Andorra und die Pyrenänen
Der letzte Tag in Spanien beginnt für uns wie immer mit einem selbstgemachten Frühstück. Vom Starkregen in der Nacht ist jetzt nichts mehr zu sehen. Nur ein paar wenige dunklere Stellen auf den Wegen glänzen noch feucht, als wir um 9:30 Uhr bei strahlendem Sonnenschein den Platz verlassen.
Start um 9:30 Uhr vor unserer Hütte
Axels Navi-Steffi scheint die Küste zu lieben, denn wie gestern driften wir in Richtung 3 Uhr ab, während mein Zumo den 1-Uhr-Weg vorgibt. Es geht erst einmal 200 Kilometer östlich in Richtung Barcelona und bevor mich die dauernden Ansagen von Zumo-Yannik wieder stressen, schalte ich die Neuberechnung meines Navi aus und versuche die Gegend zu genießen.
Auf der Strecke wechselt sich der Anblick von Schafhirten, Ruinen und Felsformationen ab und wir fahren auf etwa 20 Kilometern entlang des größten Stausees von Aragonien, dem Embalse de Mequinenza (auch Mar de Aragón genannt). Ein Zufluss ist unter anderem der Ebro, den ich bisher immer nur aus Kreuzworträtseln kannte.
Stausee Embalse de Mequinenza
Die Pyrenäen kommen langsam in Sicht. Und bei El Solsonès schaffen die Berge im Hintergrund eine malerische Atmosphäre. Andorra ist nicht mehr weit und wir freuen uns auf ein weiteres geografisches und motorradtechnisches Highlight.
Im Hintergrund die Pyrenäen
Wunderschön gelegen und eindrucksvoll ist auch der Stausee Oliana, der uns auf den nächsten rund 15 Kilometern begleitet. Langsam nimmt spürbar die Zahl der Fahrzeuge zu. Alle wollen scheinbar wie wir nach Andorra.
Vor der Grenze stehen wir dann auch tatsächlich im Stau und müssen an einem Dienstag um 13:30 Uhr geduldig auf die Einreise warten. Zum Glück liegt Andorras niedrigster Punkt auf einer Höhe von etwa 840 m, was nichts anderes bedeutet, als das es hier temperaturtechnisch gut auszuhalten ist.
Grenze zu Andorra
Mit fast leerem Tank erreichen wir die erste Tanke nach der Grenze und sind freudig überrascht. Ein Liter SuperPlus kostet hier nur 1,22 €. Wir füllen die Tanks bis knapp unter den Auslauf, besorgen uns ein paar Andorra-Sticker für die Koffer und gönnen uns Eis und Kaffee, bevor wir die Fahrt fortsetzen.
Da macht Tanken wieder Spaß...
Wir fahren durch eine Vielzahl aneinander gereihter, nicht wirklich hübscher Orte. Links und rechts an der Straße gibt es fast ausschließlich Restaurants, Hotels und Läden. In Andorra la Vella finden wir neben kleinen Straßen, dicken Autos und teuren Hotels auch den Fener-Boulevard, eine Schickimicki-Einkaufsmeile für die gehobene Ausstattung.
Fener Boulevard
Irgendwie habe ich mir Andorra anders vorgestellt. Es gibt eigentlich nichts, was mich wirklich interessiert oder was ich mir anschauen möchte. Soldeu ist der letzte Ort, durch den wir fahren und der rein auf Wintersport getrimmt ist. Danach ist der Blick frei auf die Berge des Skigebietes Porté-Puymorens auf der Französischen Seite.
Blick auf das Skigebiet Porté-Puymorens
Auf einem Parkplatz haben wir einen fantastischen Blick und genießen die Aussicht. Vor der Weiterfahrt haben wir die Wahl zwischen dem etwa 3 km langen "Tunel d´Envalira" und der CG-2, einer kurvenreichen Abfahrtsstraße zum Ort Pas de la Casa, dem letzten vor der Französischen Grenze. Wir kommen dem Spaß ein ganzes Stückchen näher, als wir uns für die letztere Möglichkeit entscheiden.
Fahrspaß auf der CG-2
Bei frischen 17 °C und herrlichem Ausblick gleiten wir durch die abwärts führenden Serpentinen, durchfahren den Ort vorbei an einem Schilderwald, der uns Bikern fahrtechnisch zur Vorsicht rät und aus dem wir erkennen, dass wir uns in der Region Okzitanien befinden und es bis Toulouse nur noch 154 km weit ist.
nicht besetzte Grenzstation
Kurze Zeit später passieren wir die kaum besetzte Grenzstation und befinden uns nun wieder in Frankreich. Auf der N20, der einzigen befahrbaren Straße weit und breit schiebt sich der gesamte Verkehr langsam vor sich hin. Ein 200m vor uns fahrendes Schlachtschiff von Wohnmobil, das sich nur mühsam durch die engen Kurven quält, macht ein Überholen für die dahinterfahrenden Autos so gut wie unmöglich. Mit ein bisschen Mut und Weitsicht sprinten wir vorbei und haben fortan die Straße für uns alleine.
endlich freie Fahrt
Bei Ax Les Thermes verlassen wir die Hauptstraße und befinden uns nun auf der Route de L´Aude, einer unglaublich schönen, schmalen und motorradfreundlichen Straße mit einer Vielzahl von kleinen Pässen und schnell aufeinanderfolgenden Rechts-Links-Rechts-Kombinationen, in denen die Moppeds einfach immer nur hin und her geworfen werden müssen.
Leider kommt das auf den wenigen Bildern hier nicht so gut rüber, da ich die ganze Passage fast ausschließlich gefilmt habe.
Später erkennen wir anhand von Schildern, dass wir uns zwischen Ax Les Thermes und Quillan auf einem 56 km langem Teilstück der "Route des Cols" befinden, die insgesamt 950 km lang ist und vom Atlantik über 34 Gipfel der Pyrenäen bis zum Mittelmeer führt.
Von Ax Les Thermes nach Quillan
Ich weiß nicht, ob Axel das so geplant hat oder mehr oder weniger durch Zufall gefunden hat. Ist eigentlich auch egal, denn man bekommt das breite Grinsen nach dem Befahren dieser Strecke kaum wieder aus dem Gesicht.
Col de Chioula auf der Route des Cols
Gegen 18:30 Uhr erreichen wir Quillan und checken in der Jugendherberge ein. Zum Glück bekommen wir noch ein Lehrerzimmer in der sonst völlig ausgebuchten Herberge und zum Abendbrot auch noch etwas Warmes zwischen die Kiemen.
Backfisch mit Kartoffelpü und Möhrensalat
Das Kinderessen schmeckt gut und der Wein, den uns der junge Koch als Schmankerl dazu gegeben hat, ebenfalls. Bei einer zweiten Karaffe Wein lassen wir den Tag noch einmal Revue passieren und sind erstaunt, dass das in einem Bergkessel gelegene Quillan so viele Naturschauplätze, Wanderwege, Schluchten und Höhlen zu bieten hat.
Wanderwege, Schluchten und Höhlen in Quillan
Gegen 22:00 Uhr wird es langsam ruhiger und auch wir verabschieden uns für heute dankbar von einem weiteren wundervollen Tag.
Statistik pro Person:
gefahren: 420 KM
Kosten für Benzin: 25,62 € (1,22 € / L)
Übernachtung JuHe: 18,- €
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