Weite Strände, Wellen und mee(h)r....
"Frühstück ab 8", hieß es gestern. Wir sitzen schon um 7:45 Uhr am Frühstückstisch und warten sehnsüchtig, dass der Kaffeeautomat in Betrieb genommen wird. Unser Blick fällt währenddessen auf den nicht gerade üppig belegten Frühstücksteller. 2 Brötchen sind ok, aber jeweils nur 1 dünne Scheibe Wurst und Käse und Marmelade, das muss reichen.
sehr überschaubares Frühstück
Um 9:30 Uhr verlassen wir Mira mit einem letzten Blick auf den Binnensee und fahren nun gen Süden durch meistens sandige Dünenlandschaften. Erinnert uns irgendwie an Finnland. Auf unserer Nordkap-Reise sah die Landschaft in Finnland teilweise genauso aus.
sieht aus wie in Finnland
Es gibt viel zu gucken und zu bestaunen. Prunkvolle Häuser wechseln sich mit weniger schmuckvollen Gebäuden ab. Einige Gärten sind liebevoll angelegt und gepflegt, andere eher verwahrlost. Hortensien blühen überall am Wegesrand und in jedem Ort gibt es eine Kirche.
liebevoll angelegte Gärten
Auffällig sind die z.T. kachelmusterartigen Außenwände der Häuser, die fast wie tapeziert wirken, und dass es auch in fast jeden Ort eine Apotheke gibt, die (anders als bei uns) 24 Stunden geöffnet hat. Entweder sind die Leute hier dauernd krank oder es ist einfach ein besonderer Service.
Manche Außenwände wirken wie tapeziert
Gegen 12:00 Uhr erreichen wir dann den Praia do Norte in Nazaré, den Ort, wo es angeblich "the biggest waves in the world" geben soll. Wer kennt nicht dieses Bild mit dem Leuchtturm im Vordergrund und der gefühlt 100 Meter hohen Welle im Hintergrund? Außerdem ist dieser Ort im Guinness-Buch der Rekorde für die größten Wellen, die jemals gesurft wurden, aufgeführt.
Beweisfoto: Axel am Praia do Norte
Der Blick von der Steilküste beschert uns in alle Richtungen fantastische Aussichten. Die Wellen sind heute eher bescheiden, trotzdem suchen überall Surfer nach Spaß. Alles sehr beeindruckend. Alleine für diesen Anblick hat sich die Reise schon gelohnt.
Blick vom Leuchtturm auf den heute ruhigen Praia do Norte...
...und linkerhand auf den Praia da Nazaré
Wir fahren weiter, ab jetzt aber etwas mehr im Landesinneren und erreichen die Stadt Obidos. Schon von weitem ist die vollständig erhaltene und begehbare Stadtmauer des Ortskerns zu erkennen.
Stadtmauer von Obidos
Es ist Mittwoch am frühen Nachmittag, der einzige Parkplatz vor dem historischen Ortskern, der nur zu Fuß zu erreichen ist, ist vollkommen überfüllt. Die schräge Lage des Parkplatzes erschwert zudem ein sicheres Abstellen der Moppeds. Nach 3 suchenden Runden fahren wir weiter.
Bei Peniche legen wir unseren nächsten Stopp ein, denn auch hier haben wir einen wunderschönen Blick über weite Strände und blaues Wasser. Dass Portugal solche Strände hat, wird mir erst jetzt bewusst. Ich habe Portugal mehr unter der Rubrik "Felsig und steinig" abgespeichert. Aber man lernt ja nie aus.
Standort: Peniche de Cima
Surferspaß am Strand von Peniche
Wie in den Tagen zuvor wechselt sich auch hier ein Kreisel nach dem anderen ab. Die Navi-Ansagen fangen an zu nerven. "Fahren Sie in den Kreisverkehr, dann nehmen Sie die 3. Ausfahrt in die Avenida Monsenhor Manuel Bastos Rodrigues de Sousa". Bei "...Bastos..." verlassen wir den Kreisel aber schon wieder, das Navi lässt sich davon jedoch nicht beirren und beendet geduldig den Satz. Bei zwei aufeinanderfolgenden Kreisverkehren ist es fast unmöglich, noch die richtige Ausfahrt zu erwischen. Während in meinem Navi "Yannik" weiter rumplärt, ist Axel entspannt und fügt noch schmunzelnd ein "...el Presidente" zu den Straßennamen als Ergänzung hinzu. Scheinbar sabbelt in Axels Navi nur die wortkarge "Steffi".
Avenida Monsenhor Manuel Bastos Rodrigues de Sousa...el Presidente
;-)
Heute sind wir entschleunigt unterwegs. Es gibt viel zu sehen und zu bestaunen. Und so halten wir bereits nach etwa 2 Kilometern erneut auf einer kleinen Landzunge, von der man aus einen tollen Blick auf die gut 12 Kilometer entfernten Berlenga Inseln haben soll.
Leider keine Berlenga Inseln in Sicht
Ab hier geht es nun erst einmal ohne Unterbrechung weiter bis zur 60 Kilometer entfernten Miradouro Ribeira d'Ilhas, einer Aussichtsplattform mit Surferstatue. Auch hier haben wir einen tollen Blick, allerdings erschließt es sich uns nicht genau, wen oder was genau die Statue symbolisiert. Wenn ich es aber richtig verstanden habe, ist sie eine Art "Beschützer für die, die nach Ericeira zum Surfen gekommen sind".
