Sierra Nevada

 

 

Von tagsüber kaum erträglichen 40 °C sind die Temperaturen über Nacht auf etwa 13 °C gefallen und wir frösteln in der Hütte. Ist auch kein Wunder, denn die Stadt Ronda und der nahegelegene Campingplatz liegen etwa 800 m hoch.

Nach unserem eigenen Frühstück verlassen wir den Platz erst gegen 10:00 Uhr und starten in einen sonnigen Tag.

Richtung Ronda
Es geht weiter Richtung Ronda

Die Landschaft ist toll, aber wenig abwechslungsreich. Witzig sind viele der Ortsbezeichnungen hier. Wir fahren z.B. an Cuesta Blanca, La Paz, Santa Fe und Córdoba vorbei, welche genau wie die Orte in Südamerika geschrieben werden.

Santa Fe in Spanien
Santa Fe in Spanien

Bei Granada entdecken wir dann die ersten Schilder Richtung Sierra Nevada, unserem Tageshighlight für heute. Die Sierra Nevada ist mit knapp 3.500 m das höchste Gebirge der Iberischen Halbinsel und für uns absolut einen Abstecher wert, obwohl es nicht gerade auf unserer Route liegt.

Unsere Auffahrt beginnt um 12:30 Uhr auf der A394 und wir freuen uns auf kurvige 30 Kilometer Serpentinen. Was wir bei der Planung nicht berücksichtigt haben, ist, dass wir heute Sonntag haben und wie wir viele andere Besucher und Touristen die gleiche Idee haben.

Anfahrt Sierra Nevada
Anfahrt

Trotzdem können wir die Moppeds laufen lassen und genießen hinter jeder Kurve die fantastische Aussicht. Je höher wir kommen, desto angenehmer werden die Temperaturen.

tolle Aussicht
Tolle Aussicht

schon 2000m hoch
schon 2.000m hoch

Nach 4.900 Km unserer Reise erreichen wir dann auf der höchstgelegenen Landstraße Europas den höchsten befahrbaren Punkt der Sierra Nevada (mit eigenem Fahrzeug), die Hoya de la Mora mit dem gleichnamigen Kiosk, der in Zeitschriften immer wieder von anderen Motorradfahrern empfohlen worden ist.

Alles voll hier. Neben Autos und Motorrädern machen sich auch Wohnmobile und Wohnwagengespanne hier breit. Letztere scheinen hier richtig Urlaub zu machen, denn einige Wohnwagen haben sogar ihre Stützen heruntergekurbelt.

 Kiosk Hoya de la Mora
Axel bestellt schon mal ein Hamburger-Menü im Kiosk Hoya de la Moya

Von hier aus haben wir einen super Blick auf den zweithöchsten Gipfel der Sierra Nevada und dem dritthöchsten in ganz Spanien, dem Pico del Veleta mit knapp 3.400 m Höhe.

 Axel bestellt für uns jeweils ein Menü bestehend aus Pommes, einem Burger und einer Cola für, ich glaube, je 8 EUR. Preise wie bei MacDonalds, aber nicht ganz so schmackhaft. Der Hunger treibt´s rein, jedenfalls sind die Betreiber aber super nett.

Wir sind auf 2.500m Höhe
Wir sind auf 2.500 m Höhe

Die Rückfahrt geht durch den unterhalb liegenden Wintersportort Pradollano über schmale, sehr abschüssige Serpentinen. Hier wechselt ein Hotel das andere ab, ebenso wie Bars und Restaurants. Zum jetzigen Zeitpunkt ist der Ort allerdings völlig ausgestorben. Nur hin und wieder sieht man eine geöffnete Tür oder ein paar Stühle außerhalb.

Die letzten 10 Km der Abfahrt gehören dann mir, denn Axel lässt mich vorfahren. Die langgezogenen Kurven der relativ breiten Straße erlauben ein zügiges Fahren. Ich bin wie im Rausch, genieße die Schräglage. Die Autos vor mir machen meistens freundlich Platz, selten muss ich die Geschwindigkeit reduzieren.

langgezogene Kurven
schöne langgezogene Kurven bei der Abfahrt

Zufrieden lasse ich das Mopped auf der letzten Geraden ausrollen und warte am Straßenrand auf Axel. Nur etwa 2 Minuten später bleibt dann auch Axel neben mir stehen. Ich grinse ihm entgegen und signalisiere damit, dass mir die Abfahrt einen Heidenspaß gemacht hat.

