The long Way home...

 

 

Wir haben mit Matera die südlichste Spitze unserer Italien-Reise ereicht. Nun geht es wieder gen Heimat. Allerdings liegen auf diesem Weg noch jede Menge Pässe, Attraktionen und fantastische Gegenden.

Zunächst fahren wir erst einmal westwärts in Richtung Küste. Wir starten um 9:45 Uhr und vielmehr kann ich zur heutigen Tour dann auch nicht mehr sagen. Wir fahren über jeden Pass, der sich in Richtung Westen befindet. Der südliche Apennin ist hügelig, aber bei weitem nicht so bergig wie der zentrale Apennin. Auf jeden Fall fahren wir abseits jeglicher Touristenrouten und nicht selten führt uns der Weg gefühlt mitten durchs Wohnzimmer.

Mitten durchs Wohnzimmer
gefühlt mitten durchs Wohnzimmer

Das Land trägt zum Teil schon herbstliche Farben, die Felder sind größtenteils alle abgemäht. Da wir überwiegend weiße Straßen oder vielmehr baufällige enge Wege fahren, kommt uns kaum ein Fahrzeug entgegen. Wenn wir uns aber mal auf einer gelben Straße befinden und vorschriftsmäßig fahren, werden wir garantiert überholt. Und da ist es egal, ob dies in einer Kurve oder im Überholverbot geschieht. Wir haben sowieso das Gefühl, dass alle Verkehrsschilder, Beschränkungen oder Verbote für die italienischen Autofahrer nur Empfehlungen sind.

Überholen
Überholen im Überholverbot...so what

Irgendwann sehe ich gar nicht weit entfernt etwas Türkisfarbenes in der Sonne schillern. Könnte ein See sein, aber hier oben? In den Bergen?

Und tatsächlich entpuppt sich das Juwel als Lago di Monticchio Grande, einer von zwei Vulkanseen in der Region Vulture Melfese in der Basilikata. Die Vegetation ist hier sehr üppig und so bleibt uns beim Näherkommen leider oftmals ein schöner Blick auf den mit Wasser gefüllten Krater verwehrt. Wir versuchen trotzdem den See zu erreichen, sehen aber den See vor lauter Bäumen kaum. Übrigens ist der See im Titelfoto der Lago di Conza, also ein ganz anderer, den wir aber nur durch Zufall im Vorbeifahren entdeckt hatten.

lago di monticchio grande
Laghi di Monticchio
 Urheberschaft: Pitichinaccio, Public domain, via Wikimedia Commons

Nach einer Irrfahrt durch den Ort Montella machen wir kurz vor dem Regionalpark Monti Picentini einmal Pause und gönnen uns Eis und Cappuccino. Die Bedienung scheint wenig erfreut und genervt und wir haben den Eindruck, dass sie Feierabend machen will. Auch sind alle Auslagen leer, die Regale geräumt. Außer ein Eis gibt es hier nichts mehr zu holen.

Wir beratschlagen, wo wir heute nächtigen und entscheiden uns für einen Campingplatz noch bevor die  Küstenregion beginnt. Maps sagt noch gut 1 Stunde, da wusste Maps aber auch noch nicht, dass wir wieder einmal in eine Verkehrsschilder-Falle italienischer Art tappen werden.

Die Fahrt durch den Regionalpark ist wunderschön. Satte Wälder, schmale Straßen und auch hin und wieder freilaufende Kühe, die einem gerne in Kurven im Weg stehen.

Kühe im Weg
Begegnungen der tierischen Art

Hinter Arpignano ist die geplante Route dann gesperrt, oder besser gesagt, an der Weiterfahrt hindert uns ein Straßenschild. Wir können nicht lesen, was drauf steht, aber die Alternativroute würde für uns einen Umweg von 20 Kilometern bedeuten.

Da Axels Einstellung zu Baustellen sich ja nach seiner Deutschlandtour in 2021 geändert hat (95%/5% - bedeutet also, dass lediglich 5% aller Baustellen nicht mit dem Motorrad durchfahren werden können), hofft Axel, dass es sich hier um keine 5%er-Baustelle handelt. Nach 600m und 4 bergab führende S-Kurven werden wir eines Besseren belehrt. Vollbremsung...vor uns endet der Weg abrupt und geht in einen klitzekleinen aus Schotter bestehenden Pfad über. Also keine Baustelle...diese Erkenntnis nützt uns jetzt aber auch nichts.

Zeitgleich erreichen zwei Mountainbiker mit uns den Engpass und erstmals beneide ich die Radfahrer, als diese zwischen dem hoch gewachsenen Gras auf dem Schotter im Gebüsch verschwinden.

Wir sind allein, weit und breit keine Hilfe. Keine Ahnung, wie man hier bergab wenden soll. Ein Wendemanöver in 3 Zügen scheitert auf dieser schmalen Piste kläglich. Jetzt steht Axel noch ungünstiger und kann nicht einmal mehr absteigen, ohne das Mopped umzuschmeißen.

Ich weiß nicht mehr, wie wir es geschafft haben. Nur unter größter Anstrengung mit Panikattacken, Geschrei und Blutdruckkrisen ist es irgendwie gelungen uns gegenseitig zu helfen und aus dieser misslichen Lage heraus zu kommen ohne Schaden an Mensch und Maschine zu nehmen.

Fotos hätte es davon auch gegeben...aber wie gesagt, die liegen irgendwo am Straßenrand und rotten vor sich hin.

Gegen 17:30 Uhr erreichen wir völlig ausgebrannt den Campingplatz Fior D´Arancio, ein kleiner familiengeführter Campingplatz mitten in der Stadt. Das Besondere daran ist, dass es hier einen Swimmingpool gibt, der scheinbar auch von anderen Gästen genutzt werden kann.

Wir bekommen einen Stellplatz und während Axel einen Flachköpper in den Pool macht, richte ich schon einmal unseren Bungalow ein.

Swimming Pool
Schöner Swimmingpool auf dem Camping Fior D´Arancio

Man merkt, dass es hier im Süden deutlich schneller dunkel wird. Um 20:00 Uhr sitzen wir bereits im platzeigenen Bistro bei Lichterschein und genießen einen von der Platzbetreiberin zubereiteten leckeren Antipasti-Teller. Und endlich bekommen wir hier unseren lange ersehnten Tomatensalat, total lecker und hausgemacht.

total lecker
Antipasti

Das Betreiberehepaar ist total nett und redselig. Wir bekommen zum Abschluss noch einen leckeren Limoncello, stoßen gemeinsam an und obwohl keiner den anderen versteht, haben wir dank Google-Übersetzer einen schönen Abend.

Campingplatzbetreiber
Abschlussfoto mit viel Spaß und guter Laune

 


Garmin Tag 12

 

Statistik pro Person:
gefahren laut "Garmin": 270KM
Kosten für Benzin: 25,65 € (Liter Ø 1,90 €)
Übernachtung Camping Fior D´Arancio: 17,50 €

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