in 100 Metern Fähre faaahn...

 

 

Über Nacht hatte es ordentlich geregnet. Als wir starteten, war davon aber fast nichts mehr zu sehen und wir hatten bereits am Morgen 24°. Es würde also wieder ein schöner Tag werden.

Abfahrt Tartu
Abfahrt bei bestem Wetter

Kurz hinter Tartu steuerten wir erst einmal einen alten Bahnhof an, der zu einer Art Kulturzentrum ausgebaut worden war. Also, kurz alles angeschaut und schon ging es weiter. Der nächste Stopp war dann beim Schloss in Sangaste. Hier fanden wir ein wunderschön gepflegtes und eindrucksvolles Gebäude im gotischen Stil. Bemerkenswert war der eigenartige Flüstereffekt im Eingangsbereich - Axel stellte sich in eine Ecke des Bereiches und flüsterte ein paar Worte. Ich stand in der gegenüberliegenden Ecke, ca. 8m von ihm entfernt. Es war unglaublich...ich konnte jedes seiner Worte genau und deutlich verstehen. Das haben wir bestimmt 3 oder 4 Mal ausprobiert. Merkwürdig war auch der Effekt, wenn man genau mittig in diesem Bereich stand und etwas sagte. Es hörte sich ganz seltsam an...so, als wenn das Gesagte aus einem Lautsprecher kam. Schwer zu beschreiben, aber sehr eindrucksvoll.

Schloss Sangaste
Schloss Sangaste

Von Sangaste ging es nun nach Valga und somit wieder nach Lettland. Die Grenze führte mitten durch diese Stadt. Nun konnten wir die Euros erst einmal wieder wegstecken und die restlichen Lats aus dem Portemonnaie holen. Ab hier gab es dann Schotterpisten satt, die auf der Landkarte als Europastraße ausgewiesen waren und sogar Ampel gesteuert waren. Alter Schwede....es ging holter, es ging polter und manchmal auch holterdipolter.

Europastraße
Ampelgesteuerte Schotterpiste...und bitte richtig einordnen

Zwar ließen die Straßen echt zu wünschen übrig, dafür gab es aber landschaftlich jede Menge Schätzchen wie z.B. den Gauja Nationalpark, die Gutmannshöhle (oder jedenfalls die Souvenirmeile davor) und eine tolle alte Gierseilfähre, mit der wir den Fluss Gauja überquerten.

Gierseilfähre
Gierseilfähre im Gauja Nationalpark

Gierseilfähre
sieht nicht gerade robust aus

Und es ging weiter auf unbefestigten Straßen. Ich spreche hier nicht von kurzen, kleinen Abschnitten, sondern von 20 bis 30 Kilometer langen Enduroautobahnen. Nicht selten wurden wir auf diesen Straßen von LKW und Bussen überholt, die locker ihre 80 bis 100 Km/h drauf hatten. Hier hieß scheinbar die Devise: je schneller, desto weniger Gehoppel, und der aufgewirbelte Sand und Staub stört ja nur die hinter mir Fahrenden... Na, jedenfalls wurden wir manchmal ganz schön eingenebelt.

staubige Angelegenheit
staubige Angelegenheit

Durch die verhaltene Fahrweise verloren wir natürlich massig Zeit. Hinzu kam meine Karpaltunnel-Hand, die nun mächtig rumzickte und ihren Dienst zu verweigern drohte. Als wir dann endlich das von Axel aus dem Internet heraus gesuchte Gästehaus in Robeznieki gefunden hatten, war ich heilfroh. Schade war nur, dass sie ausgebucht waren und uns auch keine richtige Übernachtungsalternative in Ort anbieten konnten. Nach kurzer Beratung einigten wir uns dann darauf, den nächst gelegenen Campingplatz aufzusuchen. Also, noch einmal 12 KM weiter fahren, und los... Dann erreichten wir die Koordinaten, doch leider war hier außer Feldern nichts Campingplatztechnisches zu erkennen. Umdrehen hatte keinen Zweck, denn dort gab es ja auch nichts, also blieb uns nur noch weiterfahren. Es war mittlerweile nach 20.00 Uhr, und noch einmal 20 Kilometer Schotterpiste später erreichten wir den nächsten größeren Ort Bauska. Wir suchten uns den nächstgelegenen Campingplatz aus, erkannten, dass sie sogar Appartements anboten und schlugen sofort zu. 40 Lats für 4 Personen waren umgerechnet 60,- € für 2 Doppelzimmer mit Bad und WC. Micha und Axel machten sich noch einmal auf, um etwas Essbares aus dem nächsten Supermarkt zu besorgen. Die Öffnungszeiten waren hier in den baltischen Ländern schon toll. Die Geschäfte hatten sogar am Samstag oftmals bis 0.00 Uhr oder sogar durchgehend geöffnet.

Übernachtung in Bauska
Übernachtung in Bauska

Nachdem uns Micha dieses Mal mit Fischstäbchen-Variationen angereicht an Zwiebel-Möhrengemüse gaumentechnisch verwöhnt hatte, ließen wir den Abend locker bei einer Tasse Bier und Chips ausklingen.

Heute gefahren von Tartu nach Bauska: 393 KM

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