Getreidefelder und LKWs

 

 

Um 7:30 Uhr stehen wir bereits vorm Hotel und beladen die Moppeds. Ein kleiner Kaffee aus dem Automaten, ein Multivitamin-Brausetablettensaft aus den stabilen Zahnputz-Einwegbechern des Hotels und ein paar Müsliriegel müssen zum Frühstück reichen. Wirklichen Hunger haben wir auch noch nicht.

B&B Hotel in Offenburg
Frühstück vorm Hotel

Gleich nach dem Start halten wir noch einmal an einer Apotheke, um uns mit Voltaren forte einzudecken...für Axels Nacken und mein rechtes Knie, welches über Nacht eigenartig angeschwollen ist. Zudem entdecke ich in der Apothekenumschau das Thema "Gelenkschmerzen" und nehme ebenfalls noch ein Exemplar mit. Noch nicht mal 1.000 Kilometer gefahren und schon müssen wir die Reiseapotheke aufrüsten, das kann ja noch spannend werden.

Wirkliche Highlights stehen heute nicht auf dem Programm. Streckemachen ist angesagt. Das gelingt allerdings nur mit Mühe, da neben uns jede Menge Wohnmobile und LKWs unterwegs sind, die wie wir gerne auf Maut verzichten wollen und die sich auf den viel befahrenen Straßen nur schwer überholen lassen.

Gegen 11:30 Uhr erreichen wir die französische Grenze und kurz dahinter müssen wir auch schon tanken. Der Sprit hier ist vergleichbar mit den Preisen zu Hause, also nicht nennenswert.

Erste Tankpause in Frankreich
Tankstopp bei Intermarché

Hier ist nur Kartenzahlung direkt an der Zapfsäule möglich. Dürfte kein Problem sein, kennen wir ja bereits vom Schottland-Urlaub. Allerdings bereitet mir die französische Menüführung trotz Schulfranzösisch massive Probleme. Der 3. Versuch scheitert und hinter uns wechselt eine genervt wartende Autofahrerin die Zapfsäule anstatt zu helfen.

Ein aufmerksamer LKW-Fahrer bemerkt unsere Unwissenheit und während er uns hilft, versuche ich mir die Abläufe an der Zapfsäule einzuprägen...für die Zukunft.

Ab jetzt wechseln sich stehende und abgeerntete Getreidefelder für hunderte von Kilometern links und rechts ab. Die Zahl der LKWs auf den Straßen und auch auf und in allen Parkplätzen und -buchten nimmt deutlich zu. Oftmals haben nicht einmal mehr wir mit den Moppeds Platz.

Um 13:00 Uhr ist die nächste Pause dringend fällig. Bei Temperaturen um die 36 °C lassen wir nun das T-Shirt, Buff und den Nierengurt weg und fahren nur noch mit Funktionsshirt. Selbst im Schatten ist es kaum auszuhalten.

Pause im Schatten
Axel checkt noch einmal die geplante Route

Axels neues Zumo 396 bereitet massive Probleme. Nichts ist von der Funktion so, wie Axel es vom Garmin 660 gewohnt war. Die Neuberechnung einer Route verändert nicht nur die geplante Routenführung, sondern z.T. auch die Neuberechnungsoptionen und setzt sowieso immer dann ein, wenn man sich verfahren hat und eine Neuberechnung gerade nicht gebrauchen kann. Obwohl Axel mir auf mein 660 die gleichen Routen überspielt hat, stimmt hinterher nichts mehr überein. Ich bemerke Axels extreme Anspannung und bemühe mich, keine weisen Ratschläge zu geben, was mir allerdings nicht immer gelingt.

Dunkel erinnere ich mich an das Navi-Fiasko auf unserer Route zum Schwarzen Meer und hoffe inständig, dass sich Ähnliches nicht wiederholt.

Gegen 16:30 Uhr verlassen wir die Hauptstraße und steuern nun auf das heute geplante Ziel zu. Aus den Augenwinkel entdecke ich hier im tiefsten Frankreich auf einer Verkehrsinsel ein Schild und erkenne den Hinweis "Amtzell Allgäu 718 KM". Spätere Recherchen ergeben, dass Amtzell mit dieser Gemeinde Cosne-d’Allier eine Partnerschaft hat.

Allgäu in Frankreich

Nach einer weiteren halben Stunde erreichen wir den geplanten Campingplatz. Sehr kuschelig, nur 5 schattenfreie Stellplätze. Zum Glück spricht die Betreiberin etwas deutsch. Wir erfahren, dass sie den Platz hier zur Aufbesserung ihrer Rente betreibt und sich tatsächlich hin und wieder ein paar Gäste hierher verirren. Leider gibt es hier keinen SB-Laden, auch keinen Privatverkauf und das nächste Restaurant ist 10 KM entfernt. Und überhaupt ist das hier sehr abgelegen und wir sind die einzigen Gäste. Nichts für uns...wir fahren weiter.

 Die Temperatur ist mittlerweile auf 38 °C gestiegen. Wir fahren noch einen weiteren Campingplatz an, der aber irgendwie zu einem kleinen Sportplatz gehört und genauso verlassen ist. Und weiter geht´s....

Die Straßen werden schmaler, laut meinem Navi fahren wir Offroad. Ich kann nicht mehr richtig denken, der Schädel pocht. Wir irren umher, Axels Navi treibt uns durch die Botanik. Wir bleiben sogar hin und wieder in einer Sackgasse vor einem Bauernhof stehen. Axel tobt..., ich sage jetzt lieber nichts.

schmale Gassen
kleinste Sträßchen

Über Holperstrecken und abgeschieden von der Außenwelt erreichen wir dann irgendwie und von hinten La petite valette, einen urigen Campingplatz, der von einem deutschsprechenden Holländer mit französischer Frau betrieben wird. Sehr nett, die beiden. Wir erfahren, dass er früher Diskothekenbesitzer war und einen Faible für Dodge und Harleys hat. Die Tattoos sprechen Bände, sein Fuhrpark auch. Wir fühlen uns sofort wohl und zischen erst einmal 3 Gläser Wasser gegen die Dehydrierung und ein Bierchen im Stehen.

Das Zelt ist schnell aufgebaut, die neuen Matratzen erstaunlicherweise auch. Das laute Rascheln, welches ich zu Hause fast als unerträglich empfand, war in der Natur gar nicht mehr so laut. Scheint diesmal kein Fehlkauf zu sein...

Das Zelt ist schnell aufgebaut
Das Zelt ist schnell aufgebaut

Ich gehe duschen, Axel macht einen Flachköpper in den Pool. Den Abend lassen wir bei holländischen Frikadellen mit Pommes und ein paar Bierchen ausklingen. Das drohende Unwetter schrappt zum Glück knapp an uns vorbei. Es donnert nur etwas, als wir müde ins Zelt kriechen.

La petite valette
Das Bierchen schmeckt in La petite valette

Statistik pro Person:
gefahren: 600 KM
Kosten für Benzin: 46,50 € (1,55 € / L)
Übernachtung im Zelt: 10,- €

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