"Und? Wie viele Blitzer hast du gezählt?", ruft Axel mir durch den halb geöffneten Helm zu. Blitzer? Welche Blitzer.... "Also, ich hab mindestens 4 gezählt...", ergänzt Axel und unterstützt seine Aussage mit der gleichen Anzahl in die Luft zeigender Finger. Mich durchschießt es heiß und kalt, denn ich habe null (!) gesehen. Oder noch besser gesagt, ich habe nicht mal darauf geachtet. "Wieso hast du die denn nicht gesehen? Die waren doch überall vorher dick angekündigt, auch schon bei der Auffahrt!" Axels Worte wirken wie Salz in der Wunde. "Ja, super", greine ich, "da hättest du mir ja auch vorher noch mal einen Hinweis geben und mich erinnern können...". Axel sagt nichts weiter und verdreht nur kopfschüttelnd die Augen.

Ich bin stinksauer und restlos bedient, ärgere mich über mich selber und denke an die Posts anderer Motorradfahrer in Foren zu den horrenden Bußgeldern in Spanien. Hinzu kommt noch, dass die spanischen Blitzer einen von hinten fotografieren und Deutschland wohl bei der Ermittlung des Fahrers behilflich ist. Das war es dann wohl mit meinem Lappen...oder zumindest mit einem Bußgeld in 4-stelliger Höhe....oder doch 5-stellig? Am liebsten würde ich hier und jetzt das Mopped verladen und mit dem Zug nach Hause fahren. Ich bin mehr als satt....

Wir fahren ab hier Richtung Norden mehr oder weniger wortkarg durch die Gegend. Links Olivenplantagen, rechts Olivenplantagen und soweit das Auge reicht...Olivenplantagen. Das geht gefühlte 200 Kilometer so.

Olivenplantagen
Olivenplantagen so weit man gucken kann

Gegen 18:00 Uhr erreichen wir endlich das geplante Etappenziel Valdepenas und das favorisierte Hostel und erkennen genervt nach ein paar Klingel- und Klopfattacken, dass das Hostel sonntags geschlossen ist. Wie jetzt....Sonntag geschlossen...wir fassen es nicht und suchen im Ort nach dem nächsten Hostel, welches wir in 100 m Luftlinie finden.

rote und gelbe Schirme in Valdepenas
rote und gelbe Schirme als Sonnenschutz und Attraktion für Touristen in Valdepenas

Hier wiederholt sich dann gleiches Spiel, denn auch hier ist es sonntags geschlossen. Komische Öffnungszeiten...

Angesichts der fortgeschrittenen Stunde suchen wir in Google nun nach einem Campingplatz und finden etwas im 60 Km entfernten Ruidera.

1 Stunde später checken wir ein und entscheiden uns auch hier für ein Hotelzimmer mit Frühstück für 50,- EUR. Nach dem ersten Check sind wir freudig überrascht. Das Zimmer ist freundlich, sauber und das dazu gehörige Duschbad modern und einwandfrei.

Hotelzimmer in Ruidera

Zimmer im Campingplatz eigenen Hotel

Die Dusche ist schnell erledigt, wir stärken uns anschließend in einem nahe gelegenem Restaurant mit einem Imbiss und ein paar Bierchen. Der Kellner horcht auf, als er erkennt, dass wir Deutsche sind und erklärt uns mit Händen und Füßen, dass er eine deutsche Frau hat. Es dauert auch nicht lange, da gesellt sich selbige an unseren Tisch. Wir erfahren, dass sie eigentlich aus dem Ruhrpott kommt und auch dort geboren ist, aber spanische Eltern hat, die sie nun hier in Ruidera pflegt.....oder so ähnlich.

Jedenfalls sind es nette Gespräche und sie vertreiben den Groll aus meinen Gedanken. Ein letztes Bierchen gönnen wir uns dann noch auf der Campingplatz-Terrasse bei einem Smalltalk mit den Platzbetreibern.

Die Spanier sind allesamt wirklich ein nettes Völkchen...

Statistik pro Person:
gefahren: 550 KM
Kosten für Benzin: 42,90 € (1,56 € / L)
Übernachtung Hütte: 25,- €

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