Erster Blick auf den Atlantik

 

 

Über Nacht hat es geregnet. Draußen ist es grau und nass. Alles in allem war die Nacht angenehm, wir haben erholsam geschlafen. Die Jugendherberge ist jetzt um 7:30 Uhr noch schön ruhig und wir sind die ersten im Frühstücksraum.

Oha...keine Wurst, kein Käse. Nur ein paar Croissants, etwas Marmelade und schwerer süßer Kuchen. Wenigstens schmeckt der Kaffee...

10-Bett-Dorm
Das 10-Bett-Dorm erinnert an einen Besprechungsraum

Wir packen unsere Sachen, verlassen um Punkt 9 Uhr die JuHe in Richtung Biarritz und freuen uns auf einen ersten Blick auf den Atlantik. Zwischen schillernden Casinos und noblen Hotels entdecken wir dann einen traumhaften Strand mit relativ ruhigem Wellengang. Zwischen uns hindurch wieselt eine Grazie im knappen Bikini mit Ohrstöpsel und Iphone und steigt die Treppen zum Strand hinab.

"Schöner Blick", sagt Axel. Ich weiß allerdings nicht, welchen er genau meint.

Biarritz La grande Plage
La Grande Plage in Biarritz

Wir verlassen den schickimicki-Ort, das Navi schickt uns am Wasser entlang...bis zu einer Straßensperre. Ein kleiner Security-Wichtel springt uns vors Mopped und sagt nur "STOP". Anhand seiner Handbewegung erkennen wir, dass wir hier wenden sollen. An sich kein Problem...wenn man nicht gerade auf einer kleinen nach vorne abschüssigen Straße steht. Axel versucht zu erklären, dass wir hier und jetzt nicht wenden können und auch keinen Rückwärtsgang haben. Der Sonnenbrille tragende Wichtel versteht nichts, macht irgendwelche Handbewegungen und wiederholt monoton "STOP, TURNING!"

Ich erkenne ein Transparent an der Straßensperre, auf dem etwas von "Autofreiem Sonntag am Meer von 9:00 - 19:00 Uhr" steht oder so ähnlich, wenn ich das Französisch richtig verstehe.

Eskalation vorprogrammiert
"Ey, du...ich will da durch...". Eskalation vorprogrammiert...

Axel läuft währenddessen zur Höchstform auf, brüllt so laut, dass die Voiceerkennung sofort unsere Sprechanlage einschaltet und mir fast das Trommelfell platzt. Ich zucke zusammen und höre eine Menge verbaler Kraftausdrücke. Oha, es wird bunt...

Nur mit Mühe und mit sehr viel Balancieren schaffen wir es schließlich zu wenden, während nun alle munter durcheinanderpöbeln und interessierte Zuschauer am Straßenrand das Treiben beobachten. Selbst die Navis geben jetzt noch ihren Senf dazu mit "Route wurde verlassen...Neuberechnung". Ein schöner Tag beginnt....

 Es dauert eine ganze Weile, bis Axel sich wieder beruhigt und wir entspannt weiterfahren. Leider ist es immer noch dicht verhangen und Atlantik und Himmel tragen triste Grautöne. So bleibt uns ein schöner Blick aufs Meer verwehrt. Wenigstens wartet die nächste Tanke bei Urrugne mit erfreulichen Spritpreisen auf und bei 1,50 € pro Liter hellt sich unsere Stimmung deutlich auf.

Tanken in Biarritz
Erfreuliche Spritpreise in Urrugne

Bei Irun überqueren wir die spanische Grenze auf schmalen Seitenstraßen, die Axels Navi nach der Neuberechnung in Biarritz als schnellste mautfreie Route generiert hat. Ich muss aufpassen, dass ich Axel nicht verliere, denn mein Navi zeigt eine ganz andere Route an.  Dadurch verpasse ich auch, an der Grenze das "Landesschild Spanien" zu fotografieren und ärgere mich maßlos.

Ab Don Sebastian geht es über tolle Straßen fast ausschließlich am Atlantik entlang. Das Meer und der Himmel verschmelzen in der Ferne. Bei Sonnenschein muss der Anblick fantastisch sein.

Grau in Grau
Himmel und Wasser grau in grau

Wir befinden uns in Höhe Gijon in der Nähe des Jakobsweges Camino del Norte und entdecken immer wieder entschlossene Pilger, die sich z.T. schwer bepackt durch die Gegend schleppen. Ich ziehe meinen Hut vor so viel Disziplin...

Pilger auf dem Camino del Norte
Pilger auf dem Camino del Norte

Nach einer kleinen Pause und dem ersten Sichten eines Osborne-Stieres auf einer Anhöhe erreichen wir um 19:00 Uhr die Einflugschneise nach Ḷḷuarca, unserem heutigen Etappenziel.

Schnell ist der anvisierte Campingplatz gefunden, zu unserer Überraschung erwartet uns hier eine deutschsprechende Campingplatzbetreiberin und wir nisten uns in einer einfachen, aber ausreichend eingerichteten Hütte ein.

Hütte in Luarca
Hütte auf dem Campingplatz Los Cantiles

Nach einer stärkenden Mahlzeit und einem richtig gut schmeckenden Glas Bier aus einer 1-Liter-Pulle Mahou inspizieren wir noch einmal den Campingplatz. Direkt am Meer gelegen haben wir hier fantastische Blicke auf die Steilküste und den Atlantik.

Nachdem wir der restlichen Welt über social media mitgeteilt haben, wo wir uns befinden, lassen wir den Abend mit Blick aufs Wasser vor der Hütte langsam ausklingen. Wir freuen uns auf morgen, dem ersten richtigen Highlight unserer Reise.

Statistik pro Person:
gefahren: 545 KM
Kosten für Benzin: 40,88 € (1,50 € / L)
Übernachtung in Hütte: 29,- €

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