Ring of Kerry & Kerry Cliffs
Heute steht der bekannte Ring of Kerry auf dem Programm. Der Ring of Kerry ist eine Panoramaküstenstraße um die Iveragh-Halbinsel im Südwesten des irischen County Kerry. Die 179 km lange Rundstrecke führt durch zerklüftete und grüne Küstenabschnitte sowie ländliche Küstenorte. Aufgrund der Enge der Straßen dürfen Busse und Lkws den Ring nur in eine Richtung (gegen den Uhrzeigersinn) befahren.
Am Tag vorher bekam ich von einem ebenfalls hier campenden, aber etwas verstrahltem und arroganten Harley-Pärchen den Rat, den Ring of Kerry zu meiden, da diesen ja mittlerweile jeder (wortwörtlich) "Depp" fahren würde. Sie hätten einen absolut geheimen Insidertipp von einem Iren bekommen, dann doch lieber durch das Black Valley zu fahren. Besagter Schlemihl-Geheimtipp entpuppt sich dann doch nicht als Geheimtipp, da Axel die Durchfahrung des Black Valleys bereits bei der Planung Monate vorher berücksichtigt hatte.
Kurzerhand entscheiden wir uns für eine weitere Übernachtung auf diesem Campingplatz. Das hat den Vorteil, dass wir kein Gepäck mitschleppen müssen und rechtzeitig vom Platz kommen.
Ring of Kerry im Uhrzeigersinn
Wir fahren den Ring of Kerry von Killarney aus in südlicher Richtung, also mit dem Uhrzeigersinn. Ob das von Vorteil ist, wissen wir noch nicht. Bereits kurz nach dem Start erreichen wir den Torc-Wasserfall und mit uns eine Horde anderer Motorradfahrer, die uns bereits auf der Straße wild hupend und auf ihr Nummerschild zeigend (PLÖ und KI) überholt hatten. Klar, dass wir auf dem Parkplatz sofort ins Gespräch kommen.
Bei Moll´s Gap verlassen wir den Ring of Kerry und tauchen nun ins Black Valley ab. Sofort verändern sich die Straßen in kleinste schmale und enge kurvige Wege. Manche sind so schmal, dass nicht einmal zwei Motorräder aneinander vorbei kommen. Ich hätte zu gerne gesehen, wie der Harleyfahrer vom Campingplatz hier mit seiner Easy Rider-Langgabel vorwärts gekommen wäre.
Hinweisstein "Welcome to the Black Valley"
Ich lasse jetzt hier einfach mal über diese tolle Natur und eindrucksvolle Gegend ein paar Bilder sprechen.
Eingangsschild zum
Gap of Dunloe
Achtung: Zickzack, Spurverengung, 16% Gefälle, Schlangen (?), Huckel, Schleudergefahr, unbefestigter Seitenbelag, Fußgänger, Radfahrer, schleudernde Radfahrer (?), Reiter, Kühe, Rehe, Trecker und Pferdegespanne. Klingt echt nach Abenteuer...
Viel los auf dem "absolut geheimen Insidertipp" ;-)
Engpässe
Auger Lake (Loch an Tarathair) im Hintergrund
Wir erreichen die Wishing Bridge am Black Lake und legen erst einmal eine Kaffee-Pause ein. Was für ein toller Ritt.
verdiente Pause am Black Lake
Zahlreiche Touristen genießen hier die Ruhe und den tollen Blick auf den See und auf die hinter uns liegende Wishing Bridge. Der Legende nach geht der Wunsch in Erfüllung, den man beim Überqueren der Brücke äußert. Natürlich fallen mir sofort Hunderte ein, ich entscheide mich für meinen persönlich Wichtigsten. Es wird gesagt, dass hier im Laufe der Jahre viele Besucher Wünsche geäußert und einige davon sogar in Erfüllung gegangen sind! Ob das stimmt oder nicht, bleibt ungeklärt. Für viele Besucher bleibt das Überqueren der Brücke an diesem malerischen Ort aber sicher immer ein magisches Erlebnis.
auf der Wishing Bridge
Der Abstecher über das Black Valley hat sich auf jeden Fall gelohnt und ist wirklich ein Tipp für alle, die den Wild Atlantic Way fahren.
Bei Beaufort stoßen wir im Norden der Halbinsel wieder auf den Ring of Kerry und fahren ihn nun entgegen dem Uhrzeigersinn. Die weitere Strecke verläuft entspannt auf der N70. Wir sehen immer wieder fantastische Ausblicke aufs Meer oder auch wunderschön gelegene Küstenorte.
Unser nächstes Ziel ist Ballycarbery Castle, eine 3 km von Cahersiveen gelegene Burgruine. Bis etwa 2017 konnte man auf dem Burggelände herumgehen und die Ruinen erklettern. Vor einiger Zeit wurde dann der Zugang zur Burg gesperrt, da sie auf Privatbesitz steht. So kann man heute das Gebäude nur noch von einem kleinen Parkplatz etwa 200 Meter vor der Burg bewundern.
Ballycarbery Castle aus der Ferne
Für ein Beweisfoto reicht die Entfernung. Gerne hätte ich aber gesehen, wie die Burg von hinten aussieht. Kurzerhand lasse ich trotz mäßigem Wind die Drohne steigen und umfliege einmal dieses eindruckvolle Gebäude.
