Der Nördlichste Punkt der Ostsee
Heute sind wir dann das erste Mal während unserer Reise erst um 8:00 Uhr aufgestanden. Der Campingplatz hier hatte eine Küche, in der wir uns unser Frühstück zubereiten konnten. Gestartet sind wir dann bei angenehmen 20 °C und Sonnenschein um 10:30 Uhr finnischer Zeit, was für unsere sonstigen Verhältnisse ganz schön spät war. Aber egal, die gestrige Mitternachtssonne war der Hit und es uns wert, dafür einmal länger aufzubleiben.
Heimtückische Elche lauern überall
Kurz nach dem Start machte ich dann wie immer noch schnell ein paar Testfotos, ob die Kameras (oder besser gesagt jetzt nur noch die eine Kamera) einwandfrei funktionierte. Als Model lächelte Axel in die Linse, völlig unspektakulär vor einem Wald-Hintergrund. Beim Auswerten und Bearbeiten der Bilder entdeckte ich dann auf diesem speziellen Foto einen Elch, der gerade von links kommend ins Bild huschte und den wir zur Aufnahmezeit nicht wahrgenommen hatten. Zufälle gibt es....
Elch im Hintergrund - Klick für groß
Das schöne Wetter hielt genau bis 11:00 Uhr. Dann schüttete es mal wieder aus vollen Kübeln, die Temperatur fiel um 10 °C und wir zogen unsere Regensachen über.
Die ganze Fahrerei durch Finnland war nicht so sehr der Hit. Zwar ging die Route durch Gegenden, in denen tausende kleiner Seen lagen, die konnten wir aber wegen der seitlich stehenden Bäume und Büsche nicht sehen. Einziges Highlight auf der Strecke war eine Rentierfamilie, die völlig entspannt neben der Straße im Sand lag und uns beäugte. Ansonsten war auf der E75 wirklich nicht viel los und auch nichts wirklich spannend.
Rentierfamilie
Offroad zum Sitz des Weihnachtsmannes
Bis etwa 30 Kilometer vor Rovaniemi, dem Sitz des Weihnachtsmannes. Wir sollten laut Routenplanung bei Sodankylä die E75 verlassen und auf Nebenstrecken weiter zur Bundesstraße 79 fahren. Ohne Vorwarnung ging die Straße dann in ein aus Schotter bestehendes Teilstück über. Natürlich hielten wir erst einmal an, denn wir hatten keine Ahnung, wie lang der Schotterweg sein würde. Ein Blick aufs Navi, um eine mögliche Umfahrung der Strecke zu erkennen, brachte aber nichts, da keine Straße in der näheren Umgebung angezeigt wurde. Das hätte auch viel zu viel Zeit gekostet. Als dann zeitgleich ein LKW ungebremst an uns vorbeiknallte und seine Räder sich in den Schotter krallten, stand unsere Entscheidung fest, ebenfalls den Weg zu fahren.
Schotterpiste bei Rovaniemi...
Also, auf ins Abenteuer. Auch diesen Weg konnte man nur im Stehen fahren, um ihn einigermaßen sicher zu bewältigen. So ging es Kilometer um Kilometer. Mittlerweile hatten wir Temperaturen um die 24 °C und unter den Regenklamotten kamen wir ganz schön ins Schwitzen.
...nur im Stehen zu befahren
Mit geöffnetem Visier knallte uns zwar der eine oder andere Brummer auf die Wange, aber anders war es nicht auszuhalten. Nach etwa 10 Kilometer hatten wir dann endlich wieder festen Boden unter den Reifen. Wir hielten kurz an, grinsten breit und freuten uns, dass wir den Weg gefahren sind.
