Trullis und Matera

 

 

Die Übernachtung hier hatten wir gestern ohne Frühstück gebucht. Warum, weiß ich nicht mehr. Allerdings erinnere ich mich, dass der Chef de cuisine uns gestern Abend zu einem Kaffee am heutigen Morgen eingeladen hatte. Wir sind gespannt...

Vom gestrigen Oberaufseher ist nichts zu sehen, dafür begrüßt uns eine freundliche strahlende italienische Oma, die natürlich kein Wort englisch versteht. Ich versuche ihr klarzumachen, dass wir nun gerne unseren Kaffee hätten, leider sprachtechnisch ohne Erfolg. Wir wollen schon zu den Moppeds gehen, da kommt Oma mit einem älteren Paar zurück. Zum Glück sprechen sie englisch und wir bekommen umgehend einen leckeren Espresso. Es stellt sich heraus, dass die Frau Kanadierin ist, hier in Italien ihren Mann kennen gelernt hat und sie nun beide in Toronto wohnen. Ebenfalls erfahren wir, dass sowohl dieses Restaurant als auch das, in dem wir zuerst eingecheckt hatten, ihnen gehört und noch ein weiteres irgendwo und dass sie 3 Wochen in Italien verweilen, um überall nach dem Rechten zu sehen. Ich habe selten so herzliche Menschen kennen gelernt wie diese beiden und Oma. Nach einem weiteren Espresso und jeder Menge Kuchen im Bauch sind wir best buddies mit den Kanadiern. Sie verabschieden uns schließlich mit einer kleinen herzlichen Umarmung und einem "you are always welcome".

Startklar
Startklar um 8:33 Uhr

Unser eigentliches Ziel unserer Reise soll Sizilien sein. Ganz mutig sind wir, als wir auch noch Sardinien mit in die Tour einplanen. So jedenfalls der Plan.

Die Realität sieht allerdings anders aus. Aufgrund der derzeit herrschenden Temperaturen von 40° C, der Vorschau auf Palermo mit 45° C und der schwächelnden Kondition canceln wir die weitere Route. Wir beschließen dennoch nach Matera zu fahren und uns die "Schönste Stadt Italiens" anzuschauen.

Um Kilometer zu schaffen, gibt Axel schnellste Route ohne Maut ins Garmin ein. Vor uns liegen über 400 Kilometer, die sollten aber bei flotter Fahrweise zu schaffen sein.

Pause
Pause um 12:00 Uhr

Um 12:00 Uhr und nach 175 Kilometern machen wir in der Nähe von Foggia an einer Tanke Pause. Die Sonne knallt erbarmungslos und je weiter wir südlich fahren, desto verbrannter wirkt die Erde. Man kann es wirklich nur noch im Schatten aushalten.

Auffallend ist, dass hier jede Bucht auf der Schnellstraße zugemüllt ist. Und ich meine keine McDonalds-Tüten, sondern zum Teil richtiger Sperrmüll. Da werden ganze Metallbetten abgeladen, Campingstühle oder gerne auch mal einen ganzen Satz Reifen. Scheinbar gibt es hier einen Spezialtrupp, den wir in eine der Buchten entdecken und der den Müll sporadisch einsammelt. Aber dann dauert es wohl nicht lange und die geräumten Buchten sind wieder zugemüllt...eine Sisyphusarbeit.

 Müll auf der Straße
Fast jede Bucht sieht so aus...

Wir quälen uns auf der Schnellstraße weiter, Kilometer um Kilometer. Die Luft flirrt und wenn man das Visier öffnet hat man das Gefühl, ein Fön auf Stufe 3 bläst einem ins Gesicht.

Bei Barletta kommen wir wieder dicht ans Meer und sehen in der Ferne dicken schwarzen Qualm. Der Größe nach zu urteilen könnte es sich um einen Waldbrand handeln...bei den Temperaturen wäre das kein Wunder.

Feuer

So wie es aussieht, scheint das Feuer direkt vor uns zu liegen. Ich bin gespannt, ob die Schnellstraße gesperrt wird oder um was es sich wirklich handelt. Außerdem kann das auch nicht gesund sein, wenn man da durchfahren muss. Und überhaupt...bei uns wäre schon im Umkreis von 5 Kilometers alles gesperrt und evakuiert. Da sind die Italiener dann wohl doch wesentlich entspannter.

