Wir erreichen Portugal....
Die Nacht im Zelt war frisch. Um ehrlich zu sein, wir haben trotz Deckenschlafsäcke gefroren. Um 8:00 Uhr sitzen wir beim Frühstück, um 9:30 Uhr startbereit auf den Moppeds.
Abbauphase
Beim Druck auf den Startknopf meiner Maschine ertönt nur ein sehr schwaches mechanisches Geräusch des Anlassers. Mir ist sofort klar, dass die Batterie, die wir gerade erst vor Antritt der Reise neu gekauft haben, leer ist. Da hat die Kamera, die ich über Nacht an der Bordsteckdose geladen habe, wohl doch etwas viel Strom gezogen.
Axel sagt: "Lass mich mal..." und erntet ebenso Erfolglosigkeit. Der 3. Startversuch wird nur noch mit einem "klack, klack, klack" belohnt, nämlich das Geräusch, was einem genau sagt, dass nun gar nichts mehr geht.
20 Meter weiter stehen zwei andere Motorradfahrer beim Aufrödeln des Gepäcks und tun so, als wenn sie nichts mitbekommen. Eigentlich hätten wir jetzt erwartet, dass man sich unter Bikern hilft. Mit der Erwartung sind Axel und ich aber wohl alleine.
Nur gut, dass Axel drauf bestanden hatte, vorm Urlaub beim Packen in Norderstedt unbedingt die Powerbank mitzunehmen. Angesichts der neuen Batterien fand ich dies überflüssig, bin jetzt aber heilfroh. Schnell ist der Fahrersitz abgebaut und die Batterie freigelegt. Während wir mit Hilfe der Powerbank die Maschine starten, pöttert der eine Moppedfahrer ohne uns eines Blickes zu würdigen vorbei. Idiot....du hättest ja wenigstens mal fragen können.
Um 10:00 Uhr können wir endlich los....
Start um 10:00 Uhr
Eigentlich war das jetzt auch schon das Aufregendste an diesem Tag. Wir fahren die mautfreie N550 gen Süden, vorbei an Pontevedra, lassen Vigo rechterhand liegen und erreichen komatös aufgrund von Schlafmangel in der letzten Nacht gegen 14:00 Uhr bei Tui die Grenze zu Portugal.
Grenze zu Portugal
Die Hitze schlaucht, das eintönige Fahren auch. Wir machen Halt bei Lidl und während Axel ein paar Kleinigkeiten zum Essen und Trinken besorgt, döse ich ein paar Minuten sitzend auf dem Mopped mit dem Kopf auf dem Tankrucksack.
Ich wache auf, mir zieht ein leckerer Geruch von Schoko-Croissants in die Nase und ich entdecke selbige zusammen mit 4 Eis am Stiel und 2 Litern Eistee in Axels Armen. Gute Wahl...und wir verköstigen mit großem Heißhunger oben Aufgeführtes in exakt der Reihenfolge. Genau, jeder 2 Eis! Das musste einfach sein.
Einkauf bei Lidl
Danach sind wir fit und erkennen überrascht zu unserer Freude, dass uns in Portugal durch eine andere Zeitzone nun eine Stunde geschenkt wurde.
Der Verkehr ist auf den Küstenstraßen höllisch, und das Wirrwarr aus mautfreien Autovista und gebührenpflichtigen Autoestradas nicht immer einfach und schnell zu erkennen. Mein Navi kackt von der Rechenzeit her ab, also deaktiviere ich die Neuberechnung und versuche Axel nicht zu verlieren.
Bei Porto findet das neue Zumo von Axel aber auch seine Grenzen und ehe die Berechnung beendet ist, stehen wir auch schon vor einer gefühlt 100 Meter breiten beschrankten Mautstelle mit mindestens 10 Spuren und ausschließlich mit elektronischen Erfassungssensoren. Nirgends gibt es eine Kasse, an der man bar bezahlen kann. Ein scheiß Gefühl, wenn man hilflos im Wege steht und gefühlt Hunderte von Autos links und rechts an einem vorbeirauschen.
Wir beobachten kurz den Ablauf und erkennen eine Schranke, die permanent geöffnet bleibt. Hier gibt es scheinbar eine andere Art der Erfassung....uns egal, wir fahren durch. Wir können hier ja schließlich nicht übernachten.
Gleiches Spiel wiederholt sich dann nur ein paar Kilometer weiter, denn wir müssen von der Autoestrada ja auch wieder runter. Im schlimmsten Fall erwartet uns nun zu Hause ein portugiesisches Ticket... so what!
Autoestrada oder nicht? Nicht immer leicht zu erkennen
Die geplante Stadtrundfahrt in Porto canceln wir. Ein Blick auf
Google Maps zeigt als Verkehrslage nur "schwarze Straßen". Bei 36 °C
in der Hauptverkehrszeit schenken wir uns daher diese Einlage.
Ponte de Arrabida über den Douro
Wir überqueren in Porto den Fluss Douro über die Ponte de Arrabida und haben einen tollen Blick aufs Wasser. Das letzte "have-to-see", das wir uns heute angucken wollen, ist die Stadt Aveiro, auch "das Venedig Portugals" genannt. Charakteristisch für die Stadt sind die Kanäle mit ihren farbenfrohen Booten und Häuserfassaden. Und es erinnert mich tatsächlich ein bisschen an Venedig.
Moliceiros Boote
Die Gassen der Altstadt sind schmale Einbahnstraßen und gerade einmal breit genug für ein Motorrad. Ich kann mir kaum vorstellen, dass hier ein fetter SUV um die Kurven kommt. Trotzdem sind die Sträßchen für keine Art von Kraftfahrzeugen gesperrt.
schmale Gassen in Aveiro
Irgendwo hier soll es eine Jugendherberge geben, die wir dann auch in einer Nebenstraße finden. Das Aveiro Guesthouse...auf den Bildern im Internet sieht es toll aus und ist mit 25,- EUR pro Person schön günstig. Die Realität zeigt allerdings etwas ganz anderes. Das Haus wirkt verwaist und ziemlich heruntergekommen. Am Eingang hängt ein Zettel mit einer Telefonnummer, die man bei Bedarf anrufen soll. Nichts für uns, wir suchen auch nicht mehr lange weiter, verlassen Aveiro und erreichen gegen 20:00 Uhr den ursprünglich geplanten etwa 40 Kilometer entfernten Mira Lodge Camping Park, in dem es auch eine eingegliederte Jugendherberge gibt.
Mira Lodge Camping Park mit Jugendherberge
Das Doppelzimmer mit Duschbad ist schnell bezogen, der Schweiß vom Tag abgeduscht und gegen 20:30 Uhr sitzen wir in der Snackbar. Mit "Bom Dia" werden wir herzlich begrüßt und lernen damit unsere ersten Wörter auf Portugiesisch. Nicht nur die Leute hier sind superfreundlich, auch das Essen (Hähnchenkeule mit Pommes) schmeckt. Als Abschluss löschen wir unseren Durst noch mit einem leckeren Estrella bei einem wunderschönen Sonnenuntergang und warmen Temperaturen, bevor wir gegen 22:00 Uhr müde ins Bett fallen.
Statistik pro Person:
gefahren: 454 KM
Kosten für Benzin: 35,87 € (1,58 € / L)
Übernachtung Jugendherberge: 24,- €
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