Die Algarve...

 

 

Um 5:00 Uhr morgens fordert das gestrige Bier seinen Tribut. Ich schlurfe in Gummilatschen zum Sanitärhaus und bin erstaunt, dass im angrenzenden Surfer-Zeltcamp bereits großes Treiben herrscht.

 Im Waschhaus selber geht es multikulti zu, junge Frauen aller Nationen begutachten mich beim Einrtitt, kiechern rum und stylen sich weiter vor den Spiegeln. Irgendwie sehen die Püppies hier alle gleich aus. Das hochfrequente Gesabbel ist mir um kurz nach 5 noch zu anstrengend und ich beschließe zurück ins Bett zu gehen.

Gegen 7 Uhr schlurfe ich erneut ins Waschhaus, diesmal zusammen mit Axel. Unser Blick fällt abermals ins Surfercamp. Die gestylten Püppies liegen, knien oder hocken jetzt auf Yoga-Matten und versuchen sich in Figuren wie "Krieger", "Baum", "Halbmond" oder "Pflug". Eine ganz Eifrige macht die "Krähe"...

Axel und ich schauen uns an, wir scheinen das Gleiche zu denken und das einzige, was sich bei uns zeitgleich bewegt, ist die rechte Augenbraue.

Kurz nach 9 Uhr sind wir mit Packen und Frühstücken durch und sitzen auf den Moppeds. Wir dürfen allerdings den Platz noch nicht verlassen, da auch hier genauestens begutachtet wird, ob wir evtl. die Hütte über Nacht verwüstet haben. Nachdem der Aufpasser die Hütte abgenommen und genickt hat, bekommen wir unsere 100 EUR Pfand wieder und können endlich losfahren.

Abfahrt aus Orbitur Sagres
Start in Orbitur Sagres, links ein kleiner Teil des Surfercamps

Bereits eine gute Stunde später erreichen wir die Ponta da Piedade, eine Landzunge südwestlich von Lagos mit einer 20 Meter hohen Felsklippenlandschaft. Wie wir tummeln sich hier Hunderte von Touristen, die alle die schönste Felsformation der Algarve sehen wollen.

Wir stellen die Moppeds ab und gehen die restlichen 200 Meter zu fuß. Sehr anstrengend bei Temperaturen um die 30 °C, da man die fantastische Aussicht und tollen Blicke nur über ein paar Treppen zu sehen bekommt.

Blick bis Sagres
Blick bis Sagres

Axel ist mutig und wagt sich die steile Treppe zu den Klippen hinab. Im Gegensatz zu den leicht bekleideten Touristen sieht Axel wie ein Astronaut aus. Die Mühe wird aber belohnt und Axel kommt mit ein paar supertollen Aufnahmen im Knipskasten zurück.

Axel mit Klippenlandschaft
Axel am Ponta da Pedade

Wir schießen noch zahlreiche Fotos nach links, nach rechts, nach unten und von uns. Dieser Abstecher hierher hat sich auf jeden Fall gewohnt.

Wir trotten zu den Moppeds zurück, fahren weiter gen Osten durch Portimao und steuern über Silves und Tavira langsam auf die Grenze zu Spanien zu. Viel zu sehen gibt es nicht, hin und wieder eine alte Festung oder eine prunkvolle Kirche. Aber ansonsten ist es schwer, sich hier irgend etwas Markantes zu merken.

Plötzlich steigt mir der Geruch von Verkohltem in die Nase und im Vorbeifahren erkenne ich die Spuren eines Steppenbrandes. Teilweise qualmt es sogar noch aus kleinen Glutnestern.

Steppenbrand
Reste eines Steppenbrands

Wir fahren weiter durch das Naturschutzgebiet "Reserva Natural do Sapal de Castro Marim e Vila Real de Santo António" (steht tatsächlich so im Internet) kurz vor der Spanischen Grenze, vorbei am Castle of Castro Marim und erreichen Spanien über den Grenzfluss Guadiana.

Castle of Castro Marim
Das Castle of Castro Marim ist eine mittelalterliche Burg, die von den Tempelrittern zur Verteidigung der Grenze genutzt wurde

Grenzfluss Guadiana
"eingerüstete" Brücke über den Grenzfluss Guadiana

Spanien hat uns wieder und wir freuen uns noch einmal über die vergangenen Tage in Portugal und was wir alles Tolles dort gesehen haben.

Von hier aus geht es nun schnurstracks nach Sevilla. Wir fahren auf der A49 und sind in großen Teilen alleine auf der Autobahn unterwegs. Links und rechts begleiten uns über weite Strecken riesengroße Olivenplantagen.

Olivenplantagen
Olivenplantagen

Eine vor uns querende Brücke gibt uns Rätsel auf. Da stehen auf allen Fahrbahnen maximale Höhenangaben und ich frage mich, wie man nach dem Erkennen der kleinen Schilder bei Geschwindigkeiten um die 100 Km/h noch rechtzeitig die Spur wechseln könnte, wenn man mit der Höhe des Fahrzeugs nicht in die Vorgabe passt. Aber vielleicht habe ich auch nur einen Denkfehler, da hier keiner feststeckt und die Brücke auch keine Schäden aufweist. Eine Erklärung erschließt sich mir aber nicht...

Höhenangaben der Brücke
maximale Höhenangaben?

Kurz vor Sevilla findet die stressfreie Fahrerei auf der Autobahn ein Ende. Bedingt durch eine auf der geplanten Route liegende, aber leider gesperrte Brücke müssen wir einen großen Umweg machen und landen mitten im Feierabendverkehr von Sevilla und natürlich im Stau. Alles quält sich über die scheinbar einzige befahrbare Brücke über den Guadalquivir, und wir sind mittendrin. Zu allem Überfluss setzt jetzt auch noch Regen ein.

Als wir unser Etappenziel in Dos Hermanas endlich erreichen, ist es bereits 20:30 Uhr. Nicht nur die Stau-Einlage hat uns über eine Stunde gekostet, sondern  wir mussten zusätzlich auch noch "die geschenkte Stunde" aus der anderen Zeitzone beim Überqueren der Grenze zurückgeben.

Camping Vill Som in Dos Hermanas
Campingpark Vill Som in Dos Hermanas

Wir sind freudig überrascht, der junge Mann an der Rezeption spricht etwas deutsch. Nach kurzer Verständigung und angesichts der späten Stunde "gönnen" wir uns ein Doppelzimmer mit Frühstück für 52,- EUR.

Wir sind ein zweites Mal freudig überrascht, als wir das totschicke Zimmer betreten. Ein riesengroßes Bett inmitten einer stilvollen Dekoration. Dazu ein Vollbad mit Dusche vom Feinsten und Klimaanlage. Wir sind restlos begeistert...

Doppelzimmer in Vill Som
Doppelzimmer in Vill Som

Einziges Manko: der Raumduft. Für mich riecht es stark nach einem schweren Männerparfum, für Axel einfach nur nach "offener Abfluss". Ich versuche, Axels Nase für den Hauch "Sandelholz" in der Luft zu sensibiliseren, leider vergeblich.

Nach einem kleinen Imbiss in der platzeigenen Snackbar kommen wir ins Zimmer zurück. Dank der auf Hochtouren laufenden Klimaanlage hat sich der Geruch etwas verflüchtigt....bis wir die Tür zum Bad aufmachen und eine tiefe Nase nehmen. Ok, Axel, hast gewonnen....

Statistik pro Person:
gefahren: 377 KM
Kosten für Benzin: 29,78 € (1,58 € / L)
Übernachtung Hotel: 25,- €

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