Hinter der nächsten Kurve allerdings erkannten wir, dass dieses Intermezzo nur etwa 500 Meter lang war, da begann der Schotterweg auf ein Neues. Ab und zu sahen wir Rentiere und Springgedöns und hin und wieder kam uns auch ein Auto entgegen. Spannend waren die Kurven auf Schotter, weil wir nicht so wirklich wussten, wie sich die Moppeds dann verhalten würden. Aber es ist nichts Aufregendes passiert und alles gut gegangen. Nach weiteren etwa 20 Kilometern kamen wir dann an eine Kreuzung und hatten nun wirklich auf der Bundesstraße 79 wieder eine feste "Straße" unter uns.
anstrengend und ermüdend
Wir waren geschlaucht von der Anstrengung und der Wärme und suchten nach einem geeigneten Rastplatz. Leider fanden wir hier keinen. Es gab zwar jede Menge Haltemöglichkeiten, aber alle ohne Tische und Bänke. Der Hunger und das Verlangen nach einem Kaffee nahm zu und so steuerten wir die nächste Haltebucht an. Als Sitz- und Tischmöglichkeit dienten hier dann das Topcase und die Koffer. Was soll´s, dann muss man halt mal improvisieren.
Mittagspause
Weiter ging es und es dauerte nicht lange, da fing auch der geliebte Regen wieder an. Bei Rovaniemi kamen wir wieder auf die E75 und bei Tervola sollten wir laut Routenplanung diese wieder verlassen, um eine landschaftlich besonders schöne Strecke von etwa 60 Kilometern zu fahren. Nach 5 Kilometern standen wir dann aber vor der gleichen Kulisse wie oben beschrieben: vor uns lag eine Schotterpiste. Dieses Mal aber richtig aufgeweicht vom Regen. Glitschig, matschig, rutschig...da brauchten wir dann doch nicht lange überlegen und kehrten um, um weiter auf der E75 Richtung Ostsee zu fahren.
Am nördlichsten Punkt der Ostsee
Bedingt durch die unplanmäßige Umfahrung der Schotterpiste erreichten wir die Ostsee etwa 30 Kilometer westlicher als geplant bei der Stadt Kemi um 18:30 Uhr und damit auch unseren "Point of final Decision". Wir mussten uns entscheiden, ob wir nun östlich fahren, um weiter durch Finnland bis Turku zu reisen und dann die Fähre nach Stockholm zu nehmen oder ob wir ab hier westlich fahren, durch Schweden entlang der Ostsee.
Punkt der Entscheidung
Der entscheidende Punkt war eigentlich die noch nicht gebuchte Fähre und die Ungewissheit, ob wir noch einen Platz bekommen würden. Außerdem fuhr die Fähre morgens um 6:45 Uhr in Turku los, was bedeutete, dass wir am Tag vorher bis 17:00 Uhr im Büro der Reederei die Bordkarten hätten kaufen müssen. Irgendwie alles kein so guter Plan...und kurzerhand stand unsere Entscheidung fest, den sicheren Landweg über Schweden zu nehmen. Wir hatten ja nun auch eine ganze Menge von Finnland gesehen. Das reichte uns dann auch.
Bereits nach 10 Kilometern erreichten wir Schweden und gewannen damit wieder eine ganze Stunde wegen der Zeitzone. Nun war es nicht mehr 18:50 Uhr, sondern "erst" 17:50 Uhr. Prima, dann konnten wir ja noch etwas fahren. Etwa 1 1/2 Stunden später erreichten wir dann den Ort Töre und damit den nördlichsten Punkt der Ostsee. Nach einem kleinen Einkauf in einem Tankstellenshop bezogen wir gegen 20:00 Uhr unsere Hütte. Eine 4-Bett-Hütte, zweckmäßig eingerichtet, direkt am Wasser und Waschhaus gelegen.
Hütten direkt am Wasser
Wir erkundeten nach den Abendessen noch den angrenzenden Hafen, fanden Interessantes über Ort und Zeitgeschichte und realisierten nach einem Blick auf die Schautafel, dass wir uns wirklich am nördlichsten Punkt des Bottnischen Meerbusens befanden...mein Gott, ist die Ostsee groß.
nördlichster Punkt der Ostsee
Wir waren zufrieden und ließen den Tag mit einem Bierchen und dem Blick auf den aufgehenden Mond ausklingen.
Gesehene Rentiere: 8
Gesehene Elche: 1
Gesehenes sonstiges Spring-Gedöns: 12
Gefahrene Kilometer Inari - Töre: 580,7
-- weiter zu Tag 8 --
-- nach oben --