Beim Näherkommen entpuppt sich das Feuer als 2 Brandherde, die ziemlich weit auseinander liegen. Und im Vorbei- und Durchfahren durch den Qualm erkennen wir jedenfalls einen brennenden Container aus Kunststoff.

Feuer am Straßenrand
Feuer am Straßenrand

Der Qualm beißt in den Augen und auf der Zunge. Aber wenigstens ist die Straße nicht gesperrt und wir können weiterfahren.

Hinter Bari kommen wir durch den uns bisher unbekannten Ort Putignano und uns fällt sofort eine riesengroße Statue im Zentrum der Stadt auf. Recherchen ergeben, dass es sich dabei um eine von sieben Statuen handelt, die extra zur jährlichen Karnevalsfeier hergestellt und in der ganzen Stadt verteilt werden. Der Karneval von Putignano ist eine der ältesten der Welt und der bekannteste Karneval in Apulien und ganz Süditalien. Sein offizieller Ursprung geht auf das Jahr 1394 zurück. Toll, was man so alles nebenbei erfährt. Reisen bildet...

Karneval
Karneval in Putignano

Um 15:30 Uhr erreichen wir endlich Alberobello und damit auch die sagenhafte Trullisiedlung mit ihren einzigartigen Rundhäuser, deren Steindächer sich nach oben hin verjüngen und mit einem symbolischen Schlussstein abgeschlossen werden. Das Trulli-Viertel gehört seit 1996 zum Weltkulturerbe der UNESCO. Diese vergessenen "Arme-Leute-Häuser" erleben seit Mitte des letzten Jahrhunderts eine Renaissance; einige werden mittlerweile auch als Ferienwohnungen angeboten.

Kein Wunder, dass hier alles touristisch völlig überlaufen ist. Die Siedlung selber ist für Fahrzeuge gesperrt. So bleibt nur der Weg zu Fuß. Wer uns kennt, weiß was jetzt kommt...in Motorradklamotten bei 42°....no chance....ein paar Fotos müssen reichen und wir ziehen wieder von dannen.

Trullisiedlung
Trullisiedlung

Souvenirs
jede Menge Souvenirs

Um 19:00 Uhr erreichen wir endlich Matera und checken im christlich angehauchten "Casa per Ferie Sant'Anna" ein, das wir über booking.com gefunden haben. Dabei handelt es sich um eine große Einrichtung, in der Schulungen aber auch Gebetstreffen möglich sind. Die Unterkunft hat sogar eine eigene Kapelle, kostenfreie Parkplätze und sie liegt nur 5 Gehminuten vom Zentrum entfernt. Die Zimmer sind geräumig, klimatisiert und haben ein eigenes Bad. Also alles perfekt.

Matera Abendstimmung
Abendstimmung in Matera

Und tatsächlich erreichen wir 5 Minuten später das Zentrum. Kirchen, Kapellen, Bars und Restaurants wechseln sich ab. Spätestens nach dem James-Bond-Film "Keine Zeit zu Sterben" erlebt diese Stadt wohl Tourismus ungeahnten Ausmaßes. Je später es wird, desto voller werden die Lokalitäten. Wir ergattern noch einen Platz im Restaurant "Caffè Italia L'Antica Credenza", stoßen hier allerdings auf die zickigste Kellnerin in ganz Italien. Die Speisen sind zudem teuer, Getränke auch...wir wünschen uns eigentlich nur einen ganz normalen Tomatensalat, bekommen dafür aber Salat aus der Tüte, lieblos auf den Teller geschmissen und mit Tunke tot gepanscht. Wie gesagt, die zickige Bedienung und das schlechte Essen färben auf unsere Stimmung ab und ziemlich früh machen wir uns wieder auf den Heimweg. Matera hatte ich mir irgendwie anders vorgestellt...

 


Garmin Tag 11

 

Statistik pro Person:
gefahren laut "Garmin": 455KM
Kosten für Benzin: 43,23 € (Liter Ø 1,90 €)
Übernachtung Casa per Ferie Sant'Anna: 43,00 €

-- weiter zu Tag 12 --

-- nach oben --