir um 9:20 Uhr dann endlich starten.
Axel vor dem Bunkhouse
Westküste Schottlands
Heute steht das Erkunden der Westküste Schottlands mit seinen unzähligen Fjorden, die hier alle "Loch" heißen, auf dem Plan. Aber nicht nur die Blicke aufs Wasser sind sehenswert, sondern auch die ganze Gegend.
Einsam, aber traumhaft...
...und noch mehr schöne Blicke
Die Sonne scheint und verzaubert die Landschaft mit wunderschönen Farben. Wir fahren entlang der A832. Bergiges Land und Wasser wechseln sich ab. Bei Drumchork haben wir einen schönen Blick auf die Isle of Ewe und das gleichnamige Loch.
Blick auf die Isle of Ewe
Unsere erste richtige Pause machen wir dann um 13:30 Uhr am Loch Carron im gleichnamigen Ort. Wir finden eine Bank mit herrlichem Blick aufs Wasser. Zum Kaffeekochen ist es leider zu windig und so begnügen wir uns mit Wasser, Müsliriegeln und einer gebastelten Stulle mit Käse und Gurke.
Pause am Loch Carron
Auffällig ist hier, dass fast jedes 3. Haus zum Verkauf steht. Das ist mir zwar vorher auch schon des Öfteren in anderen Gegenden aufgefallen, hier ist es aber besonders deutlich. Ob es Zufall ist oder es tatsächlich Gründe für die Anhäufung gibt, kann ich allerdings nicht beurteilen.
Weiter geht es auf dem Wester Ross Coastal Trail um den Loch herum und irgendwann landen wir auf der A87.
Wester Ross Coastal Trail
Gegen 14:30 Uhr erreichen wir dann unser nächstes Highlight, das Eilean Donan Castle am Loch Duich. Die Burg liegt günstig gelegen direkt an der A87 und gilt als eines der meistfotografierten Motive in Schottland. Im Jahr 2009 wurden laut Wikipedia über 310.000 Besucher gezählt.
Eilean Donan Castle
Außerdem wurde Eilean Donan Castle oft auch als Kulisse für Filme gewählt. Zu sehen war sie u.a. im "Highlander - es kann nur einen geben" oder auch im James-Bond-Film "Eine Welt ist nicht genug".
Axel vor dem Castle - Es kann nur einen geben....
Ausgiebig schauen wir uns alles an. Im vor der Burg liegenden Areal gibt es einen Souvenirshop, ein Café und frei zugängliche und sehr saubere Toiletten. Anders als in den meisten Teilen Deutschlands ist hier die Benutzung der Toiletten kostenfrei.
Zwei Dudelsackspieler üben leider nur an ihren Säcken und mehr als schräge unharmonische Töne sind gerade nicht zu hören. Schade...
Ein Schild weist darauf hin, dass der Einsatz von Drohnen hier verboten ist, jedenfalls in der Hauptstoßzeit bis 18:00 Uhr. Auch schade...
Um 15:30 Uhr sind wir durch mit der Besichtigung und fahren weiter. Nun geht es wieder durchs Landesinnere auf der A87 durch Täler mit wunderschönen Aussichten. Leider ist dies aber auch die Hauptverkehrsstraße und wir teilen uns ab nun die Straße mit Lkws, Pkws und Gespannen. Durch den relativ dichten Verkehr und durch uneinsehbaren Straßenverlauf müssen wir teilweise lange auf eine Überholchance warten.
Traumhafte Täler
Dann erreichen wir Fort William, mit knapp 6.000 Einwohner die größte Stadt in den westlichen schottischen Highlands. Sie liegt direkt am Fuße des höchsten Berges Großbritanniens, des Ben Nevis und entpuppt sich ebenfalls wie Inverness als touristische Hochburg.
Langsam wird es Zeit, mit der Suche nach einer Unterkunft zu starten. Entlang der A82, die entlang des Loch Linnhe führt, stehen BnB- und Guesthouse Schilder in fast jedem Vorgarten. Es gibt aber nicht ein Haus, das noch Vakanzen hat und wir erkennen, dass diese Art der Übernachtung in der Ferienzeit wohl gerne genommen wird.
eine Auswahl aus "no vacancies"
auf etwa 1 Kilometer Länge
Gegen 16:30 Uhr überqueren wir eine Brücke über den Loch Leven und sehen zeitgleich, dass vor und dahinter etliche Leute mit ihren Kameras stehen und fotografieren. Instinktiv schaue ich rüber und sehe eigentlich...nichts! Außer im Hintergrund einen Berg, der als Spitze mehr so einen Knuppel hat. Auch Axel zeigt vor mir fahrend mit der Hand in Richtung "Knuppel". Ist das Ben Nevis? Oder warum fotografieren den alle? Anderes Spannendes kann ich nicht entdecken.
