Wir erreichen das Mittelmeer
6.30 Uhr Aufstehen, 7.30 Uhr Frühstück mit Omelett, Kaffee und Wasser, 8.20 Uhr Start. Auch heute wurden wir mit tollen Landschaften, klasse Straßen und viel Sonne belohnt. Natürlich wurden wir auch heute teilweise freundlichst mit Hupkonzerten oder riskanten Überholmanövern begrüßt, aber das kannten wir ja nun schon.
Unser nächster Halt sollte Mostar und die bekannte Brücke Stari Most sein. Stari Most heißt "Alte Brücke" und sie war zur Zeit ihrer Erbauung im 16. Jahrhundert ein Meisterwerk der Ingenieurbaukunst. Sie wurde im Bosnienkrieg zerstört und danach wieder aufgebaut.
Stari Most
Gegen 11.00 Uhr erreichten wir Mostar. Und es war irgendwie bedrückend, denn überall standen noch zerbombte oder ausgebrannte Häuser herum... Zeugen der Zeit oder Mahnmale. Die Brücke selber war nur zu Fuß zu erreichen. Axel hatte aber einen gut einsehbaren Platz ganz in der Nähe gefunden und so konnten wir alles auf uns einwirken lassen. Was muss der Krieg hier getobt haben... ich glaube, meine Vorstellung reicht nicht aus, um ansatzweise zu erkennen, was wirklich abging. Zum Glück musste ich bisher nicht erleben, was so viele andere erlebt haben oder gerade erleben...
Über einen netten Pass verließen wir Mostar und hatten noch einmal einen schönen Blick auf die Stadt. Und die Temperaturen waren hier oben auch wieder angenehmer als in der Stadt. Kurz vor der Grenze zu Kroatien machten wir erneut an einer Tanke Rast und füllten unsere Benzinvorräte auf. 2,15 KM (Konvertible Mark) für 1 Liter SuperPlus. Da konnte man echt nicht meckern. Und dann noch ein erfrischendes Eis im Schatten... Die Pause tat gut.
erholsame Pause im Schatten
Ein anderer GS-Fahrer hatte uns beim Abbiegen entdeckt und kam schnurstracks auf uns zu. Er war total locker, schwärmte von seinem Traum, einer GS-Adventure, und erzählte und erzählte. Er würde gerade von einem BMW-Treffen in Kroatien kommen und lud uns erstmal zu einem Bierchen ein. Nachdem wir dankend abgelehnt hatten, stießen wir mit eisgekühltem Wasser ohne Geschmack an. War ein nettes Kurzerlebnis und wir freuten uns auf Kroatien.
Die Grenze passierten wir ohne etwas Nennenswertes erwähnen zu müssen. Alles lief perfekt und wir steuerten schnurstracks auf das Mittelmeer zu. Bereits kurz nach der Grenze erkannten wir, dass die Häuser und Straßen besser intakt waren. So viel konnte man allerdings noch nicht sehen, da wir uns immer noch auf einer Passstraße befanden. Und dann mit einem Mal nach der nächsten Kurve sahen wir das Mittelmeer. Toll...der Blick war zwar etwas verhangen, aber egal...wir waren am Mittelmeer und kurze Zeit später auf der Küstenstraße. Schade war nur, dass sich hier ein Ort an den anderen reihte. Aber so ist nun einmal Tourismus.
Wir haben das Mittelmeer erreicht
Irgendwo verließen wir noch einmal die Küstenstraße und fuhren einen weiteren Pass, von dem man wunderschöne Blicke aufs Mittelmeer werfen konnte. Allerdings war ich sehr abgespannt und fertig und konnte das so gar nicht genießen. An einer Rafting Station machten wir Halt, tranken erst einmal einen Cappu und überlegten, wie wir weiter fahren wollten. Unsere Wahl fiel auf den Campingplatz Stobrec in der Nähe von Split, den wir um 17.30 Uhr erreichten.
Allerdings schienen die Besitzer nicht gerade bikerfreundlich zu sein. Es gab keine Hütten und wenn wir zelten wollen, dann hätten wir auf einer entfernten Wiese stehen müssen. Aber die Moppeds müssten wir draußen lassen. Wechseln wollten die uns auch kein Geld, weil die Banken Sonntags zu haben. Hä? Wir haben nicht verstanden, was das damit zu tun hatte, empfanden aber alles nicht gerade einladend. Mit Blick auf die Uhr waren wir sicher, dass wir noch etwas außerhalb finden würden. Also machten wir uns auf den Weg, weg von der Küstenstraße ins Landesinnere, weil morgen das "Winnetou-Land", in dem viele Karl-May-Filme gedreht wurden, auf unserem Programm stand.
Und dann kommt das "Gegen-die-Zeit-fahren", was eigentlich keiner von uns mag. Wir durchfuhren auf den nächsten 50 Kilometern nur kleine oder verlassene Dörfer. Nichts, wo man hätte übernachten können. Und dann endlich sahen wir ein Schild "Hotel 8 km". Die 8 Kilometer kamen uns allerdings wie 20 vor. Aber egal. Wir erreichten gegen 19.00 Uhr eine größere Stadt und dann das "Park-Hotel". Ach du scheiße, dachte ich. Warum kann das nicht eine einfache Pension sein? Aber wir waren erschöpft und checkten ein; auch, wenn es nicht gerade eine günstige Alternative war.
Sehr nett empfand ich noch den älteren Mofafahrer, der uns an einer Kreuzung erspähte, unseren etwas orientierungslosen Blick sofort erkannte und fragte, ob wir eine Übernachtung suchten. Nachdem wir bejahten, führte er uns mit seiner Mofa ohne Umwege zum Parkhotel. Er war Kroate und hatte viele Jahre in Gronau gearbeitet und konnte dementsprechend gut deutsch.
Die Preisklasse des Hotels stimmte jetzt nicht unbedingt mit unserer Vorstellung überein, und als der nette Kroate dies mitbekam, bot er uns an, in seinem leer stehenden Haus zu übernachten. Der Schlüssel würde da und da liegen. Das fanden wir ausgesprochen höflich und zuvorkommend. Würde bei uns doch keiner einem Fremden anbieten. Wir waren gerührt und fühlten uns geehrt, lehnten aber trotzdem dankend ab. Wir wollten nur noch duschen, etwas essen und schlafen. Die Möglichkeit, die Moppeds im abgeschlossenen Hinterhof des Hotels zu parken, bestätigte unseren Entschluss.
Absackerbierchen mit regionalem "Schlangengift"
Achso...., wer ab jetzt Fahrtfotos vermisst, der sollte wissen, dass zwischenzeitlich auch meine 2. Kamera rumspackte und sich während der Fahrt manchmal einfach ausschaltete, was ich dann erst wieder beim nächsten Stopp mitbekam. :-(
Gefahrene Kilometer Sarajevo (Ilidža) - Drnis: 356,1
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