Surferstatue am Ribeira Beach in Ericeira
Wir halten noch ein paar Mal, um immer wieder einen Blick auf Strand, Wellen und Meer zu werfen. So dann auch am Praia da Foz do Lizandro, wo wir auf einem sandigen Parkplatz ziemlich nah an der Steilküste halten können. Hier treffen wir nach Tagen dann auch auf das erste deutsche Auto, das unseren Weg kreuzt. Im Vorbeirollen brüllt Axel dem Kieler Tiguan aus dem Visier heraus ein freundliches "Moin" ins geöffnete Fenster. Allerdings erschreckt sich der Fahrer mehr und verreißt das Lenkrad. Sein Gesichtsausdruck spricht Bände und erinnert mich an die Damen im Auto, die der "freundliche Herbert" mit dem Totenschädel-Buff (Comic von Holger Aue) nach dem Weg fragen wollte. Es dauert scheinbar, bis er die Situation und unsere Nummernschilder erkennt. Trotzdem kommt keine Reaktion, kein Winken, kein Hupen. OK, dann nicht....und wir fahren belustigt vom Platz...
Axel am Praia da Foz do Lizandro
Das eigentlich Highlight des heutigen Tages kommt aber erst jetzt. Wir erreichen gegen 18:00 Uhr auf sehr spektakulären "Axel-Navi-Wegen" durch Wald und über Stock und Stein, dafür auf kürzestem Weg, den Cabo da Roca. Der Cabo da Roca ist der westlichste Punkt des europäischen Festlands.
Einflugschneise zum Cabo da Roca
Die Annahme, wir wären zu diesem Zeitpunkt die einzigen, platzt wie eine Seifenblase, als wir den Parkplatz befahren und im Hintergrund die Menschentrauben erkennen, die das gewaltige Monument mit dem Kreuz auf der Spitze belagern.
Im Hintergrund das Monument mit Kreuz auf der Spitze
Axel sucht nach "der letzten Bratwurst vor Amerika"....und findet keine, und nach Recherchen im Internet (mit 4G !!!!! hier am A... der Welt) erkennen wir, dass sich diese noch etwa 400 KM von uns entfernt am Cap Vicente befindet. Ups, da ist bei der Planung wohl ein kleiner Fehler passiert.
Wir inspizieren ausgiebig das Gelände, machen Hunderte von Fotos und sind irgendwie stolz, dass wir nun wieder einen Haken auf unsere "have-to-see-Liste" machen können.
Im Souvenirshop suche ich nach einem passenden T-Shirt, aber alles, was ich finde, wirkt irgendwie albern. Ein Shirt würde in Frage kommen, ich bin mir aber unsicher. Ich gehe raus, um Axel zu fragen, da wird mir die Entscheidung auch schon abgenommen, denn unmittelbar hinter mir beendet eine Verkäuferin den Besucherandrang und schließt die Eingangstür...Feierabend. Dann eben nicht...
Am Monument entdecken wir eine Tafel mit einem Zitat des portugiesischen Nationaldichters Luís de Camões: "Aqui… onde a terra se acaba e o mar começa". "Hier… Wo die Erde endet und das Meer beginnt"...wie wahr.
Hier....wo die Erde endet und das Meer beginnt...
Wir gehen weiter zum Leuchtturm, wir bestaunen die Steilküste und fotografieren natürlich alles. Uns, Inschriften, die Gebäude, die Moppeds, die Touristen. Junge Asiatinnen posen gekonnt vor dem Obelisk und machen Selfies mit dem Smartphone. Wir auch...allerdings sehe ich im Vergleich zu denen eher aus wie ein Reissack.
Mehr durch Zufall macht Axel ein Selfie mit dem Atlantik im Hintergrund...und beim späteren Betrachten der Fotos entdecke ich etwas Dunkles und etwas Gischt auf der Wasseroberfläche. Vielleicht ein Wal oder Delphin oder doch nur Treibholz? Wir werden es nicht mehr erfahren...
Wal oder Delphin oder doch nur Treibholz?
Glücklich und zufrieden verlassen wir gegen 19:30 Uhr den Cabo da Roca, nachdem Axel noch schnell aus der Touristinformation 2 Original-Sticker für unsere Koffer besorgt hat.
Erwähnenswert wäre noch, dass hier weder der Parkplatz, noch der Zugang zum Monument gebührenpflichtig ist. In Deutschland undenkbar, hier ein toller Service für alle Touristen.
Um 20:15 Uhr erreichen wir die Ferienanlage Orbitur in Guincho und entscheiden uns aufgrund der Zeit für eine kleine Hütte, die zweckmäßig mit 1 Doppelbett, 2 Stühlen, Tisch und Kühlschrank ausgestattet ist.
Der Platz ist sehr gut besucht und vor allem auch um 21:00 Uhr noch lebendig. Überall sieht man gut gelaunte Urlauber und wir fühlen uns sofort wohl hier. Im Restaurant gibt es für sage und schreibe 8,50 EUR ein leckeres Beefsteak mit Pommes und Salat, mein Wiener Schnitzel kostet noch weniger. Nach ein paar regionalen Bierchen und einer gut gemachten Karaoke-Show eines DJs fallen wir gegen 0:00 Uhr müde ins Bett.
Beefsteak und Pommes für 8,50 EUR
Wiener Schnitzel in Knoblauch-Knuperpanade für 6,90 EUR
Statistik pro Person:
gefahren: 342 KM
Kosten für Benzin: 27,02 € (1,58 € / L)
Übernachtung Orbitur: 26,- €
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