Ballycarbery von hinten
Es geht zurück nach Cahersiveen und wir stehen in einem Mörderstau, ohne dass sich irgendetwas bewegt. Entgegenkommende Fahrzeuge signalisieren uns, dass es einen schweren Unfall gegeben hat und die Straße mindestens für 4 Stunden gesperrt sei. Nach kurzer Überlegung wenden wir und fahren erst einmal in den Ort zurück zum tanken. Das Garmin zeigt klitzekleine Wege an, auf denen wir den Stau umfahren könnten. Wir sind uns ob der teilweise schlechten Straßenzustände unsicher, bemerken aber, dass bereits eine Vielzahl anderer Fahrzeuge den Weg nutzen. Also hinterher...
Stauumfahrung - Im Hintergrund unser eigentliches Ziel "Valentia
Island"
Nach ein paar Kilometern kommen wir genau da raus, wo der Unfall passiert ist. Zum Glück müssen wir die Hauptstraße nur überqueren und finden eine Lücke zwischen zwei Autos. Weiter geht es zum Hafen, von wo aus wir mit der Fähre auf Valentia Island übersetzen möchten. Valentia Island ist eine von Europas westlichsten bewohnten Inseln und im Westen über eine Brücke mit dem Festland verbunden.
Scheinbar wollen dies auch viele andere Leute nutzen, um nicht im Stau stehen zu müssen und schneller voranzukommen. Die Wartezeit auf die Fähre beträgt jetzt über eine Stunde und wir kehren wieder um.
Zum Glück findet auch dieses Mal Axels Garmin klitzekleine Wege und wir kommen wenige Kilometer hinter dem Stau wieder auf die N70. Glück gehabt...
Am westlichsten Punkt der Halbinseln erreichen wir die Kerry Cliffs. Mit den Kerry Cliffs präsentiert sich hier ein Küstenpanorama, was man so von der Straße aus überhaupt nicht vermuten würde. Mit 5 EURO Parkgebühren inklusive Eintritt ist dies eine tolle günstige Alternative zu den Cliffs of Moher und touristisch nicht überlaufen.
Der Kerry Cliffs-Galgen
Auf dem Schild am Parkplatz steht, dass die erste Plattform in 10 Minuten zu erreichen sind. Erfahrungsgemäß setze ich daher schon einmal 20 Minuten an. Wir gehen los, getrennt. Während die Männer zielsicher die Steigung mit gefühlt 25% bewältigen, muss ich zwischendurch Pause machen. Die Muskulatur der Beine brennt. Außerdem haben wir 25 °C und Ausreden und Erklärungen fürs Versagen finde ich sowieso immer.
Erste Plattform erreicht
Mit Mühe und Not erreiche ich 10 Minuten nach den Männern die erste Plattform. Ich habe keinen Bock mehr und setze mich auf eine Bank, alles schmerzt. Die Männer ziehen weiter und entern gerade die oberste Aussichtsplattform, von der man einen sagenhaften Rundumblick haben soll. Der Ausblick kann mich mal...
Dann erblicke ich einen Touristen, der grinsend an mir mit gefühlt 8 Km/h im Stechschritt auf der Steigung vorbeizieht. Das wäre ja noch zu ertragen, aber dass er dies alles mit Badeschlappen absolviert, kränkt doch meinen Ego.
Ich raffe mich auf und entere nun auch die letzte Plattform. Meine verbalen Äußerungen dazu möchte sicher keiner lesen, daher muss hier ein Bild von meiner schmerzverzerrten Haltung reichen. Im Hintergrund sieht man übrigends den Parkplatz, wo unsere Moppeds stehen. Gefühlt ist das von hier 2 Kilometer entfernt...na gut, aber mindestens 1 Kilometer.
dank Axel hier ein tolles Foto meiner schmerzverzerrten Haltung
Irgendwann komme ich oben an. Axel hat auf mich gewartet und freut sich, dass wir nun zusammen diesen tollen Blick auf uns wirken lassen können. Das, was ich sehe, ist einfach nur grandios. So ein toller Blick, bizarre Felsen, Sonne, Vögel, Wind...mein Gott, ist das schön hier.
oberste Plattform erreicht
Zurück brauche ich genauso lange wie hin. Als ich am Parkplatz ankomme, hat Micha bereits ein Sandwich verdrückt, dessen Zubereitung locker 15 Minuten gedauert hat. Schöner Zeitvergleich. ;-)
Axel und ich verspeisen auch noch eines und so geht die Zeit davon. Dieser Zwischenstopp hat uns locker 2 Stunden gekostet. Der Blick zur Uhr verrät, dass wir heute den Ring of Kerry auf keinen Fall mehr zu Ende fahren können.
Vor uns liegt jetzt noch eine sehr steil aussehende Straße, die wir bezwingen müssen. Am oberen Punkt haben wir noch einmal einen tollen Blick auf die Klippen. Hier entscheiden wir uns nun für die Heimfahrt. Vor uns liegen schlappe 90 Kilometer bis zum Campingplatz. Jetzt wissen wir auch, warum viele für den Ring of Kerry mindestens 2 Tage einplanen. Wir haben uns etwas verschätzt.
Im Supermarkt in Killarney kaufen wir noch ein, gönnen uns zwei kochendheiße Brathähnchen, dazu Erdbeeren, Rukkola und Vanillejoghurt und lassen den Tag wohlig entspannt und zufrieden ausklingen.
Statistik pro Person:
gefahren: 231 KM
Kosten für Benzin: 23,56 € (Liter Ø 1,70 €)
Übernachtung Flemings White Bridge Camping: 18,00 €
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