Ben Nevis im Hintergrund?
Axel und ich verständigen uns kurz über Funk, haben aber beide keine Ahnung, ob das wirklich der Berg ist. Egal, er liegt auf unserer Route und ich fotografiere, was das Zeug hält. Durch späteres Recherchieren im Internet erkenne ich aber, dass ich da nicht den Ben Nevis, sondern den Pap of Glencoe fotografiert habe. Macht nichts, war jedenfalls auch schön anzusehen.
Pap of Glencoe links im Hintergrund
Nationalpark Loch Lomond and the Trossachs
Gegen 17:15 Uhr erreichen wir den Nationalpark Loch Lomond and the Trossachs. Dieser Nationalpark wurde als erster von zwei Parks auf schottischem Gebiet im Jahr 2002 gegründet und offiziell von Prinzessin Anne eröffnet. Er besitzt eine Fläche von 1.865 m².
Kurze Zeit später schrammen wir in Tyndrum am Schild des "Pine Trees Leisure Park" vorbei. Aus den Augenwinkeln heraus erkennen wir, dass es hier auch Hikers Huts (Hütten) gibt. Kurzerhand drehen wir um und checken ein.
Für 35,- £ die Nacht bekommen wir eine zweckmäßig eingerichtete Hütte mit 2 gepolsterten Liegen. Alles ist besonders pflegeleicht und daher hygienisch einwandfrei. Wir machen uns in einer der Hütten breit, die gemütlich in einem Halbkreis aufgestellt sind. Die Moppeds können direkt an der Seite abgestellt werden.
schön rustikale Unterkunft
Jetzt fehlt nur noch ein Bierchen und etwas zu essen. Während Axel sich auf den Weg zum Shop macht, bereite ich das Abendessen vor. Wir haben zwar unsere Hüttenschlafsäcke mit, nicht aber 'Pott un Pann'. Auf Nachfrage und nach einem lockeren Gespräch mit dem Platzbetreiber über Deutschland und seinen in Soltau stationierten Sohn bei der Panzerdivision, sind wir "best buddies" und Frau Platzbetreiber leiht mir ihren besten Stieltopf.
Axel kehrt erst nach etwa einer halben Stunde zurück, da es im Shop kein Bierchen gab und dieses dann von einer weiter entfernt gelegenen Tanke besorgt hat.
Unser 'BnB' (BiernudelnBrot)
;-)
Wir schaffen es gerade noch, nach dem Essen alles wieder in die Ursprungsform zu bringen und den sauberen Topf der Besitzerin zurück zu geben, da schwirren auch schon die ersten Midges heran. Im Shop besorgt Axel noch schnell "Smidge", ein Anti-Midges-Spray für 8,50 £.
Wir sprühen uns ein und ziehen uns zunächst Caps und Kapuzen ins Gesicht. Ich erinnere mich an die Worte des englischen Bikers, den wir an der schottischen Grenze am ersten Tag getroffen hatten "...annoying midges..." Minuten später flirrt die Luft von Midges-Schwaden. Es nervt einfach nur und wir flüchten in eine mittig für alle zugängliche Aufenthaltshütte. Aus irgendeinem Grund mögen Midges geschlossene oder halb offene Räume nicht so gerne. Hin und wieder verirrt sich zwar eine hierher, im Wesentlichen werden wir aber in Ruhe gelassen.
Blick über das Pine Trees Camping Hütten Areal
Wir lernen noch weitere Gäste im Dunst von aufgestellten Zitronenmelisse-Kerzen kennen, lauschen noch staunend einem mit uns englisch sprechenden Niederländer bei einem spanischen Dialog mit einem anderen Gast und einem weiteren niederländischen Dialog mit seiner Mutter per Phone und verabschieden uns nach einem letzten regionalen Bierchen in unsere Hütte.
Die fallenden Temperaturen zur Nacht und unser dünner Baumwollschlafsack lassen uns frösteln. Zum Glück hat die Hütte eine E-Heizung und bei wohligen Temperaturen schlafen wir irgendwann um 23:00 Uhr ein.
Zu erwähnen wäre noch, dass die Sanitäranlagen in einem sehr schönen Zustand waren. Bei den Mädels waren Gardinen, Duschvorhänge und selbst die Toilettentüren mit einem zarten rosa Ton versehen, während bei den Jungs natürlich alles blau/grau war.
Und der nächtliche Toilettengang wurde dazu auch noch zur Spaßeinlage, weil dort installierte Lautsprecher laute Pop- und Rockmusik aus den Membranen schmetterten. Wenn man nachts um 2:00 Uhr auf Klo sitzt, sich in Schottland befindet und dann auch noch das Lied "It´s a kind of magic" von Queen zum Film "Highlander - es kann nur einen geben" hört, dann hat das schon was, was einem in Erinnerung bleibt. :-)
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