Stallgeruch....

 

 

Erst heute Morgen beim Eingeben der Route und Checken der Karte erkennen wir, dass wir gestern die letzten Kilometer auf exakt dergleichen Strecke gefahren sind, die wir am ersten Tag in Frankreich auch benutzt haben. Bei der Vielzahl an Straßen in Frankreich grenzt das nun wirklich schon an Zufall.

Um 8:00 Uhr sitzen wir auf den Moppeds und haben bereits um 8:36 Uhr die erste Begegnung der unheimlichen Art. Wie aus dem Nichts düsen im wahrsten Sinne des Wortes 5 Kampfflugzeuge ziemlich tief über unsere Köpfe hinweg. Mit einer reflexartigen Bewegung schaffe ich es gerade noch, einen der Flieger im Bild festzuhalten.

französisches Kampfflugzeug
französische Kampfflugzeuge

Jetzt bin ich aber erst Mal wach...und ein bedrohliches und unbehagliches Gefühl durchfährt mich. Rechterhand in der Ferne erkenne ich noch ein paar Flugmanöver der 5er-Truppe und weiß nicht wirklich, ob ich das spannend finden soll. Ist während unseres Urlaubes vielleicht etwas passiert, von dem wir noch nichts wissen? Oder ist das in Frankreich normal?

Während der nächsten 10 Kilometer tauchen die Jets immer mal wieder auf, mal links, mal rechts von uns, aber nicht mehr so bedrohlich wie zu Beginn.

Um 10:30 Uhr haben wir Dijon hinter uns gelassen und verköstigen nun auf einem Rastplatz unser erstes richtiges Frühstück, denn im Ibis hatten wir nur notdürftig ein paar Riegel gegessen und sogar auf Kaffee verzichtet.

Und während wir es uns gemütlich machen, hält hinter uns ein Polizeiwagen. Ich ahne schon eine Verkehrskontrolle und suche genervt meine Papiere im Tankrucksack. Axel erklärt mir dann allerdings seelenruhig, dass die Beamten sicherlich durch die spanische Polizei informiert wurden und nun mein Kennzeichen haben und mir sicherlich wegen der etwas überhöhten Geschwindigkeit in der Sierra Nevada ein ordentliches Knöllchen aufdrücken werden, wenn ich Glück habe. Und Axel wäre nicht Axel, wenn er das nicht noch toppen kann. "Oder du bist gleich deinen Lappen los..."

Ich verdrehe seufzend die Augen. Und dann kommt die zweite Begegnung der unheimlichen Art...denn der Beamte ignoriert uns völlig, kramt aus seinem Auto eine Radarpistole hervor und legt sich angelehnt an seinen Wagen mit dem Ding im Anschlag auf die Lauer.

Radarkontrolle
Radarkontrolle

Einerseits erleichtert, andererseits neugierig stelle ich mich hinter dessen Wagen und schaue mir die Laserrichtung an. Auf einer Entfernung von locker 300m kann man die entgegen kommenden Fahrzeuge gut erkennen, denn nicht ein Baum oder Strauch steht im Weg. Ich glaube, dass der Typ mit seinem Kumpel im Fahrzeug hier nicht das erste Mal steht.

Die bleierne Müdigkeit ist durch den Vorfall nun verschwunden. Als die Beamten uns bemerken, packen sie ein und fahren weiter...wir auch.

Die nächsten Stunden ziehen sich. Meisten geht es geradeaus und die Straßen sind wenig anspruchsvoll. Der Blick zum Himmel sagt mir, dass sich dort irgendetwas zusammenbraut. Es ist 13:30 Uhr und wir befinden uns im Naturpark Lothringen.

dunkle Wolken
dunkle Wolken

Etwa 20 Kilometer vor Metz erkennen wir, dass wir es mit dem restlichen Sprit leider nicht mehr bis Luxemburg schaffen und wollen an einer Tanke nur so viel nachschütten, dass es gerade bis Luxemburg reicht.

Gerade in dem Moment, als wir die Maschinen aufbocken, springt der Preis auf galaktische 1,81 €, und das für E10. Das ist uns dann doch zu viel und wir fahren weiter bis zur nächsten für uns noch erreichbaren Tanke, die aber dann abseits der Autobahn liegt und im Vergleich zu vorher 10 Cent günstiger ist.

Spritpreis in Frankreich
unglaubliche Preise...

Getankt wird für 20,00 €. Das sind gut 5,8 Liter für jeden und muss bis Luxemburg reichen, welches wir dann auch gegen 15:45 Uhr erreichen.

Luxemburg
Wir erreichen Luxemburg

Bei Dudelange überqueren wir die Grenze. Die Reserveanzeige leuchtet schon wieder und wir steuern die nächste Tanke an. Auf einer riesengroßen Rastanlage bei Berchem finden wir eine Shell, Starbucks und MacDonalds und SuperPlus für 1,38 €. Leider regnet es jetzt etwas und wir ziehen die Regenjacke über, bevor wir weiterfahren.

Geplantes Ziel für heute ist Köln. Als wir die Grenze zu Deutschland um 17:00 Uhr überqueren, sind wir uns aber einig zu schauen, wie weit wir tatsächlich kommen.

Grenze zu Deutschland
Grenze zu Deutschland um 17:00 Uhr

Wir befinden uns wieder in Deutschland und ab jetzt wird es so gut wie keine Bilder mehr geben. Da wir nun wieder mautfrei Autobahn fahren können, baue ich die Kameras aufgrund der Geschwindigkeit ab.

Hinter Köln ist klar, dass wir noch "etwas weiter" fahren wollen. Bei Münster ist dann leider die A1 unerwarteterweise voll gesperrt und wir müssen eine blöde Umleitung über Greven, Emsdetten und Rheine fahren, die uns gefühlt 2 Stunden kostet.

Über die A30 geht es dann zurück zum AK Lotte und wir befinden uns wieder auf der A1. Es wird langsam dunkel, aber innerlich haben wir schon längs beschlossen, heute noch bis an die Ostsee zu fahren.

Einen letzten Tankstopp und eine Wurst, die ziemlich nach Schwein gerochen hat, gibt es noch einmal um 21:00 Uhr bei Holdorf. Mittlerweile sind die Temperaturen auch ziemlich gesunken. Von fast zu warmen 26 °C am Tag sind jetzt noch gerade mal 18 °C über, Tendenz fallend. Wenigstens nieselt es nicht mehr...

Vorbei an Bremen und Hamburg....bis zum Ziel nur noch 120 Kilometer. Jeder davon wird jetzt zur Qual. Die Muskeln verspannen sich, die Kälte zieht durch die Nähte des Sommerkombis. Bei Neustadt gibt es tatsächlich einen kurzen Moment, wo ich aufgeben möchte. Ich bekomme Krämpfe im Spann des rechten Fußes und im Daumenballen. Auch Axels Haltung auf dem Mopped sieht eigentlich nicht mehr wirklich gut aus.

Um 0.30 Uhr erreichen wir nach 1.193 Kilometern heute und 8.006 Kilometern Gesamtstrecke dann unser Domizil an der Ostsee und schalten die Moppeds aus.

Ankunft an der Ostsee
Ankunft um 0.30 Uhr an der Ostsee

Der Urlaub ist vorbei und plötzlich ist wieder alles so normal. Wir trotten stillschweigend die letzten Meter bis zum Haus. Einerseits glücklich, dass wir es geschafft haben, dass wir so viel gesehen haben, dass wir keine Ausfälle hatten und dass wir wieder ein großes Stückchen dieser schönen Welt gesehen haben...andererseits nachdenklich, dass nun alles vorbei ist und uns der Alltag wieder einfängt.

Aber so ist es nun mal und der normale Lauf der Zeit. Mit dem Schreiben des Berichtes kommen bei mir wieder jede Menge Gefühle und Erinnerungen hoch und ich bereue nicht einen Tag oder Kilometer auf dieser sehr schönen und spannenden Reise.

Ohne Axel wäre die Reise nicht denkbar gewesen und ich bin dankbar, dass ich einen so reise- und planungsfreudigen Partner an meiner Seite habe. Wenn ich an die vielen, vielen Recherchen und Stunden denke, die Axel für die Planung der Reise aufgewendet hat, dann kann ich nur meinen Hut ziehen.

Und auch, wenn dieses Mal nicht alles mit dem Navi nach Plan lief, ist Axel nur hin und wieder ausgeflippt. Aber das ließ sich auf jeden Fall ertragen, denn die Funke hat ja auch einen Ausknopf... ;-)

Statistik pro Person:
gefahren: 1.193 KM
Kosten für Benzin: 89,48 € (durchschnittlich 1,50 € / L)
Übernachtung daheim: 0,- €

Gesamtkosten pro Person:
Benzinkosten: 621,00 €
Übernachtung: 331,00 €
Verpflegung: 200,00 €

 

Bine
Oktober 2019

Gesamtroute
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